EZB schließt Meinungsbildung zum Digitalen Euro ab

Die Deutsche Kreditwirtschaft will die Arbeit der EZB an einem Digitalen Euro unterstützen - warnt aber davor, die "Geometrie des europäischen Bankensystems" grundlegend zu verändern. Der Bitkom fordert indes den schnellen Start von Pilotprojekten.
Die EZB in Frankfurt | Foto: picture alliance / Daniel Kubirski | Daniel Kubirski
Die EZB in Frankfurt | Foto: picture alliance / Daniel Kubirski | Daniel Kubirski

Die Europäische Zentralbank hat heute ihren öffentlichen Konsultationsprozess zur möglichen Einführung eines Digitalen Euro fristgemäß beendet. Dabei wurden die Chancen und Herausforderungen einer solchen digitalen Währung mit der breiten Öffentlichkeit diskutiert.

Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) begrüßt in einer Stellungnahme die Initiative der Zentralbank, die verschiedenen Alternativen eines Digitalen Euro zu sondieren und Lösungen für die technischen Herausforderungen zu finden. "Für die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) hat die Einführung eines Digitalen Euro durch das Eurosystem je nach Ausgestaltung das Potential, die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu stärken. Sie birgt aber auch die Gefahr, die Geometrie des europäischen Bankensystems grundlegend zu verändern", so Karl-Peter Schackmann-Fallis, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), der in diesem Jahr Federführer der DK ist.

Das Sprachrohr der deutschen Kreditwirtschaft sieht den Digitalen Euro vor allem als zukunftsweisendes Zahlungsmittel in einer digitalen Wirtschaft. Jedoch dürfe, so Schackmann-Fallis, eine solche Innovation in keinem Fall die Funktionsfähigkeit des zweistufigen Bankensystems aus der Europäischen Zentralbank (EZB) und den Geschäftsbanken in Frage stellen.

Die Versorgung der Wirtschaft und der Verbraucher mit Liquidität und Investitionsmitteln durch das zweistufige Bankensystem sei von wesentlicher Bedeutung für ein kontinuierliches Wirtschaftswachstum sowie ein hohes Beschäftigungsniveau und damit ein Stabilitätsgarant für Europa.

Daher sieht die DK, den digitalen Euro auch Hand in Hand mit einem digitalen Geld der Kreditwirtschaft. Die EZB sei nun gefordert auch für letzteres einen europaweiten, technischen Standard zu definieren.

Praxisprojekte anstoßen

Der Digitalverband Bitkom, in dem auch eine Reihe von Banken und Fintechs organisiert sind, forderte bereits, möglichst schnell von der Theorie in die Praxis zu wechseln. "Wir sollten rasch zeitlich und räumlich begrenzte Pilotprojekte starten und mit diesen Erfahrungen die optimale technische Infrastruktur für einen digitalen Euro entwickeln", sagt Patrick Hansen, Bereichsleiter Blockchain beim Bitkom in einer Mitteilung. Europa dürfe sich bei digitalen Währungen nicht abgehängt lassen. "Wir müssen das Tempo erhöhen, wenn wir den Vorsprung aufholen wollen, den andere bereits haben."

Damit verweist Hansen auf die Situation etwa in China, wo die Regierung seit geraumer Zeit Tests mit einem digitalen Yuan macht und eine Anwendung im Rahmen der Olympischen Winterspiele im kommenden Jahr in Peking anvisiert.

Getrieben wird das Thema digitaler Währungen auch durch private Projekte, wie etwa der Kryptowährung Diem (vormals Libra). Sie soll noch in diesem Jahr starten, allerdings erstmals - anders als ursprünglich geplant - "nur" angelehnt an den US-Dollar.

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Im Mittelpunkt der Überlegungen muss laut Bitkom stehen, dass ein digitaler Euro mit der bestehenden Finanzinfrastruktur kompatibel sein muss. "Der digitale Euro soll den bestehenden Finanzsektor nicht ersetzen, sondern ergänzen", sagt Kevin Hackl, Referent Digital Banking & Financial Services beim Bitkom.

"Das bedeutet zum Beispiel, dass die Ausgabe des digitalen Euro am effizientesten über Geschäftsbanken und andere Finanzintermediäre erfolgen sollte, die Erfahrungen im Umgang mit Endkonsumenten haben." Zudem drängt der Bitkom darauf, dass ein Digitaler Euro für alle zugänglich sein muss und zum Beispiel auch Offline-Zahlungen ermöglicht.

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