US-Bank Silvergate übernimmt das Facebook-Projekt Diem

Nach mehreren Anläufen ist für das Stablecoin-Projekt endgültig Schluss, die kalifornische Bank übernimmt alle Vermögenswerte für rund 182 Millionen Dollar. Noch in diesem Jahr will sie selbst einen US-Stablecoin herausgeben.
Die Logos von Silvergate und Diem | Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com
Die Logos von Silvergate und Diem | Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com

Ende Januar wurde bekannt, dass Facebook sein umstrittenes Stablecoin-Projekt "Diem" einstellt. Nun hat sich die kalifornische Bank Silvergate das geistige Eigentum und andere Vermögenswerte der Diem Association gesichert.

Facebook stellt Diem-Projekt ein  

Die Bank will mit dem Zukauf weiter in ihre eigene Plattform investieren und ihre bestehende Stablecoin-Infrastruktur verbessern. Die Akquisition lässt sich Silvergate insgesamt rund 182 Mio. Dollar kosten und rechnet in dem Projekt allein 2022 mit zusätzlichen Kosten von etwa 30 Mio. Dollar.

Die Bank kennt das Diem-Projekt gut, fungierte sie doch zuletzt als Partner bei dem Plan, einen an den US-Dollar angelehnten Stablecoin einzuführen. Der scheiterte letztlich am politischen Widerstand, nachdem eine Arbeitsgruppe US-Präsident Joe Biden empfohlen hatte, Stablecoins nur über beaufsichtigte Banken zuzulassen.

Auf mehrere Versuche folgt das Aus

Damit stand Diem nicht zum ersten Mal vor dem Aus: Noch unter dem alten Namen Libra war die Digitalwährung im Jahr 2019 als deutlich ambitionierteres Projekt gestartet, musste aber auf regulatorischen Druck hin das ursprüngliche Konzept, den Stablecoin an eine festen Währungskorb zu knüpfen, mehrmals ändern.

Partner wie Paypal und Visa verabschiedeten sich schnell wieder aus dem Projekt, und vor allem in Europa regte sich auch politisch heftiger Widerstand. Diem zog sich schließlich mit seinem Vorhaben in die USA zurück.

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Facebook-Währung Diem kehrt Europa den Rücken

In seinem Statement zum Verkauf skizziert Christian Catalini, Mitbegründer von Diem und Chefvolkswirt der Diem Association die Reise so: "Wir begannen mit einem sehr kühnen - und möglicherweise seiner Zeit vorauseilenden - Weißbuch, das eine Reihe von Lücken aufwies, aber auch für die Beschleunigung des Fortschritts auf Seiten des öffentlichen Sektors hin zu digitalen Zentralbankwährungen verantwortlich war."

Man habe auch einige Fehler gemacht, aber auch immer wieder das Feedback von Zentralbanken, Aufsichtsbehörden und politischen Entscheidungsträgern aus der ganzen Welt berücksichtigt. "Wir waren während unserer regulatorischen Reise mehrfach bereit, live zu gehen, wurden aber in letzter Minute zurückgehalten", so Catalini.

Silvergate greift sich die Infrastruktur

Der einstige Partner Silvergate übernimmt nun die Entwicklungs-, Bereitstellungs- und Betriebsinfrastruktur sowie Tools für den Betrieb des blockchainbasierten Zahlungsnetzwerks, das Zahlungen für den Handel und grenzüberschreitende Überweisungen erleichtern soll.

In Gesprächen mit Kunden habe die Bank den Bedarf an einem US-Dollar-gedeckten Stablecoin identifiziert, der "reguliert und hoch skalierbar" ist, berichtet Alan Lane, Chief Executive Officer von Silvergate in einer Mitteilung. Man beabsichtige, diesen Bedarf durch die Einführung eines Stablecoins im Jahr 2022 zu decken.

"Silvergate hat sich verpflichtet, die Open-Source-Gemeinschaft, die diese Technologie unterstützt, weiter zu fördern, und wir glauben, dass die bestehenden Mitwirkenden von unserer zukünftigen Vision begeistert sein werden", sagte Lane.

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