Profitabilität deutscher Institute liegt im Retail-Banking unter europäischem Durchschnitt

Laut Studienautorin Daniela Chikova, Partnerin im Bereich Financial Services bei der Unternehmensberatung Kearney, verdienen Banken wie die ING und DKB zwar weniger pro Kunde, wirtschaften aber "deutlich kosteneffizienter".
Daniela Chikova, Partnerin im Bereich Financial Services bei Kearney (links) und Frankfurter Skyline | Foto: Kearney (links), picture alliance/dpa | Frank Rumpenhorst (rechts)
Daniela Chikova, Partnerin im Bereich Financial Services bei Kearney (links) und Frankfurter Skyline | Foto: Kearney (links), picture alliance/dpa | Frank Rumpenhorst (rechts)

Die Pandemie wird für Europas Banken zur Belastungsprobe. Laut 'European Retail Banking Radar 2021' (RBR) der international tätigen Unternehmensberatung Kearney schreibt jede zehnte Bank in Europa Verluste. Damit steigt der Druck auf die Banken, die Kosten weiter zu senken. Bei der Profitabilität sind deutsche Banken dabei Schlusslicht.

Der durchschnittliche Gewinn pro Kunden ging bei europäischen Banken 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent zurück. 70 Prozent der Banken erzielten nur "magere" 100 Euro durchschnittlichen Gewinn pro Kunde, schreibt Kearney.

Digitale Banken sind deutlich kosteneffizienter

In Deutschland sei jedoch eine Diskrepanz bei der Profitabilität zu beobachten: "Der größte Unterschied liegt zwischen den traditionellen Retail-Banken und den beiden digitalen Banken (ING, DKB). Die Digital Banks verdienen weniger pro Kunde, sind aber deutlich kosteneffizienter, gemessen an der Cost-Income-Ratio (CIR)", kommentiert Daniela Chikova, Partnerin im Bereich Financial Services bei Kearney und Studienautorin, die Ergebnisse exklusiv für FinanzBusiness.

Niedrige Risikokosten von Vorteil

"Der deutsche Markt ist sehr fragmentiert und dadurch ertragsseitig sehr schwierig. In Westeuropa verdienen Retail Banken nur in Großbritannien und Portugal weniger als in Deutschland. Was den deutschen Banken zugute kommt, sind die sehr niedrigen Risikokosten - die niedrigsten Risikokosten gemessen am Ertrag nur nach der Schweiz", sagt Chikova zu FinanzBusiness.

Banken können wirtschaftliche Erholung mitsteuern

Deutschland sei bisher weniger als andere europäische Länder von der Pandemie betroffen. Dennoch hätten die Retail Banken - auch in Deutschland - die Möglichkeit, die Erholung maßgeblich zu gestalten, ist Chikova überzeugt.

"Zum Beispiel durch einfachen Zugang zu Krediten, damit Kleinstunternehmen über ausreichend Liquidität verfügen um ihre Tätigkeiten nach den Lockdowns wieder aufnehmen zu können. Oder durch eine kluge digitale Finanzplanung und laufendes Finanzmanagement für Privatpersonen, die von der Pandemie besonders betroffen sind - etwa durch Teilzeitarbeit, Jobverlust oder Langzeitfolgen nach einer Covid-Infektion", sagt die Beraterin.

In drei bis fünf Jahren wieder auf Vorkrisenniveau

Für das RBR wurde die Performance von 89 Privatkundenbanken in 22 Ländern, darunter 51 Banken in Westeuropa und 38 Banken in Osteuropa, analysiert.

"Es besteht kein Zweifel, dass die Pandemie erhebliche Auswirkungen auf die Banken hatte. Die Folgen waren aber weniger schwerwiegend als noch im Vorjahr prognostiziert. Dafür verantwortlich sind die Hilfsprogramme und die Lehren, die aus der Finanzkrise gezogen wurden", erklärt Chikova in einer Mitteilung. "Wir gehen davon aus, dass die europäischen Banken innerhalb von drei bis fünf Jahren wieder zur Performance von vor Covid-Zeiten zurückkehren werden. Um die Rentabilität zu steigern, müssen in dieser Zeit die Kosten um 35 bis 45 Mrd. Euro gesenkt werden."

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