Die Deutsche Bank will den schnell wachsenden Onlinebanken mit einem neuen Angebot Konkurrenz machen. Deutschlands größtes Geldhaus wolle 2024 ”ein eigenständiges digitales, app-basiertes Angebot für Kunden mit Anlagebedarf an den Markt bringen”, sagte Deutsche-Bank-Vorstand Karl von Rohr im Interview mit dem ”Handelsblatt”.
Dieses soll sich an Menschen richten, die ihr Vermögen professionell verwalten lassen, Wertpapiere online handeln und ihre Bankgeschäfte rein digital tätigen wollen. Anders als bei klassischen Onlinebanken und Neobrokern will von Rohr zudem eine Beratung per Telefon oder Chat einrichten. Bei Bedarf könnten die Kunden auch in eine Filiale kommen.
”Im Fokus stehen Neukunden, aber natürlich steht das Angebot auch Bestandskunden der Deutschen Bank offen”, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende von Deutschlands größtem Geldhaus. ”Wir wollen dafür keine neue Bank gründen, sondern das Angebot an bestehende Strukturen andocken. Wo es genau angedockt wird, ist ebenso wie der Name noch nicht entschieden.”
Postbank-Integration hatte bislang Priorität
Auf die Frage, warum die Deutsche Bank mit diesem Angebot relativ spät auf dem Markt drängt, entgegnet von Rohr, dass man sich derzeit ”auf die für uns sehr wichtige Integration der Postbank-Systeme” konzentriere.
”Das ist ein großes und komplexes Projekt, auf das wir in den vergangenen drei Jahren unsere Ressourcen fokussiert haben. Ab dem nächsten Jahr treiben wir dann unser neues digitales Angebot voran”, bekräftigte er.
Trennung von Wöhrmann fiel schwer
Von Rohr ist im Vorstand zuständig für die Privatkundenbank und die Vermögensverwaltung, die unter der Tochtergesellschaft DWS läuft. Auch zu den Greenwashing-Vorwürfen der DWS und dem Abgang des ehemaligen CEOs Asoka Wöhrmann äußerte er sich im Interview: ”Das war keine einfache Abwägung. Es gab verschiedene Vorwürfe und eine große Aufmerksamkeit von Öffentlichkeit und Aufsichtsbehörden einerseits. Auf der anderen Seite stand das, was Asoka Wöhrmann geleistet hat. Erträge, Kundenzuflüsse, Kosten und strategische Ausrichtung der DWS haben sich unter seiner Führung gut entwickelt.”
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Auch Investoren hätten Wöhrmann ”sehr geschätzt”. Für die ehemalige Nachhaltigkeitschefin Desiree Fixler, die die Greenwashing-Vorwürfe erstmals öffentlich erhoben hatte, hat er eine Botschaft: Sie hätte sich vor ihrer Kündigung mit ihren Bedenken bei von Rohr melden können - nicht erst danach.