"Diese Welten werden über kurz oder lang zusammenwachsen", sagt Sebastian Blum

Der Mitgründer von Greenfield One erklärt im FinanzBusiness-Gespräch, warum Krypto für Investoren kein toxischer Begriff sein muss - und Banken gut daran tun, sich jetzt auf die neue Welt einzulassen.
Sebastian Blum, Co-Founder von Greenfield One | Foto: Greenfield One
Sebastian Blum, Co-Founder von Greenfield One | Foto: Greenfield One

50 Millionen Euro hat Greenfield One, ein Early-Stage Krypto Venture Capital Unternehmen im Herbst 2019 unter anderem bei Bertelsmann Investments und Lennertz & Co. eingesammelt. Das Ziel: das große Potential Blockchain-basierter Geschäftsideen und -modelle auch in Europa einem breiteren Investorenkreis als eigenständige Assetklasse zugänglich zu machen.

Eines der ersten Investments des neuen Fonds war Anfang Februar 2020 Celo, eine Open-Source Blockchain-Plattform, die sich auf dezentrale Finanzsysteme und -tools (DeFi) für Smartphonenutzer konzentriert.

Rund 20 Millionen Dollar (rund 17 Mio Euro) bekam das Fintech unter anderem von Andreessen Horowitz von Greenfield One und Electric Capital. Mit dem frischen Geld startet das Fintech die Zahlungs-App Valora.

Google & Co Paroli bieten

Es ist der zweite Krypto-Fonds, den Greenfield One auflegt. Hinter dem Early Stage-Finanzierer stehen die Gründer Sebastian Blum und Jascha Samadi, die den Fonds Anfang 2019 ins Leben gerufen haben. Ihren Ansatz definieren die beiden als "research-getrieben", der Fonds nimmt über eigene technische Infrastruktur zudem aktiv an den Krypto-Netzwerken des Portfolios teil, um Rendite-Potentiale "möglichst diversifiziert zu maximieren", wie es in einer Mitteilung heißt.

Man baut darauf, mit der Frühfinanzierung heute in die Entstehung des "Web 3.0" von morgen zu investieren – und damit letztlich in die neuen Generation des Internets, die in Zukunft wiederum neue Geschäftsmodelle ermöglichen wird. Mit der gezielten Unterstützung von Krypto-Netzwerken und Entwicklerteams hat man auch die übermächtige Konkurrenz aus den USA im Hinterkopf.

"Heutzutage haben dominante Plattformen wie Google & Co. ihren Job so gut gemacht, dass sie mit Ihrer Marktmacht die Spielregeln verändern und Branchen dominieren können", erklärt Sebastian Blum im Gespräch mit FinanzBusiness. "Diese Marktmacht ist jedoch innovationsfeindlich." Derzeit finden Entwickler-Teams eben in diesen Krypto-Netzwerken die Alternativen zu Google, Apple und Amazon Web Services.

Blum erwartet daher einen „extremen Paradigmenwechsel“, wie es ihn in den vergangen 40 Jahre auch schon bei der Entwicklung vom Mainframe-Computer bis hin zur Cloud gegeben hat. Auch das Web 3.0 werde eine ähnlich tiefgreifende Veränderung der IT-Infrastruktur mit sich bringen.

„Wir gehen auf eine Welt zu, in der wir eine Beschleunigung dieser Veränderung erleben werden. Krypto hat das Potenzial, in Zukunft jegliche Geschäftsprozesse zu innovieren.“

„Für die Fintech-Welt heißt das konkret, dass Krypto auch unverrückbare Strukturen bis hin zum Core-Banking-Tech-Stack aufbrechen wird und damit Player wie beispielsweise N26 ihre Innovationen im Finanzsektor effizienter anbieten können.“, so Blum.

Auch Banken hätten in der neuen Web 3.0-Welt „sehr viel zu gewinnen, wenn sie an den Tisch kommen und sich mit dieser Technologie befassen“, so Blum. „Das passiert auch schon. Die großen Häuser in Frankfurt befassen sich alle längst mit den Systemen - aber es ist eben schwierig, eine alte Infrastruktur auszutauschen. Aber sicher ist: Diese Welten werden über kurz oder lang zusammenwachsen."

Investieren, um Know-how aufzubauen

"Den Investoren ist eins gemein: Sie wissen, dass Technologie und Märkte sich laufend verändern werden. Sie investieren auch um Know-how aufzubauen, Zugang zu Deals und ein besseres Verständnis für neue Märkte zu bekommen, beziehungsweise um die ersten am Markt zu sein“, meint Blum zur Motivation derer, die sich jetzt über den Greenfield One-Fonds an Krypto-Netzwerken beteiligen.

Den Fond hat man bewusst in Deutschland angesiedelt und bei der BaFin registriert. "Wenn das Produkt schon so erklärungsbedürftig ist, dann ist es umso wichtiger, dass wenigstens die Struktur, in die man investiert vertraut und seriös ist - und eben kein steueroptimierter Fonds, der irgendwo auf Malta oder auf tropischen Inseln sitzt und selbst tokenisiert ist", erklärt Blum.

Krypto ist nicht mehr toxisch

Doch wie kriegt man eigentlich sonst so konservativ agierende Family Offices dazu, in etwa unkontrollierbares wie die Krypto-Welt zu investieren?

"Beim Thema Krypto haben wir seitens der Investoren oft einen Push-Back bekommen, da das Thema noch nicht verstanden wird und es war lange Zeit ein toxischer Begriff für Investoren", sagt Sebastian Blum.

Unter anderem sei das Thema Sicherheit und Kontrolle für Investoren "sehr sehr wichtig und diese Aspekte sind bei frühphasigen Investments in Krypto anders". Denn es sind genau diese Aspekte, die Krypto-Netzwerke nicht auf die Art und Weise bieten können, wie Investoren das bislang gewohnt waren.


 "Die Aktie ist ja das Mental Mind Modell, das mittlerweile jeder Schüler kennt. Aber Krypto - das sind keine Unternehmen, sondern Netzwerke, die einen Initiator haben und man kauft "nur" eine Token", so Blum.

Verschobene Kontrollinstanzen

Aktien, traditionelle Governance über Aufsichtsgremien und Dividenden - das ist hier alle anders. "Man muss den Investoren erklären, wie die neue Welt tickt - und wie sie Kontrolle über ihre Investments behalten können. Das widerspricht auf den ersten Blick der Krypto-Welt, bei der ja gerade das Tolle ist, dass es keine singuläre übergeordnete Kontrollinstanz gibt, sondern die Community sich selbst kontrolliert."

Trotzdem sei die Krypto-Welt keineswegs anarchisch. "Die Kontrolle verschiebt sich, sie ist anders - auch zum Vorteil des Investoren. Der ist zum Beispiel nicht mehr auf das "Ok" seiner Co-Investoren angewiesen, wenn er einmal sein Asset oder Investment (Token) verkaufen will", sagt Blum.

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