Warum Paris Frankfurt als Finanzplatz hinter sich lässt

An der Seine wurden bei Banken mehr neue Stellen nach dem Brexit geschaffen als am Main. Zudem wird die französische Hauptstadt zum Trading-Hotspot Kontinentaleuropas.
Blick auf den Pariser Eifelturm | Foto: picture alliance / dpa-Zentralbild | Stephan Schulz
Blick auf den Pariser Eifelturm | Foto: picture alliance / dpa-Zentralbild | Stephan Schulz

Der Finanzplatz Paris ist auf dem Weg, zum wichtigsten Handelszentrum in der Europäischen Union (EU) werden. Das berichtet das "Handelsblatt". Vor allem die großen amerikanischen Institute würde es in Frankreichs Hauptstadt ziehen.

"Derzeit liegt Paris, was den Handel angeht, vor Städten wie Frankfurt oder Amsterdam", sagt Christina Bannier, Professorin für Banking und Finance an der Universität Gießen. Auch Volker Brühl, Geschäftsführer des Center for Financial Studies der Frankfurter Goethe-Universität, sieht Paris vorne: "Das Rennen ist zwar noch nicht final entschieden, aber eine große Tendenz geht in Richtung Paris". Und auch ein ungenannter Spitzenbanker aus der Main-Metropole ist für den hiesigen Finanzplatz skeptisch: "Paris ist auf dem besten Weg, sich zum kontinentaleuropäischen Trading-Hotspot zu entwickeln."

Nach Angaben der Finanzplatzinitiative Paris Europlace arbeiten inzwischen allein 400 Händler für die Bank of America vor Ort. JPMorgan Chase will die Zahl der Mitarbeiter in Paris bis Ende dieses Jahres um 250 auf 800 erhöhen.

Brexit kann Stellenabbau in Frankfurt nicht ausgleichen

Paris Europlace schätzt, dass seit dem Brexit bereits 4500 neue Arbeitsplätze in der Finanzbranche in der Hauptstadt entstanden sind. Zum Vergleich: Die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) erwartete in einer Studie, dass Frankfurt Ende 2022 bei 3500 neuen Stellen liegen wird.

Frankreichs Politik wurde schnell für Paris aktiv

Die Gießener Professorin nennt dafür auch einen Grund: "Die französische Politik hat sich nach dem Brexit-Votum viel schneller in Stellung gebracht und aktiver um Einheiten geworben", sagt Christina Bannier. Vor allem beim Handel mache politische Rückendeckung viel aus.

Laut "Handelsblatt" hat Frankfurt aber lange noch nicht den Kampf um den Finanzplatz Nummer eins in der EU aufgegeben. Amsterdam, Dublin, Frankfurt und Paris hätten allesamt als Trading-Standorte gewonnen", sagt Hubertus Väth, Geschäftsführer der Finanzplatzinitiative Frankfurt Main Finance. Noch für eine ganze Weile werde viel im Fluss bleiben. "Wir haben immer von einem Marathonlauf gesprochen. Da in Frankfurt ein Großteil der Banken ihre Europazentrale hat, bestehen weiterhin alle Chancen, sich Stücke vom Kuchen abzuschneiden", sagt Väth.

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