EZB-Ratsmitglied Müller bringt früheres Ende der Anleihenkäufe ins Spiel

Auch eine Zinserhöhung im Juli ist nach seinen Worten realistisch. Bundesbankpräsident Nagel hält einen solchen Schritt ebenfalls für sinnvoll.
Madis Müller | Foto: Arno Mikkor
Madis Müller | Foto: Arno Mikkor
reuters

Madis Müller, Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB), fasst eine Zinswende im Juli ins Auge. Der estnische Notenbankchef brachte im Gespräch mit Reuters zugleich ein früheres Ende der Anleihenkäufe ins Spiel, das als Vorstufe für eine Zinserhöhung gilt. ”Wir könnten darüber diskutieren, ob wir die Käufe ein paar Wochen früher beenden sollten”, sagte er. Die EZB hat das Aus bislang erst für das dritte Quartal erwogen. Die Anleihenkäufe sollten relativ schnell beendet werden und die Zinswende danach ”ohne größere Verzögerung” angegangen werden, betonte Müller.

Auch wenn im Juni aus seiner Sicht noch keine Zinserhöhung zur Entscheidung anstehe, könne die Notenbank womöglich einen Fingerzeig geben: ”Vielleicht könnten wir unsere Erwartungen zu den Zinsen angeben.” Auf der Juli-Sitzung könne es dann zum Beschluss kommen. Es seien schrittweise Zinserhöhungen nötig, betonte Müller. Derzeit favorisiere er geldpolitische Schritte, die um einen Viertelprozentpunkt nach oben führten. So könne die EZB bis Jahresende beim Einlagesatz auf ein positives Niveau gelangen.

EZB-Ratsmitglied Rehn: Eine Zinserhöhung im Juli ist ”richtig”

EZB-Ratsmitglied Villeroy denkt über Zinswende nach

Isabel Schnabel kündigt Zinserhöhung im Juli an

Auch Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hält eine erste Zinsanhebung der EZB im Juli für sinnvoll, sollte der aktuelle Inflationsschub anhalten. Im gegenwärtigen Umfeld sei es umso wichtiger, dass Notenbanken rechtzeitig handelten, sagte Nagel auf einer Veranstaltung der Bundesbank in Eltville. ”Da die Inflation im Euro-Raum weiterhin hochgeht, müssen wir handeln”, sagte er.

Er erwarte, dass die Anleihenkäufe der EZB Ende Juni auslaufen. ”Und wenn sowohl die hereinkommenden Daten als auch unsere neuen Projektionen diese Sichtweise im Juni bestätigen, werde ich für einen ersten Schritt zur Normalisierung der EZB-Zinsen im Juli plädieren.”

Nun sei die Zeit, um etwas zu tun, sagte Nagel. ”Das Zeitfenster ist jetzt gegeben, um wirklich zu zeigen, weswegen wir da sind”, fügte er hinzu. Die Notenbank müsse die Inflation ins Visier nehmen und die Inflationserwartungen nach unten bewegen in Richtung zwei Prozent. ”Ich glaube, wir können das wirklich bewerkstelligen”, sagte er. ”Meine Präferenz wäre, die erste Zinsanhebung im Euro-System im Juli dieses Jahres zu haben.”

Einlagensatz im positiven Territorium

Das nächste, was er erreichen wolle, sei, den Einlagensatz wieder ins positive Territorium zu bewegen, sagte Nagel. Und der geldpolitische Fokus müsse dann vom Einlagensatz wegbewegt und zurück auf den Leitzins gelegt werden. Aktuell liegt der Einlagensatz im Euro-Raum bei minus 0,5 Prozent. Bei einem Satz unter null Prozent müssen Banken Strafzinsen bezahlen, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder parken. Der Leitzins liegt derzeit bei 0,0 Prozent.

Jetzt teilen

Zum Newsletter anmelden

Bleiben Sie mit unserem Newsletter immer auf dem aktuellen Stand der Entwicklungen Ihrer Branche.

Newsletter-Bedingungen

Die jüngsten FinanzBusiness-Artikel

Die GLS Bank ist bislang die einzige Bank, die Debitkarten aus Holz standardmäßig ausgibt. | Foto: GLS Bank

Zweifel an Nachhaltigkeit der neuen Genossen-Holzkarte

Für Abonnenten

Lesen Sie auch