Gewerkschafter Jan Duscheck zeigt Verständnis für Boni bei Deutscher Bank

Das Aufsichtsratsmitglied warnt im Gespräch mit FinanzBusiness aber vor einer Polarisierung innerhalb der Belegschaft und führt Gründe an, warum ihn die Haltung des Managements nachdenklich stimmt.
Jan Duscheck | Foto: Deutsche Bank
Jan Duscheck | Foto: Deutsche Bank

Deutsche-Bank-Aufsichtsratsmitglied und Verdi-Gewerkschaftsfunktionär Jan Duscheck hat Verständnis für die in diesem Jahr wohl höheren Bonuszahlungen an die Investmentbanker des Instituts gezeigt.

"Wenn man Investmentbanking machen will, und Teile davon hat die Deutsche Bank ja schon aufgegeben, dann muss man auch bereit sein, Gehälter zu zahlen, die konkurrenzfähig mit denen von US-Banken sind. Auch wenn diese das deutsche Gehaltsniveau sprengen", sagte Duscheck, Fachgruppenleiter Bankgewerbe bei der vereinten Dienstleistungsgewerkschaft Verdi im Gespräch mit FinanzBusiness.

Die Höhe der Bonuszahlungen, die Deutschlands größte Geschäftsbank ausschütten wird, steht Ende der Woche fest. Dann veröffentlicht die Bank ihren Geschäftsbericht für das zurückliegende Jahr. Bank-Chef Christian Sewing und sein Finanzvorstand James von Moltke hatten mehrfach angekündigt, dass sich die Investmentbanker diesmal auf höhere variable Vergütungsanteile freuen können.

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"Es gehört zwar zur Wahrheit dazu, dass es die Investmentbanker waren, die im zurückliegenden Jahr das Geld verdient haben. Aber man muss sich auch vergegenwärtigen, dass die Investmentbankingsparte in der Vergangenheit auch für hohe Verluste und Strafzahlungen verantwortlich war", so Duscheck. Die Deutsche Bank hat nach fünf Verlustjahren in Folge für 2020 wieder einen Vorsteuergewinn von einer Milliarde Euro ausgewiesen.

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Vor diesem Hintergrund ist es für Duscheck wenig verständlich, warum sich das Management der Deutschen Bank im Tarifkonflikt mit den Beschäftigten der DB Direkt derart unnachgiebig zeigt. 650 Mitarbeiter in den Deutsche-Bank-Call-Centern in Essen und Berlin befinden sich seit Ende Januar im Arbeitskampf.

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"Die Bank muss die gesamte Belegschaft im Blick haben. Den Topverdienern noch einen Aufschlag zu geben, während die Beschäftigten am unteren Ende des Gehaltsgefüges fast nichts bekommen sollen, das passt nicht zusammen und führt zu einer unnötigen Polarisierung. Unsere Forderungen sind ja auch nicht exotisch. Das 13. Monatsgehalt, das wir fordern, ist für die Beschäftigten der Deutsche Bank AG schon lange Standard", sagt Duscheck FinanzBusiness.

Was den Aufsichtsrat und Gewerkschaftler besonders nachdenklich stimmt: "Selbst wenn die Deutsche Bank alle unsere Forderungen erfüllen würde, bedeutete das eine Erhöhung der Personalkosten von nicht einmal zwei Mio. Euro im Jahr. Angesichts der Summen, die jetzt in Boni fließen, ist das nicht viel."

Duscheck schwant, dass die harte Haltung des Managements bei den Call-Center-Mitarbeitern den Auftakt zu einer harten Haltung in weiteren Tarifverhandlungen darstellt.

Für einen Großteil der Deutsche-Bank-Beschäftigten stehen diese im Sommer an, wenige Monate später geht es um Löhne und Gehälter für die Beschäftigten der Postbank.

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