Der letzte Rest von Wirecard kommt unter den Hammer

Im Internet werden Tischkicker und Kugelschreiber des einstiegen Dax-Aufsteigers versteigert. Wer sich die Devotionalien sichern will, muss bis Donnerstag zuschlagen.
Webseite des insolventen Zahlungsdienstleisters Wirecard auf zerbrochenem Glas. | Foto: picture alliance / Bildagentur-online/Ohde
Webseite des insolventen Zahlungsdienstleisters Wirecard auf zerbrochenem Glas. | Foto: picture alliance / Bildagentur-online/Ohde

Ein Stück von Wirecard gefällig? Auf dem Online-Auktionsportal Hämmerle werden aktuell die letzten Reste des einstigen DAX-Konzerns versteigert. Doch Bieter müssen sich beeilen: Ab Donnerstagmorgen, 9 Uhr fällt der Hammer für die ersten Posten.

"Die Auktion findet vor dem Hintergrund der Räumung angemieteten Flächen statt", erklärt eine Sprecher von Insolvenzverwalter Michael Jaffé den Zeitpunkt.

Wer will, kann hier also eine Bürostuhl ergattern, auf dem ganz vielleicht mal der noch immer flüchtige Ex-Vorstand Jan Marsalek oder der in Haft sitzender ehemalige Firmenchef Markus Braun gesessen hat. Oder den Tischkicker, an dem sicher viele der besonders kreativen Ideen des Bezahldienstleisters entstanden sind: Das obligatorische Fintech-Musthave ist aktuell für 480 Euro zu haben.

Von der Kraftstation bis zum Trampolin ist alles dabei

Insgesamt listet der Online-Katalog 405 Positionen auf, insgesamt 6.000 Artikeln, darunter auch so manche Absonderlichkeit. Wie zum Beispiel den Shiatsu-Massagesessel "relaxTower mit Gravity Plus", der derzeit für schlappe 1500 Euro zu haben ist oder die "Nautilus Kraftstation NS4000" für aktuell 1300 Euro.

Deutlich günstiger, aber auch aus der offensichtlich bei Wirecard gut bestückten Abteilung "Sport & Wellness": Das original Wirecard-Trampolin inklusive sechs Gymnastikbällen, acht "Feetups" und zwei Bauchtrainern für derzeit schlappe 50 Euro.

Aktuell der teuerste Posten: 25 Designer-Drehstühle von Vitra für 3700 Euro. Ein wahres Sammelsurium ist der "Rauminhalt" auf Position 335 - dort wurden neben einem mobilen Honeywell-Lüfter, zwei Stehlampe ("Tobias Grau XT-AFLOOR 4x55Watt Leuchtstoffröhren"), verschiedene Tische und diversen Kisten mit "Marketing-Sachen" gehortet,  - das Mobiliar nebst Kugelschreiber-Kisten sind einem Bieter derzeit immerhin 850 Euro wert.

Anleger, die beim Blick auf die Wirecard-Verluste noch Wut im Bauch verspüren, sei der Adidas-Boxsack nebst Boxhandschuhe, Medizinball und Krafttrainingsgerät an Herz gelegt (aktuell: 160 Euro).

Wirecard war ein Scheinriese

Der Bezahldienstleister, der es als Fintech sogar in den deutschen Leitindex Dax schaffte, musste im Sommer 2020 Insolvenz anmelden als nach und nach bekannt wurde, dass 1,9 Mrd. Euro zwar in der Bilanz standen, aber zum Großteil auf Scheinbuchungen beruhten.

Insolvenzverwalter Michael Jaffé hat seitdem in allen die Wirecard AG und ihre Töchter betreffenden Insolvenzverfahren laut der letzten Sachstandsberichte rund 800 Mio. Euro erlöst, unter anderem durch den Verkauf von Tochterfirmen in aller Welt.

Zudem will er mit Klagen Geld aus den Kassen der ehemaligen Wirtschaftsprüfer und einiger Wirecard-Vorstände holen und lässt gleichzeitig prüfen, ob Wirecard-Anleger überhaupt berechtigt sind, Schadensersatzansprüche zu stellen. 

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Doch der bisher eingetriebenen Summe stehen Forderungen von über 12 Mrd. Euro gegenüber. Die Erlöse aus der Hämmerle-Auktion dürften da nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sein.

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