EZB-Chefvolkswirt lässt sich bei Zinspolitik nicht in die Karten schauen

Philip Lane sieht die Zinspolitik auch in Abhängigkeit zu der Bewertung des Konjunkturausblicks. Es sei unwahrscheinlich, dass sich die Wirtschaft rasch in einen stabilen Gleichgewichtszustand hineinbewege.
Philip Lane, EZB-Chefvolkswirt. | Foto: EZB
Philip Lane, EZB-Chefvolkswirt. | Foto: EZB
reuters

EZB-Chefvolkswirt Philip Lane lässt sich mit Blick auf die Zinswende weiterhin nicht in die Karten blicken. Neben dem geldpolitischen Normalisierungsprozess spielten auch Faktoren wie das Auf und Ab der Wirtschaft eine wichtige Rolle, betonte der Ire. Ein Faktor sei die Unsicherheit wegen der ökonomischen Auswirkungen des Ukraine-Krieges.

Zyklische Faktoren sind wichtig

Auch wegen des Energiepreisschocks und der Konjunktur-Erholung nach der Corona-Krise sei es unwahrscheinlich, dass sich die Wirtschaft rasch in einen stabilen Gleichgewichtszustand hineinbewege. Zyklische Faktoren seien für den Verlauf der Geldpolitik wahrscheinlich wichtig.

Zudem betonte Lane, es sei auch essenziell, sich die Zeit zu nehmen, um Auswirkungen von Veränderungen bei den Finanzierungsbedingungen auf die Inflationsdynamik zu beobachten. Das Austarieren der Geldpolitik bleibe damit abhängig von den hereinkommenden Daten und werde die Bewertung des Konjunkturausblicks widerspiegeln.

Unterschiedliche Signale zu einer Zinswende

Zuletzt hatte es unterschiedliche Signale aus der Führungsetage der EZB mit Blick auf eine Zinswende gegeben. Direktor Fabio Panetta erklärte, es wäre unklug, bei den Zinsen zu handeln, bevor die Wirtschaftsdaten aus dem zweiten Quartal bekannt seien. Damit wandte er sich indirekt gegen eine Erhöhung im Juli, die seine Kollegin Isabel Schnabel ins Spiel gebracht hatte.

EZB-Direktor Fabio Panetta bleibt bei Zinserhöhung durch Notenbank vorsichtig

Die Inflation in der Euro-Zone ist im April auf ein neues Rekordhoch von 7,5 Prozent gestiegen und setzt die Währungshüter zusehends unter Zugzwang. Investoren an den Finanzmärkten rechnen für dieses Jahr bereits mit drei bis vier Zinsschritten nach oben.

Zurzeit liegt der geldpolitische Schlüsselsatz bei 0,0 Prozent. Zugleich müssen Banken Strafzinsen zahlen, wenn sie überschüssige Gelder bei der Notenbank horten. Dieser sogenannte Einlagensatz ist aktuell bei minus 0,5 Prozent.

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