BaFin prüft Union Investment nach Insider-Fall

Wegen eines spektakulären Falls von Insiderhandel will die Finanzaufsicht nun prüfen, ob die internen Kontrollen bei der Fondsgesellschaft ausreichend sind.
Gebäude der Union Investment | Foto: Wuelle: Union Investment
Gebäude der Union Investment | Foto: Wuelle: Union Investment

Die BaFin schaut sich laut Medienberichten den in der vergangenen Woche bekannt gewordenen Fall mutmaßlichen Insiderhandels bei der Fondsgesellschaft Union Investment genauer an. Die Aufseher gehen dabei der Frage nach, ob die Kon­trollsysteme der Gesellschaft ausreichend waren. 

In dem Fall soll ein Fondsmanager einen Gewinn von neun Mio. Euro mit Insider-Geschäften gemacht haben. Der Sachverhalt werde „im Hinblick auf etwa­ige investmentaufsichtsrechtliche Aspekte“ überprüft, zitiert die Börsen-Zeitung (8. September) eine BaFin-Sprecherin. Dies sei „ein völlig übliches Prozedere in solchen Fällen“.

Portfoliomanager in Untersuchungshaft

Der Portfoliomanager, der die Geschäfte getätigt haben soll, sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft. Er soll bei mehreren Banken private Depots geführt haben. Der BaFin lagen bereits mehrere Verdachtsmeldungen zu dem Manager von einigen Banken vor. Trotzdem entging der Fondsmanager offenbar lange der internen Kontrolle. Wegen der Vielzahl von Verstößen drohen dem Mann bis zu 15 Jahre Haft.

Union Investment sieht keine Fehler im System

Die Investmentgesellschaft hatte betont, dass die verdächtigen Geschäfte offenbar in Privatdepots, die nicht ordnungsgemäß bei der eigenen Compliance gemeldet wurden, stattfanden. Eine Unzulänglichkeit der eigenen Systeme weist sie von sich.

Den Vorgaben zufolge muss „jede Fondsgesellschaft angemessene interne Regelungen zur Überwachung von privaten Wertpapiergeschäften ihrer Mitarbeiter haben“, so die BaFin-Sprecherin in der Börsen-Zeitung.

Mitarbeiter in besonderen Vertraulichkeitsbereichen, wozu auch das Fondsmanagement zählt, seien arbeitsvertraglich verpflichtet, gegenüber einer zentralen Stelle im Unternehmen oder im Konzern zu offenbaren, bei welchen Banken private Wertpapierdepots bestehen und welche privaten Wertpapiergeschäfte für Rechnung der Mitarbeiter oder Dritter durch den Mitarbeiter abgeschlossen werden. „Die zentrale Stelle überprüft die mitgeteilten Wertpapiergeschäfte. Je nach Position des Mitarbeiters sowie Art und Umfang des jeweiligen Wertpapiergeschäftes kann es weitergehende Meldepflichten geben.“

Bevor die BaFin in einem solchen Fall eine Untersuchung eröffnet, muss sie mehrere vorgelagerte Analysen durchführen, die aber häufig nicht den Verdacht erhärten.

Kritiker fordern schärfere Regeln

In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (4. September) forderte das Ratinghaus Morningstar bereits schärfere Kontrollen der Fondsmanager. „Dem Fondsmanager ist der moralische Kompass offenbar komplett abhanden gekommen“, sagte Morningstar-Analyst Ali Masarwah im Gespräch mit der FAZ „Die Fondsgesellschaft muss jetzt plausibel darlegen, dass sie nicht mehr hätte machen können, um solche unrechtmäßigen Privatgeschäfte zu unterbinden.“

Wie lange die Überprüfung bei Union Investment andauern wird, ist unklar. Auch bei der Staatsanwaltschaft dauern die Ermittlungen noch an.

Die BaFin ist wegen ihrer angeblichen Versäumnisse bei der Prüfung des mittlerweile insolventen Bezhaldienstleisters Wirecard bereits harter Kritik ausgesetzt. Bundesfinanzminister Olaf Scholz will die Behörde daher rasch umbauen.

Scholz setzt nach Wirecard-Skandal auf schnellen Umbau der BaFin

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