Philippinische Behörden erwarten lange Ermittlungen im Fall Wirecard

Auf den Philippinen nehmen Fahnder rund 50 Personen und Organisationen in den Blick, die mutmaßlich etwas mit dem Wirecard-Skandal zu tun haben. Auch der jetzt in Manila ums Leben gekommene ehemalige Asienchef des Zahlungsdienstleisters war den Behörden aufgefallen.
Millionenmetropole Manila | Foto: picture alliance/Pacific Press Agency
Millionenmetropole Manila | Foto: picture alliance/Pacific Press Agency
DPA, Tamara Weise

Im milliardenschweren Bilanzskandal beim Dax-Konzern Wirecard AG werden die Ermittlungen auf den Philippinen den Justizbehörden zufolge monatelang dauern.

Untersuchungen in alle Richtungen

Die zuständige Anti-Geldwäsche-Behörde (AMLC) der Regierung in Manila überprüfe im Zusammenhang mit dem Skandal mittlerweile 50 Menschen und Organisationen, sagte AMLC-Direktor Mel Racela am Freitag (7. August) der Deutschen Presse-Agentur. Racela kündigte an: "Wir werden jeden Stein umdrehen."

Bei Wirecard fehlen mindestens 1,9 Milliarden Euro, die der Konzern in seiner Jahresbilanz 2019 auf der Habenseite verbuchen wollte - das Ergebnis wahrscheinlich nicht existierender Luftgeschäfte mit Subunternehmern in Südostasien und im Mittleren Osten.

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Das vermisste Geld sollte sich eigentlich auf philippinischen Treuhandkonten befinden, ein philippinischer Anwalt hatte das Treuhandmandat erst im vergangenen November von einer Singapurer Firma übernommen. Im Juni stellte sich dann heraus, dass weder die Milliarden noch die Treuhandkonten existierten.

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Toter Manager war der Behörde bekannt

Berichte über den Tod eines deutschen Managers in Manila, dessen Verbindungen zu dem Skandal geprüft werden, bestätigten die philippinischen Behörden zunächst nicht. Der 45-Jährige soll ein enger Vertrauter vom flüchtigen Ex-Finanzvorstand von Wirecard, Jan Marsalek, gewesen sein - Ende Juli ist er dem Handelsblatt zufolge verstorben.

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Der Deutsche gelte im Rahmen der Ermittlungen auf den Philippinen als eine von mehr als 50 "Personen und Organisationen von Interesse", sagte AMLC-Direktor Racela. Er sei aber bisher nicht vorgeladen geweseb und gehöre nicht automatisch zu den Verdächtigen. Racela fügte hinzu: "Wir werden zu gegebener Zeit neue Angaben veröffentlichen." Derart komplexe Untersuchungen dauerten normalerweise Monate.

Auch in Deutschland ermitteln die Behörden. Erst Ende Juli hatte die Staatsanwaltschaft München Ex-CEO Markus Braun sowie zwei weitere Manager festgenommen.

Derweil ist weiter unklar, welches Aufsichtsgremium in seiner Rolle versagt hat. In Berlin scheint ein Untersuchungsausschuss zur Frage der Rolle des Finanzministeriums vor der Tür zu stehen. Außerdem wackelt der Stuhl von Bafin-Chef Felix Hufeld beträchtlich.

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