Privatbank M.M. Warburg rutscht 2019 tiefer in die roten Zahlen

Kreditrisikovorsorge und Steuernachzahlungen wegen des Cum-Ex-Skandals belasten die Bilanz der Bank.
Logo des Bankhauses M.M.Warburg & CO über dem Haupteingang in Hamburg | Foto: Picture-Alliance/ Axel Heimken/ dpa
Logo des Bankhauses M.M.Warburg & CO über dem Haupteingang in Hamburg | Foto: Picture-Alliance/ Axel Heimken/ dpa

Durch das 2019 erzielte Konzernergebnis nach Steuern in Höhe von -61,8 Mio. Euro (Vorjahr -14,6 Mio. Euro) rutscht die Privatbank M.M. Warburg noch tiefer in die roten Zahlen. Grund dafür seien vor allem die Kreditrisikovorsorge und Steuernachzahlungen, so die Bank in einer Presseerklärung.

Nach Billigung des Konzernabschlusses 2019 liegt die harte Kernkapitalquote bei nur noch 9,1 Prozent (Vorjahr: 10,2 Prozent).

Die Bank verzichtet - neben dem Hauptsitz in Hamburg und neun weiteren Standorten - auf ein weitverzweigtes Filialnetz und Auslandsstandorte. Zuletzt hatte das Institut bislang selbstständige Tochterbanken verschmolzen und so "strategische und operative Risiken deutlich reduziert". Risiken durch Auslagerungen an Firmen im In- oder Ausland würden so weitgehend vermieden.

Ein wesentlicher Meilenstein in der strukturellen Entwicklung der Warburg-Gruppe war im vergangenen Geschäftsjahr der vollständige Erwerb der Warburg Invest AG, nachdem bereits 2018 75,1 Prozent der Anteile von der Nord-LB übernommen werden konnten.

Hohe Belastungen

Das Bewertungsergebnis im Kreditgeschäft war 2019 geprägt durch die "Risikoabschirmung für Schiffsfinanzierungen aus der Zeit vor der Krise der maritimen Wirtschaft", so die Bank.

Auch die Abschreibung auf die Beteiligung der in Liquidation befindlichen M.M. Warburg Bank Schweiz und die Effekte aus der Rekonsolidierung der M.M. Warburg & CO Hypothekenbank wirkten belastend.

Zudem bleibt die Entwicklung im Segment Schifffahrt, auch bedingt durch die Corona-Krise, weiterhin mit Risiken behaftet. Es sei davon auszugehen, dass 2020 der Netto-Vorsorgebedarf in diesem Segment aber signifikant geringer als 2019 ausfallen werde.

Ausgeglichene Bilanz geplant

Im laufenden Geschäftsjahr plant die Warburg-Gruppe ein im Vorjahresvergleich deutlich verbessertes, ungefähr ausgeglichenes Ergebnis. Entscheidend werde aber sein, dass die Konjunktur im zweiten Halbjahr wieder Fahrt aufnehme.

Dabei setzt die Bank unter anderem auf ihre vermögenden Kunden des Private Bankings, "die proaktive, persönliche Beratung gerade in schwierigen Märkten" schätzten, heißt es in der Erklärung der Bank.

"Schon früh im Jahr 2020 haben sich die erfahrenen Experten defensiv positioniert und konnten so Wertverluste begrenzen. Dank der konsequent umgesetzten Digitalisierungsstrategie können Kunden auf bereits bewährte Online-Angebote zugreifen."

"Langjährig gewachsene Vertrauensverhältnisse bewähren sich in Krisen, denn unter Unternehmern, die partnerschaftlich miteinander umgehen, wird gerade in Krisenzeiten offen und schnell kommuniziert und entschieden", sagte Joachim Olearius, Sprecher der Partner.

Hohe Rückstellungen gebildet

Und doch hat die Privatbank einige Altlasten zu bewältigen. Wegen ihrer Beteiligung an den sogenannten Cum-Ex-Geschäften bildet sie Rückstellungen in Höhe von 62,6 Mio. Euro. Die Bank muss in diesem Zusammenhang mit Rückzahlungen in Millionenhöhe rechnen.

Hauptgesellschafter übergeben Mandate

Nach fast vier Jahrzehnten haben die Hauptgesellschafter Christian Olearius und Max Warburg ihre Mandate als Vorsitzender beziehungsweise stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats zum Ende des Jahres 2019 niedergelegt.

Bernd Thiemann, schon zuvor Mitglied des Aufsichtsrats von M.M. Warburg & CO, wurde zum neuen Vorsitzenden des Aufsichtsrats gewählt. Als neue Mitglieder wurden Burkhard Schwenker und Claus Nolting in den Aufsichtsrat der Bank gewählt.

Es droht weiterer Ärger

Die Hamburger Finanzverwaltung verlangt wegen der Cum-Ex-Geschäfte für die Jahre 2007 bis 2009 Rückzahlungen in Höhe von 160 Mio. Euro von Warburg. Mitte März war die Bank zudem vom Landgericht Bonn zur Rückzahlung von 176 Mio. Euro unrechtmäßig erlangter Steuererstattungen aufgefordert worden.

Wie das Handelsblatt berichtete, soll die Staatsanwaltschaft Köln zudem eine Anklage aktueller und ehemaliger Banker der M.M. Warburg-Gruppe vorbereiten.

Hamburg fordert nun doch Steuerschuld von der M.M. Warburg

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