Deutsche Banken verdienen im internationalen Vergleich wenig

Im vergangenen Jahr machten deutsche Privatkundenbanken pro Kunde im Schnitt 180 Euro Gewinn, wie eine Auswertung der PWC-Tochter Strategy& zeigt. Insgesamt war 2021 aber ein ”erfreuliches Jahr”, resümiert die Studie.
Andreas Pratz, Partner bei Strategy& Deutschland | Foto: PwC (Strategy&) Germany GmbH
Andreas Pratz, Partner bei Strategy& Deutschland | Foto: PwC (Strategy&) Germany GmbH
carolin kassella mit dpa

Im internationalen Vergleich machen deutsche Privatkundenbanken nur sehr bescheidene Gewinne - auch in Hinblick auf ihre direkten Nachbarn. Sowohl in Österreich als auch insbesondere in der Schweiz arbeiten Banken weit profitabler, wie eine Analyse der zur Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC gehörenden Beratung Strategy& ergab.

Platz zehn von zwölf verglichenen Ländern

Pro Kunde erzielte die Durchschnitts-Privatkundenbank in Deutschland im vergangenen Jahr lediglich 180 Euro Gewinn. Das waren acht Euro mehr als 2020, aber nur Platz zehn von zwölf verglichenen Ländern und Weltregionen. Nur Banken in Großbritannien und den USA taten sich noch schwerer.

Ertragsschwäche im deutschen Bankensektor hat sich 2020 zugespitzt

Schweizer Geldhäuser hingegen lagen - vom Wechselkurs begünstigt - mit 528 Euro Gewinn pro Kunde auf Platz eins. Strategy& analysierte für den ”Retail Banking Monitor 2022” die Ergebnisse von rund 50 Privatkundenbanken und Bankengruppen in Europa, Nordamerika und Australien mit insgesamt 690 Millionen Kunden.

Profitabilität deutscher Institute liegt im Retail-Banking unter europäischem Durchschnitt

Retail- und Kreditgeschäft treiben Erträge

Insgesamt war 2021 laut Studie für die internationale Bankenbranche ein erfreuliches Jahr, die Umsätze stiegen im Schnitt um vier Prozent. 70 Prozent haben demnach ihre Betriebsergebnisse gesteigert. Die Kundschaft trug viel Geld auf die Banken: Die Einlagen wuchsen um sieben Prozent.

Fast ebenso kräftig legte das Kreditgeschäft mit einem Plus von sechs Prozent zu. Beide Trends waren in Deutschland auch in den Vorjahren schon zu beobachten - trotz immer mehr Instituten mit Verwahrentgelten. „Die steigenden Umsätze und Gewinne zeigen, dass deutsche Privatkundenbanken bereits viele richtige Schlüsse aus den Herausforderungen der vergangenen Jahre gezogen haben”, resümiert Andreas Pratz, Studienautor und Partner bei Strategy& Deutschland.

Gleichzeitig befände sich die europäische Wirtschaft mit Zinswende, Inflation, Kaufkraftverlusten und geopolitischen Risiken in einem Jahrzehnt ”mehrerer Großtransformationen”.

”Es geht nicht mehr um ein Sichern des Status quo bei gesteigerter Effizienz, sondern um die strategische Gestaltung des Geschäftsmodells der Zukunft rund um innovative Produkte und neue Vertriebswege, sowie einen klaren ESG-Fokus. Hinzu kommen taktische Maßnahmen in einem Umfeld mit attraktivem Einlagengeschäft, aber auch schwieriger werdendem Kreditmarkt“, stellt Pratz in Aussicht.

Welle der Filialschließungen noch nicht beendet

Bei der seit Jahren andauernden Welle der Filialschließungen in Europa ist laut Studie das Ende noch nicht erreicht. Die Unternehmensberater gehen davon aus, dass die Zahl der Bankfilialen europaweit um acht Prozent zurückging - in der 2020 veröffentlichten Vorgängerstudie prophezeiten Studienautor Andreas Pratz und seine Kollegen, dass die Zahl der Geschäftsstellen von knapp 60.000 im Jahr 2020 bis 2023 auf 36.000 schrumpfen könnte.

Die Zahl der Filialen und Kreditinstitute schrumpft

Eine Hauptursache ist demnach, dass die Kunden immer seltener den Weg in eine Bankfiliale hinein finden. Im Schnitt führen die Angestellten im Vertrieb demnach pro Arbeitstag nur noch zwei bis drei Kundengespräche für Beratung oder Verkauf.

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