Sparkassen und Genossenschaftsbanken hatten ein durchschnittliches Fusionsjahr

Auf dem Hochzeitsplan standen 43 Zusammenschlüsse von Volks- und Raiffeisenbanken und sechs innerhalb der Sparkassengruppe. Meist übernehmen größere Institute die kleineren. Vier Fusionen wurden derweil abgesagt.
Volksbank- und Sparkassenfiliale nebeneinander. | Foto: picture-alliance / ZB | Peter Endig
Volksbank- und Sparkassenfiliale nebeneinander. | Foto: picture-alliance / ZB | Peter Endig

2021 war ein im Vergleich durchschnittliches Fusionsjahr bei den Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Bei den öffentlich-rechtlichen Instituten standen sechs Hochzeiten auf dem Programm, bei den Volks- und Raiffeisenbanken waren es 43. Ein Jahr zuvor hatten sich mit drei Sparkassen weniger als sonst üblich zusammengetan, bei den Genossenschaftsinstituten 'heiraten' seit Jahren jährlich etwa 40.

"Stadt trifft Umland" ist 2021 häufigste Konstellation bei Fusionen von Sparkassen

Städtische Sparkassen übernehmen häufig Umlandinstitute

In der Sparkassenorganisation gab es 2021 laut dem deutschen Sparkassen- und Giroverband sechs Zweierhochzeiten von mittelgroßen und kleineren Instituten. Dabei haben städtische Institute Institute aus dem Umland übernommen. Die Fusionsspitzenreiter von der Bilanzsumme her sind die Sparkasse Südpfalz und die Sparkasse Kaiserslautern mit einer Bilanzsumme von jetzt jeweils über fünf Milliarden Euro. Die Hälfte der Zusammenschlüsse fand im Januar statt.

Die kleinsten Übernahmekandidaten waren die Sparkasse Sprockhövel mit einer Bilanzsumme von 482 Mio. Euro und die Raiffeisenbank Vordersteinenberg mit einer Bilanzsumme von gerade einmal 45 Mio. Euro.

Auch für das laufende Jahr stehen bereits wieder erste öffentlich-rechliche Hochzeiten auf dem Programm. "Für 2022 haben wir bislang Kenntnis von drei Fusionen, die zum 1. Januar wirksam werden", sagt ein DSGV-Sprecher im Gespräch mit FinanzBusiness. Die Sparkasse Mainz und die Sparkasse Worms-Alzey-Ried werden zur Rheinhessen Sparkasse, die Kreissparkasse Augsburg und die Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim erhalten nach dem Zusammenschluss den Namen Sparkasse Schwaben-Bodensee und die Sparkasse Gevelsberg-Wetter und die Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld heißen seit Jahresbeginn Sparkasse an Ennepe und Ruhr.

Fusion der Sparkassen Dortmund und Schwerte nimmt letzte Hürde

Nach Informationen von FinanzBusiness steht im Juni offenbar bereits die nächste Sparkassen-Hochzeit auf dem Plan. Kurz vor Weihnachten wurde bekannt, dass die Fusionspläne der Sparkassen Dortmund und Schwerte ihre letzte formelle Hürde genommen haben. Die Sparkasse Dortmund ist der größere Partner im Verbund. Mit einer Bilanzsumme von 11,1 Mrd. Euro stand das Institut im bundesweiten Sparkassen-Ranking zuletzt auf Platz 20. Zusammen kommen die beiden fortan auf eine Bilanzsumme von rund zwölf Mrd. Euro.

Raiffeisenbanken in Norddeutschland sind bei "Mission Dreisam" am Ziel

Weniger auskunftsfreudig ist der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). Auf Nachfrage von FinanzBusiness wollte die Interessenvertretung der Genossen sich jedenfalls nicht zum Stand der Fusionen äußern. "Die Zahl der Zusammenschlüsse wird erst Mitte März auf der Jahres-Pressekonferenz bekanntgegeben", sagte eine Sprecherin.

Volksbank Itzehoe hat "Mission Dreisam" abgeschlossen

ZEB Consulting hat allerdings einige Daten zusammengetragen. Demnach ist, gemessen am Genossenschaftsvermögen die Volksbank Itzehoe mit 254,9 Mio. Euro die größte Bank, die 2021 eine Fusion eingegangen ist. Die unter dem Namen "Mission Dreisam" vorangetriebene Verschmelzung der Raiffeisenbank Ratzeburg, der Volksbank Raiffeisenbank Itzehoe und der Volksbank Raiffeisenbank Bad Oldesloe ist im Juli rückwirkend zum 1. Januar 2021 über die Bühne gegangen.

Die Volksbank Karlsruhe plant bereits die nächste Fusion

Auf Platz zwei folgt die Volksbank Baden-Baden Rastatt mit 184,7 Mio. Euro Genossenschaftsvermögen. Hier fand zum 1. Juli eine Fusion mit der Volksbank Karlsruhe statt. Und zum Jahresbeginn steht gleich die nächste Fusion ins Haus: mit der VR Bank Neckar Enz. Letztere hat ein Genossenschaftsvermögen von 180,6 Mio. Euro und hat gerade selbst eine Fusion mit der Volksbank Ludwigsburg hinter sich.

Bei den Volks- und Raiffeisenbanken gab es 33 Zweier- und fünf Dreierfusionen", sagt Franz-Josef Reuter, Senior Advisor bei ZEB Consulting, zu FinanzBusiness. Große Volksbanken wie die Frankfurter, Dortmunder oder Wiesbadener Volksbank hätten sich mit kleineren Umlandinstituten zusammengetan. Insgesamt dominiere bei den Volks- und Raiffeisenbanken das Muster, dass sich kleinere Institute größeren anschließen. "Weniger als ein Drittel der Fusionen finden unter gleich großen Partnern statt." 

