Chef der Deutschen Bank lässt sich nicht auf schwarze Null für 2020 festnageln

Der Deutsche-Bank-Chef sieht die schwarze Null nach wie vor als realistisches Ziel für das laufende Geschäftsjahr. Im Video-Interview äußerte sich Christian Sewing auch zur möglichen Wiederaufnahme der Fusionsgespräche mit der Commerzbank - und den Entwicklungen bei Wirecard.
Christian Sewing, Konzernchef der Deutschen Bank | Foto: picture alliance / Sven Simon
Christian Sewing, Konzernchef der Deutschen Bank | Foto: picture alliance / Sven Simon
DPA

Nach einem vergleichsweise guten Jahresstart spürt die Deutsche Bank auch im zweiten Quartal trotz der Corona-Krise Rückenwind für ihr Geschäft. Der positive Trend habe angehalten - vor allem in der Investmentbank, sagte Konzernchef Christian Sewing am Dienstag in einem Video mit Bloomberg.

"Natürlich macht die Pandemie alles schwieriger", räumte Sewing ein. Aber bei der Umsetzung des seit einem Jahr laufenden Konzernumbaus liege die Deutsche Bank im Plan oder sei sogar schneller. "Das stimmt mich zuversichtlich für das Gesamtjahr 2020."

Schwarze Null bleibt Ziel für 2020

Deutschlands größtes Geldhaus hat sich aus einigen Geschäftsfeldern zurückgezogen und das Investmentbanking verkleinert. Zudem soll bis Ende 2022 die Zahl der Vollzeitstellen im Konzern um etwa 18.000 auf weltweit 74.000 sinken.

Deutsche Bank setzt Umbau im Privatkundengeschäft fort 

Auf die Frage, ob nach fünf Verlustjahren in Folge zum Ende des laufenden Jahres zumindest vor Steuern wieder ein Gewinn erreichbar sei, antwortete Sewing, der Vorstand habe immer gesagt, er habe die Vorstellung, vor Steuern wieder profitabel zu sein oder eine schwarze Null zu erzielen. "Und natürlich versuchen wir, dies zu erreichen."

Einziges offizielles Ziel für dieses Jahr sei jedoch, die bereinigten Kosten bis Ende 2020 um 2 Mrd. auf 19,5 Mrd. Euro zu verringern. "Und wir sind sehr zuversichtlich, das zu erreichen", bekräftigte der Deutsche-Bank-Chef.

Sewing dämpft Erwartungen zu Fusionsgesprächen mit Commerzbank und Wirecard

Eine Neuauflage der im Frühjahr 2019 geplatzten Fusionsgespräche mit der Commerzbank hält Sewing derzeit für unwahrscheinlich: "Unsere erste Priorität ist jetzt die Umsetzung der Strategie, wir konzentrieren uns auf uns selbst."

Auch die Erwartungen an einen möglichen Kauf von Teilen des insolventen Zahlungsdienstleisters Wirecard dämpfte Sewing. Natürlich sei Zahlungstechnologie interessant für die Deutsche Bank als eine der führenden Banken im Zahlungsverkehr weltweit.

"Wenn es dann eine potenzielle Gelegenheit gibt, sich mit Technologie zu befassen, bewerten wir das natürlich." Sewing betonte jedoch, Zukäufe müssten stets Wert für die Aktionäre schaffen. Vor allem aber müssten die neuen Teile besser sein als das eigene Angebot. "Das ist eine hohe Hürde", sagte Sewing.

Die Deutsche Bank hatte in der vergangenen Woche signalisiert, dass sie der Wirecard Bank nach dem Bilanzskandal des Mutterkonzerns möglicherweise finanziell unter die Arme greifen will. "Wir können uns grundsätzlich vorstellen, im Rahmen der Fortführung der Geschäftsaktivitäten diese Unterstützung zu gewähren, sofern es erforderlich werden sollte", hatte ein Deutsche-Bank-Sprecher gesagt.

Deutsche Bank erwägt finanzielle Unterstützung für Wirecard Bank

Wie genau die Deutsche Bank eine solche Unterstützung gewähren würde und um welche Größenordnung es sich handeln würde, sagte auch Sewing am Dienstag nicht konkret. Die Deutsche Bank sei unter anderem in Abstimmung mit den Aufsichtsbehörden und dem vorläufigen Wirecard-Insolvenzverwalter, "um zu prüfen, ob es eine Rolle zur Stabilisierung der Situation geben könnte und ob für die Deutsche Bank eine Chance besteht".

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