Nach Verlustjahren rechnet M.M. Warburg 2021 wieder mit Gewinn

Die Hamburger Privatbank erreichte im vergangenen Jahr ein Jahresergebnis vor Steuern von minus 6,7 Mio. Euro - bei einer Cost-Income-Ratio von gut 90 Prozent. Im laufenden Jahr strebt sie zurück in die Gewinnzone.
Das Logo des Bankhauses M.M.Warburg & CO über dem Haupteingang in Hamburg. | Foto: picture alliance/dpa | Axel Heimken
Das Logo des Bankhauses M.M.Warburg & CO über dem Haupteingang in Hamburg. | Foto: picture alliance/dpa | Axel Heimken
Tamara Weise, dpa

Die Aufarbeitung ihrer Beteiligung an Cum-Ex-Geschäften hat der Hamburger Privatbank M.M. Warburg im vergangenen Jahr Zeit und Geld gekostet, doch die wirtschaftliche Lage scheint sich zu bessern: Nach mehreren Verlustjahren soll 2021 wieder ein positives Ergebnis erreicht werden, erklärt Sprecher Martin Wehrle im Gespräch mit FinanzBusiness. 

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Schiffskredite drücken aufs Jahresergebnis

Das Institut hat am Montag Kennzahlen für 2020 vorgelegt, die zeigen, wie weit sich die Bank trotz aller Turbulenzen an dieses Ziel herangearbeitet hat. Das Jahresergebnis vor Steuern lag bei -6,7 Mio. Euro, nach -40,3 Mio. Euro im Jahr zuvor (2018: -14,6 Mio. Euro).

"Ohne Berücksichtigung der Risikovorsorge für Schiffsfinanzierungen wäre schon für das Geschäftsjahr 2020 ein positives Ergebnis ausgewiesen worden", heißt es.

 

Dabei sieht die Bank nach Aussage von Sprecher Martin Wehrle das Geschäft mit Krediten für die Schifffahrt nicht an sich als Problem, sondern lediglich das Geschäft von einst – das alte, ab 2010 aufgebaute Kreditportfolio wurde im ersten Quartal 2021 deshalb drastisch verkleinert, immerhin um 70 Prozent. "Dies wird im laufenden Jahr zu einer Non-Performing-Loan-Quote von weniger als drei Prozent führen", teilt die Bank mit.

Kritik an Landesbanken

Die riesigen Abschreibungen auf Schiffsfinanzierungen in der Branche betrachtet das Institut dennoch kritisch: Nicht zuletzt infolge dieser Restrukturierungen habe die maritime Wirtschaft Deutschlands großen Schaden genommen und im internationalen Wettbewerb erheblich an Bedeutung verloren, ist die Warburg-Bank überzeugt.

 

"Für die Schiffsmärkte ist nach den Krisenjahren eine anhaltende Erholung zu verzeichnen", betont das Institut.

"Angesichts der aktuell starken Entwicklung sowie der erheblichen Wertkorrekturen, die gerade bei Landesbanken auch den Steuerzahler Milliarden gekostet haben, stellt sich die Frage, ob es richtig war, die Korrekturen unter hohem zeitlichem Druck vorzunehmen."

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Risikovorsorge sinkt, Zinsüberschuss steigt

Die Nettovorsorge für Einzelrisiken im Kreditgeschäft betrug bei M.M. Warburg im vergangenen Jahr 22,4 Mio. Euro, fiel damit niedriger aus als im Jahr zuvor (2019: 79,8 Mio. Euro). Auch andere Kennzahlen für 2020 dokumentieren, dass die Bank dabei ist, ihre Verluste zu reduzieren und gleichzeitig ihr Geschäft neu zu entwickeln. Im Überblick:

  • Das Volumen der Assets under Management and Administration im Konzern (Warburg Gruppe) stieg von 69,8 Mrd. Euro im Vorjahr auf 76,2 Mrd. Euro, das Depotbankvolumen von 30,2 Mrd. Euro in 2019 auf 33,9 Mrd. Euro. 
  • Sowohl der Zins- als auch der Provisionsüberschuss liegen über dem Vorjahr, der Zinsüberschuss sogar deutlich: Er erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr um 14,5 Prozent auf 50,2 Mio. Euro – man habe Bundesbankeinlagen reduziert und somit Negativzinsen vermieden, lautet die Erklärung. Die Einnahmen aus Provisionen wuchsen um 2,2 Prozent auf 154,3 Mio. Euro.
  • Beim Verwaltungsaufwand geht es in entgegengesetzte Richtung. Obwohl die Bank im vergangenen Jahr mehr Beratungskosten buchen musste, ihre IT-Landschaft investierte und am Ende des Jahres mehr Mitarbeiter beschäftigte (963, Vorjahr: 929) reduzierte sich der Aufwand für laufende Geschäft um 2,4 Prozent – auf 194,6 Mio. Euro.
  • Die Cost-Income-Ratio bleibt dennoch vergleichsweise hoch: Mit einem Wert von 92,2 Prozent gehört M.M. Warburg nach wie vor zur Gruppe der Negativ-Spitzenreiter (2019: 98,8 Prozent).

Verkauf des Geschäfts in der Schweiz

Um das eigene Geschäft zu konsolidieren, konzentriert sich die Bank künftig ausschließlich auf Deutschland. Die Schweizer Tochter Private Client Partners wurde Mitte 2020 nach zehn Jahren komplett verkauft - das Family Office ist seitdem im Besitz der Banque Bonhôte & Cie aus Neuchâtel (Neuenburg).

"Die Ausrichtung auch auf international aktive Kunden, im Ausland sesshafte Kunden und ein Asset Management mit weltweitem Anlagefokus wird beibehalten", kündigt M.M. Warburg in ihrer Mitteilung an. Der mit dem Verkauf einhergehende Mittelabgang in Höhe von 1,7 Mrd. Euro habe bereits 2020 "mehr als kompensiert" werden können.

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