Fed wird die Zinsen im Juni nicht senken - vielleicht gar nicht dieses Jahr

Grund ist die weiterhin hohe Inflation in den USA. Anders sieht es bei der EZB aus, die wieder im Juni tagt.
Fed-Chef Jerome Powell. | Foto: picture alliance / Xinhua News Agency | Liu Jie
Fed-Chef Jerome Powell. | Foto: picture alliance / Xinhua News Agency | Liu Jie
Reuters

Angesichts der hartnäckig hohen Inflation in den USA scheut die Notenbank Federal Reserve vor einer Zinswende zurück. Die Währungshüter beließen den Leitzins am Mittwoch in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent. 

Sie sähen in jüngster Zeit keine weiteren Fortschritte in Richtung ihres Inflationsziels von zwei Prozent, hieß es. Eine Zinswende sei nicht angebracht, solange nicht mehr Zuversicht herrsche, dass sich die Teuerungsrate nachhaltig dem Fed-Ziel nähere. Es zeichne sich ab, dass es länger als zunächst gedacht dauern werde, dieses Maß an Vertrauen zu erhalten, betonte Fed-Chef Jerome Powell vor der Presse. Er ließ den Zeitpunkt einer Zinswende offen, die sich nach Einschätzung von Händlern bis September oder gar November hinauszögern könnte.

Die Europäische Zentralbank hat die Finanzmärkte hingegen auf eine Senkung im Juni vorbereitet. Powell betonte, die US-Zentralbank habe angesichts der weiter rund laufenden US-Wirtschaft ”den Luxus”, geduldig bleiben zu können. Zugleich hält er es nicht für wahrscheinlich, dass der nächste Schritt eine Erhöhung sein wird. 

Die US-Aktienmärkte machten nach dem Zinsentscheid zunächst einen Teil ihrer Verluste wett. Der Dollar-Index gab etwas nach und Gold legte leicht zu. Die wichtigsten US-Indizes drehten später während der Pressekonferenz Powells ins Plus. Zum Handelsende notierten sie uneinheitlich.

Anleihenportfolio wird langsamer verringert

Auch wenn es vorerst an der Zinsfront ruhig bleiben dürfte, bewegt sich die Fed beim Thema Bilanzabbau: Ab Juni wird sie monatlich nur noch US-Staatsanleihen im Wert von bis zu 25 Mrd. Dollar auslaufen lassen, ohne sie zu ersetzen. Bislang lag die Obergrenze bei 60 Mrd. Dollar pro Monat. 

Bei Hypothekenpapieren (MBS) behält die Fed die Praxis bei, Papiere im Wert von bis zu 35 Mrd. Dollar monatlich fällig werden zu lassen, ohne sie zu ersetzen. Mit den Maßnahmen dampft die Zentralbank ihre in der Corona-Pandemie aufgeblähte Bilanz ein. Die jüngsten Beschlüsse dienen laut Powell dazu, den Prozess der Bilanzverkürzung möglichst reibungslos verlaufen zu lassen. Es gehe nicht darum, die Wirtschaft damit anzukurbeln. Die Zinspolitik bleibe ”das aktive Werkzeug” der Notenbank.

Blick richtet sich auf zweite Jahreshälfte

Trotz des hohen Zinsniveaus hat die Zentralbank den starken Preisauftrieb noch nicht in den Griff bekommen. Die Teuerungsrate lag zuletzt mit 3,5 Prozent weit über dem Ziel der Zentralbank von zwei Prozent. Die Zinsfantasien sind vor diesem Hintergrund stark gedämpft worden. ”Eine Zinssenkung im Juni ist nach der heutigen Notenbanksitzung vom Tisch”, meint Chefökonom Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank.

Die Wortwahl der US-Notenbanker lasse darauf schließen, dass sich eine Senkung in die zweite Jahreshälfte verschiebt - mindestens. ”Mehr noch, es könnte genauso sein, dass eine geldpolitische Lockerung ganz ausbleibt”, so Gitzel. Zwar werde dies nicht so offen formuliert, auszuschließen sei dieses Szenario allerdings nicht.

Nach Einschätzung von Commerzbank-Ökonom Christoph Balz lässt sich das Inflationsproblem bei einer gleichzeitig weiterhin recht gut laufenden Konjunktur nicht so leicht lösen: Es sei daher erst im Dezember mit einer ersten Zinssenkung zu rechnen.

Die gute wirtschaftliche Lage, insbesondere der starke Arbeitsmarkt, gebe der Notenbank den Spielraum, mit der Lockerung der Geldpolitik noch zu warten, meint KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. 

Es bedürfe schon ”beträchtlicher Probleme” auf dem Arbeitsmarkt, um die Notenbank zu einer Senkung der Zinsen zu bewegen, erklärte Powell mit Blick auf das doppelte Mandat der Notenbank, die stabile Preise und überdies Vollbeschäftigung fördern soll.

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