Bankenverband schiebt grüne Investitionen an

Die privaten Banken in Deutschland bekennen sich zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Doch sie haben auch Forderungen: So soll die Politik Eigenkapitalanforderungen für Klima-Investments senken.
Christian Ossig vom BdB | Foto: picture alliance/Christophe Gateau/dpa
Christian Ossig vom BdB | Foto: picture alliance/Christophe Gateau/dpa

Deutschlands Privatbanken wollen mehr für den Klimaschutz tun - und fordern als Anreiz eine pauschale Absenkung der Eigenkapitalanforderungen für Finanzierungen in diesem Bereich.

"Die privaten Banken wollen und werden ihren Teil als Finanzierer einer klimafreundlicheren Wirtschaft beitragen", erklärte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB), Christian Ossig.

Grün nicht gleich risikolos

Nachhaltige Kredite seien nicht per se risikoarm. Deshalb sollte keine Verknüpfung mit dem zugrunde liegenden Risiko eines Kredites erfolgen. Niedrige Kapitalkosten würden aber die Wirtschaftlichkeit nachhaltiger Investitionen erhöhen und damit sowohl in die Bank hinein als auch nach außen für die Vergabe solche Kredite werben. Zudem könnten dadurch die massiven Folgen durch Basel IV zielgerichtet abgemildert werden.

Aus Sicht des BdB sollten zum Beispiel die Eigenkapitalanforderungen für die Finanzierung von nachhaltigen Investitionen "pauschal gesenkt werden". Auch eine Bepreisung des klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) sei wichtig.

"Ein 'grünes' Kredit- und Kapitalangebot allein reicht aber nicht. Es braucht die entsprechende Nachfrage und den passenden gesetzlichen Rahmen", forderte Ossig.

Für die privaten Banken lägen die größten Herausforderungen, aber auch viele Chancen in der Analyse der Kredit- und Anlage-Portfolien sowie im Risikomanagement.

Gute Daten sind Grundvoraussetzung

Für die Neuausrichtung ihrer Portfolien bräuchten die Banken verlässliche, vergleichbare und aussagekräftige Daten aus der Wirtschaft. Diese stehen in großen Teilen noch nicht zur Verfügung. "Hier ist es sinnvoll, zunächst mit einfachen, klar definierten und standardisierten Kennzahlen anzufangen", sagte Ossig. "Diese Daten sollten auf EU-Ebene über ein zentrales Datenregister zur Verfügung gestellt werden. Das gewährt Wettbewerbsgleichheit."

In seinem Positionspapier zum Thema geht der Verband noch stärker ins Detail: "Die privaten Banken segmentieren ihre Kredit- und Anlage-Portfolien, um die Kunden mit den größten CO2-Emissionen zu ermitteln", heißt es dort. Dabei berücksichtigten sie über den Klimaschutz hinausgehende Nachhaltigkeitskriterien.

"Dazu werden Methoden zur Steuerung der Portfolien entwickelt und in die Geschäftsprozesse integriert. Anhand dieser Ergebnisse richten sie ihr Geschäft auf die Erreichung des Zwei-Grad-Zieles im Jahre 2050 aus und unterstützen die Kunden bei der Transformation", so das BdB-Papier. 

Risiko Klimawandel und Transformation

Da der Klimawandel und die damit verbundene Transformation der Wirtschaft einen wesentlichen Risikotreiber für viele Finanzinstitute darstellen könne, arbeiten die privaten Banken zudem daran, "diese Risiken zu identifizieren, zu messen und zu steuern", heißt es in dem Positionspapier. "Eine große Herausforderung stellt dabei die Integration dieser mittel- und langfristigen und mit Unsicherheit behafteten Risiken in die bestehende Risikomanagementwelt dar."

Der Bankenverband will alle seine Mitgliedsbanken für Nachhaltigkeit und Klimaschutz sensibilisieren: Beide Aspekte sollen in Strategie, Geschäftsführung und Geschäftsprozessen eine stärkere Rolle bekommen.

Die BdB-Initiative ist nicht die erste dieser Art im Finanzsektor: In einer Ende Juni vorgestellten Selbstverpflichtung setzen sich Geldhäuser in Deutschland das Ziel, ihre Kredit- und Investmentportfolios im Einklang mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens auszurichten.

Versprechen von 16 Banken: mehr Gewicht für den Klimaschutz 

Zu den Unterzeichnern dieser von der Alternativ-Bank Triodos vorangetriebenen Initiative gehören unter anderen die Privatbanken Deutsche Bank und Commerzbank. Die Deutsche Bank hatte Ende Juli zudem verkündet, sie wolle bis spätestens 2025 ihr Engagement im Bereich des Kohleabbaus weltweit beenden.

Deutsche Bank macht ab 2025 keine Kohle mehr mit Kohle

Kern des Pariser Klimaabkommens von 2015 ist die Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau. Viele Experten halten inzwischen noch größere Anstrengungen für notwendig, um den weltweiten Treibhauseffekt einzudämmen und den Klimawandel zu begrenzen.

Die Initiative Urgewald hatte die jüngsten Absichtserklärungen der Branche als Schritte in die richtige Richtung gewertet, zugleich jedoch mehr Engagement angemahnt.

Dieser Beitrag hat Ihr Interesse geweckt: Melden Sie sich hier für unseren kostenlosen Newsletter an.

Jetzt teilen

Zum Newsletter anmelden

Bleiben Sie mit unserem Newsletter immer auf dem aktuellen Stand der Entwicklungen Ihrer Branche.

Newsletter-Bedingungen

Die jüngsten FinanzBusiness-Artikel

Die GLS Bank ist bislang die einzige Bank, die Debitkarten aus Holz standardmäßig ausgibt. | Foto: GLS Bank

Zweifel an Nachhaltigkeit der neuen Genossen-Holzkarte

Für Abonnenten

Lesen Sie auch