Union Investment will DWS-Management nach Greenwashing-Razzien nicht entlasten

Der Investor Union Investment entzieht dem Management der Deutsche-Bank-Fondstochter das Vertrauen - ein symbolischer Schritt.
Logo der DWS auf Fahnen | Foto: picture alliance / Arne Dedert/dpa
Logo der DWS auf Fahnen | Foto: picture alliance / Arne Dedert/dpa
Ulrike Barth, Reuters

Nach Razzien wegen Greenwashing-Vorwürfen bei der DWS entzieht der genossenschaftliche Fondsanbieter Union Investment dem Management der Deutsche-Bank-Fondstochter das Vertrauen. Union Investment werde ”dem Aufsichtsrat und dem Vorstand auf der DWS-Hauptversammlung am 9.6. die Entlastung verweigern”, kündigte die Investmentgesellschaft in einer Email an Reuters an.

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Union Investment hält 1,16 Prozent an der DWS. Größere Anteilseigner sind neben der Konzernmutter Deutsche Bank (knapp 80 Prozent der Stimmen), Nippon Life (rund fünf Prozent) sowie des strategisch investierten Beteiligungsunternehmens Tikehau Capital (1,25 Prozent).

An der Abstimmung über Vorstand und Aufsichtsrat darf sich die Deutsche Bank mit ihren Stimmen nicht beteiligen.

Die Entscheidung von Union Investment stehe im Zusammenhang mit dem Umgang der DWS mit den Vorwürfen, bei der Vermarktung von sogenannten ESG-Finanzprodukten diese als ”grüner” oder nachhaltiger dargestellt zu haben, erläuterte ein Insider.

Mit ihrer Kritik ist die Union Investment auf der heute stattfindenden Hauptversammlung der DWS nicht allein. Im Vorfeld baute auch der Dachverband der kritischen Aktionärinnen und Aktionäre Druck auf die DWS auf.

Kritische Aktionäre machen Front gegen die DWS

Seit Januar ermittelt die Staatsanwaltschaft Frankfurt gegen Deutschlands größten Vermögensverwalter wegen des Verdachts des Kapitalanlagebetrugs. Die ESG-Faktoren (ESG - Environment, Social, Governance) seien nur bei einer Minderheit der Investments tatsächlich berücksichtigt worden, habe die Staatsanwaltschaft festgestellt. Auch die US-Börsenaufsicht SEC prüft die Vorwürfe. Die DWS weist diese zurück.

Aufsichtsrat sieht keinen Anlass zum Eingreifen

Aufsichtsratschef Karl von Rohr hat den Aktionären in seiner Rede heute aber ”klare Konsequenzen” versprochen, sollte sich ein Fehlverhalten herausstellen. Der Aufsichtsrat hatte bereits in einer internen Untersuchung die Greenwashing-Vorwürfe geprüft und einen Sonderausschuss eingesetzt.

Bis zum jetzigen Zeitpunkt haben sich hieraus keine Sachverhalte ergeben, die Anlass zum Eingreifen gegeben hätten. ”Die Durchsuchung der Geschäftsräume der DWS durch die Frankfurter Staatsanwaltschaft in der vergangenen Woche hat noch einmal den öffentlichen Fokus auf einen ganz wesentlichen Aspekt der Untersuchungen gelenkt, nämlich die Frage, ob das, was die DWS in ihren Anlagebedingungen beschreibt, in der Realität auch gelebt wird”, erklärte von Rohr in seiner Rede.

Die Gesellschaft werde vollumfänglich mit den Behörden zusammenarbeiten, um an der Aufklärung der Vorwürfe mitzuwirken. ”Aber auch hier sollte die Unschuldsvermutung gelten: Anschuldigungen sind keine Beweise, und Untersuchungen sind kein Urteil”, so von Rohr.

Nur Stunden nach den Durchsuchungen in den Firmenzentralen von DWS und Deutscher Bank hatte DWS-Chef Asoka Wöhrmann vor einer Woche seinen Rücktritt angekündigt. Er scheidet mit Ablauf der Hauptversammlung am Donnerstag aus dem Amt aus.

Insidern zufolge hatte die Bank aufgrund der wachsenden Kritik diesen Schritt allerdings ohnehin schon vorbereitet. Nachfolger wird Stefan Hoops, bisher Leiter der Unternehmensbank der Deutschen Bank.

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