Vor allem Volksbanken wie die Frankfurter, Dortmunder oder Wiesbadener taten sich demnach mit kleineren Umlandbanken zusammen. "Insgesamt dominiert bei den VR-Banken das Muster, dass sich kleinere Institute größeren anschließen", hat Reuter festgestellt. Weniger als ein Drittel der Fusionen spielen sich derweil unter gleich großen Partnern ab.

Ein geografischer Schwerpunkt der Fusionen von Volks- und Raiffeisenbanken lässt sich derweil im Süden ausmachen - insbesondere in Baden-Württemberg und in Bayern. Im Osten Deutschlands ging dagegen 2021 nur ein Zusammenschluss vonstatten. Volksbank Elsterland mit der VR-Bank Fläming zur VR Bank Fläming-Elsterland Anfang September mit Sitz im südbrandenburgischen Schönewalde. In den fünf neuen Bundesländern hatten sich bereits nach der Wende 1990 großflächigere Zuschnitte der Volks- und Raiffeisenbanken gegründet. Während die Sparkassen auf eine gewisse Infrastuktur der alten OST-Institute zurückgreifen konnten, mussten die Genossenschaftsbanken ihre Netz komplett neu spannen.

Anfang Januar folgt aktuell die Fusion der Vereinigten Volksbank Raiffeisenbank Wittlich mit der Volksbank Hunsrück-Nahe zur Vereinigten Volksbank Raiffeisenbank. Hauptsitz wird Simmern im Hunsrück sein.

Insbesondere wegen der häufigen Hochzeiten der Genossen regt sich Widerstand. Ein Verein namens 'Igenos', der FinanzBusiness die Daten für die Fusionen und die dazugehörigen Genossenschaftsanteile übermittelt hat, kritisiert die häufigen Fusionen wirtschaftlich gesunder Institute, da dies häufig nicht im Interesse der Anteilseigner sei.

"Fusionen werden vom Vorstand oder dem Genossenschaftsverband eingeleitet beziehungsweise befürwortet", sagt Igenos-Vorstand Gerald Wiegner im Gespräch mit FinanzBusiness. Dabei sei allein der Wille der Genossenschaftsmitglieder, also der Kunden, relevant. "Es gibt keinen Grund, sich durch eine Fusion schlechter zu stellen." Er sei nicht generell gegen Fusionen, jedoch gegen wirtschaftlich unnötige Zusammenschlüsse.

Die Fusion der Volksbanken im Westmünsterland ist gescheitert

Geplante Dreier-Fusion zur "VR-Bank zwischen den Meeren" ist geplatzt

Nicht zuletzt deshalb sind auch im vergangenen Jahr einige Hochzeiten bereits im Vorfeld geplatzt. Anfang Oktober beispielsweise ist die Fusion zwischen der Volksbank Bocholt und der VR-Bank Westmünsterland gescheitert. Die Volksbank Bocholt verfehlte in ihrer Vertreterversammlung die für den Zusammenschluss erforderliche Mehrheit von 75 Prozent der Stimmen, wie sie damals mitteilte.

Mitglieder der Raiffeisenbank Bruck stimmten gegen die Fusion

Auch das Zusammengehen der Raiffeisenbank Bruck mit der viel größeren VR-Bank Regensburg-Schwandorf ist im Juni gescheitert. Die Mitglieder des möglichen kleinen Partners hatten den Zusammenschluss abgelehnt. Die VR Bank Mittelhaardt und die Vereinigte VR Bank Kur- und Rheinpfalz mit Sitz in Speyer haben sich im Mai trotz intensiver Zusammenarbeit gegen die Bildung einer strategischen Allianz und somit auch gegen eine mögliche Fusion entschieden. Die strategischen Ausrichtungen seien zu verschieden gewesen, hieß es.

Im hohen Norden kam indes ein Zusammengehen der VR-Bank Neumünster mit der VR Bank Westküste nicht zustande. Allerdings in diesem Fall nicht, weil die Mitglieder dagegen waren: "Im Verlauf des Projektes wurde uns bewusst, dass der Zeitplan für das gemeinsame Vorhaben zu ambitioniert war. Die Umsetzung wäre komplexer und aufwendiger" als gedacht gewesen.

Volksbanken-Fusion im Aachener Land ist abgeblasen

Bereits Anfang April scheiterte ein Zusammengehen der Aachener Bank mit der Volksbank Heinsberg. Die Gründe sind nicht klar. "Wir sind unverändert von den strategischen Vorteilen einer 'großen Volksbank in der Region' überzeugt, sehen derzeit aber unsere besonderen Stärken in der Eigenständigkeit besser verwirklicht", hieß es damals plötzlich in einer gemeinsamen Mitteilung der Vorstände beider Institute. Gemeinsamen wären sie auf eine Bilanzsumme von rund drei Milliarden Euro gekommen.

Indes rechnet Franz-Josef Reuter vom ZEB für 2022 mit einer leicht beschleunigten Fusionsdynamik. Bei den Volks- und Raiffeisenbanken wird sie hoch bleiben. "Bei Fortschreibung der durchschnittlichen Fusionsraten kommen wir bis Ende 2025 auf etwa 340 Sparkassen und etwa 670 Geno-Banken", schätzt Reuter. Stand jetzt sind es 371 öffentlich-rechtliche und 775 genossenschaftliche Institute.

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