Die Branche hat Gefahr von 'Greenwashing' erkannt, sagt Christian Sewing

Der Fall DWS hat die Finanzwelt für das Thema Greenwashing sensibilisiert. Laut Sewing, Präsident des Bankenverbandes, schauen die Finanzinstitute gerade genauer hin, ob Produkte, die als nachhaltig beworben werden, auch wirklich grün sind.
Christian Sewing | Foto: picture alliance / SvenSimon
Christian Sewing | Foto: picture alliance / SvenSimon
Ulrike Barth mit dpa

Die Finanzbranche nimmt die Herausforderungen des Klimawandels nach Einschätzung von Bankenpräsident Christian Sewing sehr ernst. ”Die Finanzbranche setzt inzwischen viel Ressourcen dafür ein, genau darauf zu achten, dass das, was wir als grün bezeichnen, auch wirklich grün ist”, sagte der Deutsche-Bank-Chef in seiner Funktion als Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) im Gespräch mit der Nachrichtenagentur DPA.

Natürlich gebe es in einem sich entwickelnden Bereich wie ESG (”Environment, Social, Governance”, auf Deutsch: Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung), in dem die Standards noch nicht gesetzt seien, noch Unsicherheiten und Fragen. Aber: ”Allen Marktteilnehmern ist bewusst, wie gefährlich Vorwürfe von Greenwashing sind”, sagte Sewing.

Greenwashing - ein ernsthaftes Problem der gesamten Branche

Der Chef der Deutschen Bank muss es wissen, war es doch die Fondstochter seines Instituts, die erst kürzlich Besuch von Ermittlern bekam, nachdem es Vorwürfe in diese Richtung auftauchten. Als Konsequenz daraus musste der Vorstandschef der DWS, Asoka Wöhrmann, gehen - obwohl die DWS und Wöhrmann die Greenwashing-Vorwürfe gegen den Vermögensverwalter stets entschieden zurückgewiesen haben.

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Der Fall dürfte Nachdenken in der Branche ausgelöst haben. ”Ich gehe davon aus, dass der Fall Signalwirkung haben wird: Andere Vermögensverwalter werden sich die Vorwürfe genau anschauen und ihre eigenen Produkte und Kriterien auf den Prüfstand stellen. Wenn das Nichteinhalten des Nachhaltigkeitsversprechens zu einer Razzia führen kann, dürfte das alle aufschrecken”, sagte Magdalena Senn, Referentin für nachhaltige Finanzmärkte bei der Bürgerbewegung Finanzwende, im Gespräch mit FinanzBusiness.

Wie strafbar ist ”Greenwashing”?

Und das, obwohl noch gar nicht gesagt ist, ob ”Greenwashing” überhaupt ein strafrechtlich relevanter Vorwurf ist. ”Lügen über Nachhaltigkeit mögen den Anleger irren lassen über die grüne, friedliche, menschenrechtsachtende und soziale Grundlage seines Investments, aber sein Vermögen gerät dadurch nicht in Gefahr. Eine Lüge allein ist noch kein Betrug”, meinte dazu Rechtsanwalt André-M. Szesny von der Kanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek im FinanzBusiness-Interview.

”Das bedeutet aber nicht, dass eine Lüge ohne Konsequenzen bleiben muss: Das Recht kennt auch andere Möglichkeiten als Bestrafen. Wir bewegen uns hier eher im Bereich der irreführenden Werbung, also im Wettbewerbsrecht”, meint er.

Gefährlich sind die Vorwürfe von Greenwashing wohl vor allem für die Reputation eines Unternehmens.

”Eine unmittelbare Regelung, die Greenwashing strafbar macht, gibt es derzeit nicht”, sagt Andre-M. Szesny

Kritik an der Deutschen Bank

Auch die Deutsche Bank selbst sieht sich immer wieder mit Kritik an ihrer Nachhaltigkeitsstrategie konfrontiert. So fordern Umweltaktivisten, die Bank soll nicht mehr so viel Geld in Kohle- und Öl- Unternehmen fließen lassen.

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Dabei hat das Institut einige Initiativen angestoßen, um sich das Thema zu eigen zu machen. So verlangt die Deutsche Bank neuerdings von großen Lieferanten das ESG-Siegel einer Ratingagentur. Zudem hat das Institut versprochen, den eigenen CO2-Ausstoß zu verringern und auch die Kreditvergabe an die Anforderungen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) anzupassen.

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Der Umgang mit ESG-Grundsätzen ist für die gesamte Finanzbranche derzeit eine Herausforderung - auch weil klare Leitlinien fehlen. So hatte die BaFin eine eigentlich geplante Richtlinie zu ’grünen’ Investments überraschend auf Eis gelegt. Strafrechtler Szesny meint: zu Recht. Der Markt sei noch zu jung, als dass Gesetzgeber und Finanzaufsicht jetzt schon klare Regelungen für Finanzprodukten liefern könnten.

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