Europa droht einmal mehr von den USA abgehängt zu werden, warnt Phillip Sandner
Der Bitcoin boomt - und die Banken? Kommen nicht schnell genug voran, wenn es um die Chancen der neuen Technologie geht, sagt Blockchain-Professor Sander im Gespräch mit FinanzBusiness. Fähiger Nachwuchs wandere deshalb jetzt schon ab.
"Der Bitcoin steigt - und das wird er möglicherweise auch in den kommenden Jahren tun, auch wenn der Kurs jetzt gerade Kapriolen schlägt und zwischendurch auch mal absackt", sagt Philipp Sandner, Leiter des Blockchain Center an der Frankfurt School of Finance, im Gespräch mit FinanzBusiness zur aktuellen Entwicklung der weltweit beliebtesten Kryptowährung. Die sei letztlich aber ein attraktives Investment - etwa wie Gold.
Nach einem regelrechten Boom war die Kryptowährung zeitweise abgesackt - notiert heute aber schon wieder über der psychologisch wichtigen Marke von 50.000 Dollar.
Die Frage, welche Zukunft der Bitcoin in der deutschen Finanzindustrie hat, sieht der Blockchain-Professor kritischer: "In Deutschland haben wohl noch zu wenige Menschen verstanden, was man mit Kryptowährungen - und vor allem mit der Blockchain-Technologie, die dahinter steht - anfangen kann."
In der Finanzindustrie gebe es zwar hier und da Projekte. "Aber die verfügen Stand heute meist über zu wenig Budget und könnten schneller voran kommen. Und in der Industrie ist auch noch die Corona-Pandemie dazwischengekommen und hat das Thema Blockchain vielerorts von der Agenda gestoßen", sagt Sandner.
Zusammenfassend: "Der Bitcoin und andere Krypto-Assets sind die Zugpferde, die Finanzbranche kommt auch voran aber langsamer und in der Industrie bewegt sich das Thema sehr behäbig."
Vorzeige-Projekte - aber viel zu weniger
Aber hat der Immobilienkonzern Vonovia nicht gerade ein digitale Schuldverschreibung als innovatives Projekt über die Blockchain abgewickelt? "Ja, aber von solchen Projekten müsste es nicht eins, sondern 50 geben", kritisiert Sandner.
Zwar sei das Kryptoverwahrgesetz in Deutschland ein echter Vorreiter in Europa gewesen. Doch schon das geplante elektronische Wertpapiergesetz greife noch immer zu kurz.
"Leider werden damit erst einmal nur Schuldverschreibungen auf Blockchain-Basis erlaubt. Aktien und GmbH-Anteile bleiben erst mal außen vor - in der Schweiz und Liechtenstein ist man da schon wesentlich weiter", so der Professor.
Schweiz ist Vorreiter in Europa
In Europa seien die Eidgenossen besonders progressiv: "Dort bringt man bereits Aktien auf die Blockchain - lange bevor Deutschland das tut", so Sandner. Der Politik können man keinen Strick aus dem aktuellem Zustand drehen: "Die hat mit der neuen Gesetzgebung zum elektronischen Wertpapier schon den richtigen Weg beschritten - aber es mangelt noch an der konsequenten Umsetzung."
"Einmal mehr droht Europa hier von den USA abgehängt zu werden. Dort entwickelt das Thema Krypto gerade sehr dynamisch. Aber hierzulande baut niemand so etwas großes auf wie Coinbase", so Sandner.
Coinbase, eine der weltweit größten Handelsbörsen für Kryptowährungen aus den USA strebt zurzeit den Börsengang per Direktplatzierung und wird derzeit mir rund 100 Mrd. Dollar bewertet. "Die Deutsche Börse kommt derzeit auf einen Wert von rund 25 Mrd. Euro - das ist schon ein Kontrast", so Sandner.
Die deutschen Banken sind zu langsam
"Wo sind die Deutsche Bank, die Volksbanken und die Sparkassen?", fragt Sandner, wenn es um eine Blockchain- oder Kryptostrategie geht. Dort würden zwar vereinzelt Projekte gemacht "aber es fehlen bisher zumeist die Ambitionen, große Teams aufzubauen mit zehn Personen und mehr", so Sandner.
Dass man sich bei Deutschlands größter Privatbank immerhin mit dem Thema beschäftigt zeigt zuletzt ein Bericht auf dem Weltwirtschaftsforums, in dem ein erstes Pilotprojekt beschrieben wird. Ziel sei der Aufbau einer sogenannten Digital Asset Custody Plattform - eventuell noch in diesem Jahr.
Dem Blockchain-Professor genügen solche Pläne nicht - zumal anderorts bereits Fakten geschaffen werden. "Nicht selten gehen junge Leute in die Schweiz, um dort ihr Startup zu gründen", berichtet Sandner, der an der Frankfurt School selbst einen Teil des "Krypto-Nachwuchses" ausbildet.
Aber auch das Engagement der Hochschule in diesem Bereich sei ein Tropfen auf dem heißen Stein. "Welche anderen Universitäten bilden Blockchain-Experten aus? Dies geschieht weiterhin an der TU München und der TU Darmstadt, nicht aber in der Fläche", sagt Sandner.
Das Resultat: "Im Blockchain-Ökosystem Zürich und Zug sind derzeit etwa 5.000 Personen tätig, in Frankfurt sind es vielleicht 150", so der Professor.
Der Digitale Euro - zu wenig, zu spät
Kritik übt Sandner auch an der EZB-Strategie zum digitalen Euro. Experten glauben dass digitales Zentralbankgeld (CBDC) ein Treiber bei der Entwicklung von digitalen Pilotprojekten in der Finanzbranche sein könnte.
Die Idee eines E-Euro wird auf EU-Ebene derzeit forciert. Welche Form ein digitaler Euro annehmen könnte, wird aber noch diskutiert.
Auch beim digitalen Euro gelte daher bisher: zu wenig, zu spät, so Sandner. "Die EZB stellt jetzt einen Spezialisten für den Digitalen Euro ein - in China arbeiten solche Experten aber schon seit 2014 an digitalem Zentralbankgeld. Warum haben wir in Europa nicht schon vor zwei Jahren zehn Experten eingestellt? Und selbst wenn es mal zehn werden - in China sind es dann vielleicht 500", so der Blockchain-Professor. Und hat damit den eigentlichen Feind ausgemacht. "Die eigentliche Gefahr ist die Geschwindigkeit und damit die Zeit."
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