EZB-Konsultation zum Digitalen Euro endet mit Rekordbeteiligung

Auf ihre Fragen zu einer Möglichen Ausgestaltung des Digitalen Euro hat die EZB ungewöhnlich viele Antworten erhalten. Eines der wichtigsten Merkmale potenziellen Zentralbankgeldes im Euroraum wäre demnach der Schutz der Privatssphäre.
Fabio Panetta, Mitglied des EZB-Direktoriums und Vorsitzender der Task Force für einen digitalen Euro | Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Valerio Portelli
Fabio Panetta, Mitglied des EZB-Direktoriums und Vorsitzender der Task Force für einen digitalen Euro | Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Valerio Portelli

8.221 Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und Branchenverbände haben ihre Chance genutzt und in den vergangenen Wochen einen Online-Fragebogen bei der Europäischen Zentralbank (EZB) eingereicht - ein Rekordergebnis für eine öffentliche Konsultationen der EZB. Das Thema: Der Digitale Euro.

EZB schließt Meinungsbildung zum Digitalen Euro ab 

"Die hohe Zahl der Antworten auf unsere Umfrage zeigt das große Interesse der europäischen Bürger und Unternehmen an der Gestaltung der Vision eines Digitalen Euro", sagte Fabio Panetta, Mitglied des EZB-Direktoriums und Vorsitzender der Task Force für einen Digitalen Euro in einer Mitteilung der EZB.

"Die Meinungen von Bürgern, Unternehmen und allen Interessengruppen sind für uns von größter Bedeutung, wenn wir beurteilen, für welche Anwendungsfälle ein Digitaler Euro am besten geeignet wäre."

Zuletzt ist die Diskussion um die Entwicklung von digitalem Zentralbankgeld politisch auch in der Eurozone stärker vorangetrieben worden.

Deutsche Ratspräsidentschaft setzt den Digitaleuro auf die Agenda

Die Frage, ob es überhaupt digitales Zentralbankgeld geben soll, ist aber noch nicht entschieden. Geplant ist, dass der EZB-Rat sich dazu Mitte 2021 festlegt. Auch deshalb hatte die EZB ihre öffentliche Konsultation zum Digitalen Euro angestoßen. Die Antworten werden nun im Detail ausgewertet und noch im Frühjahr in einer umfassenden Analyse veröffentlicht, die dann dem EZB-Rat bei der Entscheidung über den Start eines digitalen Euro-Projekts helfen soll.

Schutz der Privatsphäre ist Top-Priorität

Schon jetzt gab die EZB aber Einblick in die ersten Rohdaten: So steht etwa der Schutz der Privatsphäre im Zahlungsverkehr an erster Stelle der geforderten Merkmale eines potenziellen digitalen Euro (41 Prozent der Antworten), gefolgt von Sicherheit (17 Prozent) und europaweiter Reichweite (10 Prozent).

Die Task Force des Eurosystems, in der Experten der EZB und der 19 nationalen Zentralbanken des Euroraums vertreten sind, hat mögliche vier Szenarien identifiziert, die die Ausgabe eines digitalen Euro erfordern würden.

Zu diesen Szenarien gehören

  • eine erhöhte Nachfrage nach elektronischen Zahlungen im Euroraum, die ein europäisches risikofreies digitales Zahlungsmittel erfordern würde,
  • ein signifikanter Rückgang der Verwendung von Bargeld als Zahlungsmittel im Euroraum,
  • die Einführung globaler privater Zahlungsmittel, die regulatorische Bedenken aufwerfen und Risiken für die Finanzstabilität und den Verbraucherschutz bergen könnten
  • sowie eine breite Akzeptanz von digitalen Zentralbankwährungen, die von anderen Zentralbanken ausgegeben werden.

Ergänzen, aber nicht ersetzen

Sicher ist, dass der Digitaler Euro Banknoten ergänzen aber nicht ersetzen soll. "Das Eurosystem wird in jedem Fall weiterhin Bargeld ausgeben", heißt es in der Mitteilung der EZB. 

Der Digitale Euro ist schon jetzt ein Nachzügler bei der Entwicklung digitalen Zentralbankgeldes. So ist in Europa Schweden mit seinem Projekt der "E-Krona" schon weiter voran geschritten. Auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) startet derzeit ein Experiment in Kooperation mit der Digitalbörse SDX.

Schweizerische Notenbank, SIX und BIZ testen digitales Zentralbankgeld 

Besonders viel Tempo legt allerdings China vor, das den digitalen Renminbi bereits testet. Auch das von Facebook unterstützte Privatprojekts zur Einführung der Digitalwährung Diem (vormals Libra) ist weit vorangeschritten und soll in den kommenden Monaten starten. 

Nach massiver Kritik, auch aus Deutschland wurden die Diem-Pläne zuletzt allerdings zusammengestutzt. Statt wie zunächst geplant auch eine Anlehnung an mehrere Währungen, unter anderem auch an den Euro, plant Diem nun "nur" noch mit der Abbildung des US-Dollar in seiner Digitalwährung. Ein Umstand, der bei Experten auch kritisch gesehen wird.

"Aus europäischer Sicht kann dies problematisch sein, wenn der US-Dollar bei verschiedenen Stablecoins auf die Blockchain gebracht wurde - wie es der Fall ist - und das auch mit signifikanten Volumina", warnte Blockchain-Experte Philipp Sandner, Leiter des Blockchain Centers an der Frankfurt School of Finance Anfang Dezember im Gespräch mit FinanzBusiness. "Denn für den Euro gibt es keine vergleichbaren Projekte."

Aus dem Facebook-Projekt Libra wird Diem

Libras neue Pläne könnten für Europa zu einem Problem werden

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