Bensen Safa übernimmt bei Auto1 Fintech

Der Haupteigner des Autofinanzierungs-Start-ups übernimmt nun auch die Geschäfte. Das ist vor allem eine Ansage im Streit mit der Namensgeberin Auto1, die sich von dem Fintech lösen will.
Smartphone mit der App von Auto1 FT | Foto: Auto1 Fintech
Smartphone mit der App von Auto1 FT | Foto: Auto1 Fintech

Wie berichtet hat Geschäftsführer Taimur Rashid Auto1 FT Ende Januar verlassen. Nun ist bekannt, wer seinen Posten übernimmt: Investor Safa Bensen selbst wird neuer Geschäftsführer in dem Autofinanzierungs-Start-up, wie aus dem Impressum des Fintechs hervorgeht. Safa äußerte sich auf Anfrage hierzu nicht.

Der neue Geschäftsführer hält die Mehrheit an Auto1 FT, nachdem sowohl die Allianz als auch die Deutsche Bank aus dem Start-up ausgestiegen waren. Später stand Deutschlands größte Privatbank der anfangs ebenfalls maßgeblich an dem Fintech beteiligten Gebrauchtwagen-Plattform Auto 1 beim Börsengang als eine von vier Joint Global Coordinators zur Seite.

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Die aktuelle Personalie dürfte auch die Verantwortlichen bei der Namensgeberin Auto1 interessieren: Denn zwischen der Gebrauchtwagen-Handelsplattform und Safa tobt mittlerweile ein Rechtsstreit.

Illustrer Investorenkreis

Die Probleme beginnen schon kurz nach der Gründung des Fintechs im Jahr 2018. Eigentlich soll Auto1 FT damals die Geschäfte von Auto1 stützen und den Gebrauchtwagenhändlern gleich den passenden Kredit zum Verkauf vermitteln. Dazu hatte man die Deutsche Bank und die Allianz als starke Partner gewonnen.

Von Anfang an sind aber auch die umstrittenen Geschäftspartner Daniel Wruck und der in Dubai wohnhafte Bensen Safa mit dabei. Letzterem werden gute Geschäftsverbindungen im Nahen Osten und der Türkei nachgesagt, er ist auch an der nordzyprischen Bank FIB beteiligt.

Laut Berichten der ”Süddeutschen Zeitung” soll ein erstes Treffen der Investoren im Büro von Asoka Wöhrmann, damals Leiter des heimischen Privatkundengeschäfts der Deutschen Bank und heute Vorstandschef der Fondstochter DWS, stattgefunden haben. Wegen der Nutzung seines privaten Mail-Accounts, unter anderem bei diesem Deal, steht Wöhrmann derzeit in der Kritik.

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Safa gibt bei Auto1FT den Ton an

Weil das Fintech anfangs vor allem Verluste schreibt, müssen die Gesellschafter damals schnell Geld nachschießen. Während Allianz und die Deutsche Bank daher bereits 2020 die Reißleine ziehen, baut Safa seine Position aus. Als Mehrheitseigner kann er mittlerweile den Kurs des Fintechs bestimmen, mit einer Beteiligung von 6,2 Prozent hat Auto1 kaum noch Einfluss.

Den Kooperationsvertrag mit der Tochter hat Auto1 mittlerweile fristlos gekündigt und will sich ganz von dem Fintech lösen. Seitdem streiten sich Auto1-Gründer Hakan Koc und Christian Bertermann mit der Tochter vor Gericht. Das Fintech pocht auf die Einhaltung der Exklusiv-Verträge, die noch 17 Jahre lang laufen würden - sollte das Start-up den Prozess gewinnen.

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Das Geschäftsmodell hat die Gebrauchtwagenbank unter der Leitung von Ex-CEO Rashid und mit Hilfe des neuen Partners Solarisbank in den vergangenen Monaten stark verändert. Der neue Ansatzes soll das Überleben des Fintech auch ohne die Bindung an Auto1 garantieren.

Der neue Plan: Das Start-up wird zu einer Art ”Würth der Mobility-Finanzierung” ausgebaut, wie Ex-Chef Rashid im Gespräch mit FinanzBusiness erklärte. Mit der Finanzierung über die Blockchain wendet sich das Fintech aktuell nicht mehr nur an Händler, sondern auch Endkunden.

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Gleichzeitig geht aber der Rechtstreit mit Auto1 weiter. Dabei setzt vermutlich auch Safa selbst längst nicht mehr darauf, in den kommenden Jahrzehnten tatsächlich mit Auto1 zusammenzuarbeiten - sondern eher auf eine finanzielle Entschädigung für die abrupte Trennung.

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