Limits bei digitalem Euro laut Währungshütern sinnvoll

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel mahnt, man müsse eine übermäßige Umschichtung der Einlagen verhindern. Außerdem plädiert er für eine Obergrenze beim digitalen Euro.
Bundesbank-Präsident Joachim Nagel. | Foto: Bundesbank / Nils Thies
Bundesbank-Präsident Joachim Nagel. | Foto: Bundesbank / Nils Thies
reuters

Bei der Einführung eines digitalen Euro muss nach den Worten von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel gegen Verwerfungen im Banken- und Finanzsystem vorgesorgt werden. ”Deshalb denken wir frühzeitig über Maßnahmen nach, die eine übermäßige und ruckartige Umschichtung von Einlagen bei Geschäftsbanken in den digitalen Euro verhindern”, sagte Nagel am Montag in einer Rede in Frankfurt zum aktuellen Stand des Währungsprojekts.

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Zwei Formen von Obergrenzen kommen Nagel zufolge dafür in Frage. So könnten für das Halten von digitalen Euro feste Bestandsobergrenzen gelten. EZB-Direktor Fabio Panetta hatte einmal eine mögliche Obergrenze von 3000 Euro in die Diskussion eingebracht. Daneben sind Nagel zufolge auch Schwellenwerte denkbar, ab denen dann eine unattraktive Verzinsung droht.

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”Feste Obergrenzen würden eine effektive Begrenzung der sich im Umlauf befindlichen Menge an digitalen Euro erlauben”, führte Nagel aus. Eine gestaffelte Verzinsung hingegen würde dagegen mehr Flexibilität schaffen, um der Nachfrage nach der Digitalwährung zu begegnen. ”Gerade in der Einführungszeit könnten feste Obergrenzen für Privatpersonen besser geeignet sein, um Verwerfungen im Finanzsystem auszuschließen. Zahlungen in digitalem Zentralbankgeld müssen aber auch im Falle einer Obergrenze einfach und effizient möglich sein”, erläuterte er. Seine Überlegung: Überschüssige Guthaben in digitalen Euro könnten automatisch auf ein Bankkonto umgeleitet werden.

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”Für Unternehmen und Händler, die Zahlungen in größerem Umfang akzeptieren, wäre hingegen womöglich eine gestaffelte Verzinsung von Beginn an besser geeignet”, sagte Nagel. Schwellenwerte müssten aber aus seiner Sicht so bestimmt werden, dass nicht in großem Stil Gelder aus Bankkonten abgezogen und in digitale Euro umgewandelt werden. Wo solche Obergrenzen oder Schwellenwerte liegen, werde allerdings erst kurz vor Einführung des digitalen Euro festgelegt, sagte Nagel.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte im Herbst 2021 eine zweijährige Untersuchungsphase eingeleitet, um die Kerneigenschaften eines Digital-Euro zu bestimmen. Im Oktober 2023 soll die Entscheidung fallen, ob überhaupt ein digitaler Euro eingeführt werden soll. Bis er verfügbar ist, dürften dann noch einmal rund drei Jahre vergehen. Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz hatte unlängst geschätzt, dass ein Digital-Euro nicht vor Mitte 2026 eingeführt werden wird.

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Zwei mögliche Ausgestaltungen haben sich Nagel zufolge bereits herausgeschält. ”Eine Online-Variante, über die Zahlungen durch eine Drittpartei abgewickelt werden, und eine Offline-Variante, bei der Zahlungen direkt von Person zu Person erfolgen”, erläuterte er. Mit der Online-Variante, die etwa in einer Wallet auf dem Smartphone zur Verfügung stünde, ließe sich nahezu überall bezahlen.

Dem Wunsch nach mehr Privatsphäre und Anonymität beim Bezahlen könne dagegen eine Offline-Variante, etwa eine elektronische Geldbörse ohne Internetverbindung, nachkommen. Nagel zufolge wäre dies allerdings technisch komplexer und käme nur für kleinere Zahlungen infrage. ”Denn es muss gleichzeitig sichergestellt werden, dass der digitale Euro nicht zu einem bevorzugten Medium für illegale Zwecke wird”, begründete er.

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