"Derzeit ist damit zu rechnen, dass eventuell noch zwei bis drei hinzukommen", kündigt Stefan Marotzke, Pressesprecher beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV), auf Nachfrage von FinanzBusiness an. "Wir sehen aber keine Fusionswelle."
Wenn man sich die heutige Struktur anschaue, sei es nicht so, dass größere Einheiten per se erfolgreicher wirtschaften würden, meint er. "Allerdings ist es insbesondere die überbordende Regulierung, die gerade kleinen Instituten immer mehr zu schaffen macht. Insofern ist das auch der Hauptgrund, weswegen es zu Fusionen von Sparkassen kommt."
Zahl der Zusammenschlüsse laut DSGV-Statistik rückläufig
Wie oft sich Sparkassen für Fusionen seit der Jahrtausendwende entschieden haben, zeigt ein Blick in die Langzeitstatistik des DSGV:
- Ende des Jahres wird es bundesweit 376 Sparkassen geben, drei weniger als an Silvester 2019. Vor zehn Jahren zählte der Verband 429 Institute und vor 20 Jahren 562.
- Fazit: In der ersten Dekade des neuen Jahrtausends verschwanden laut dieser Statistik 133 Sparkassen, in der zweiten 53. Die Fusionsdynamik haben sich im zurückliegenden Jahrzehnt also nicht beschleunigt, sondern eher verlangsamt.
Dass Konsolidierung für die Sparkassen trotzdem ein großes Thema bleibt, dürfte jedoch klar sein, zumal es dabei auch um eines ihrer Leuchtturmprojekte gehen wird – das schon länger geplante Zentralinstitut der Sparkassen: Thomas Groß, seit Sommer Vorstandsvorsitzender der Helaba, ließ bereits bei seinem Amtsantritt keinen Zweifel daran, dass er die coronabedingt in diesem Jahr unterbrochenen Fusionsgespräche mit der Deka "zu gegebener Zeit" fortsetzen möchte.
Neuer Helaba-Vorstand offen für eine Fusion mit der Deka
Trend liegt bei jährlich rund 40 genossenschaftlichen Fusionen
Und auch bei den Genossenschaftsbanken kommt es regelmäßig und noch öfter als bei den Sparkassen zu Zusammenschlüssen von mehreren Instituten. Auf Nachfrage von FinanzBusiness wollte sich der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) nicht zum genauen Stand der Fusionen äußern. Die Zahl der Zusammenschlüsse werde Mitte März auf der Jahres-Pressekonferenz bekannt gegeben, heißt es von einem Sprecher.
Zum 31.12.2019 gab es noch 839 genossenschaftliche Institute. Ende 2018 waren es noch 873 und 2017 915. Die Zahl der Institute geht zurück und das wird sich wohl auch in den kommenden Jahren nicht ändern.
Der Präsident der Volks- und Raiffeisenbanken in Bayern geht für 2021 von sechs Fusionen aus. Das sei weniger als der Durchschnitt der vergangenen Jahre, sagte er der Börsen-Zeitung. Beim BVR geht man deutschlandweit hingegen von einer gleichbleibenden Entwicklung aus, "wenn sich an den Rahmenbedingungen nichts Grundlegendes ändert", heißt es auf Nachfrage von FinanzBusiness.
Geplatzte Zusammenschlüsse und Doppel-Fusionen
Die Rahmenbedingungen, das sind - ähnlich wie bei den öffentlich-rechtlichen Instituten - das Niedrigzinsumfeld und die steigenden regulatorischen Herausforderungen. So lautet es zumindest in der großen Mehrzahl zur Begründung von Zusammenschlüssen. Und so gab es auch 2020 wieder zahlreiche Fusionen im genossenschaftlichen Sektor. Der BVR hat für 2020 mit 40 Fusionen gerechnet.
Allerdings glückte auch nicht jede, mehrere Fusionen wurden nach den Verhandlungen abgebrochen. Beispielsweise im Ruhrgebiet oder der Pfalz .
Andere Institute fusionieren gleich doppelt und dreifach: In Bad Oldesloe fusioniert die Volksbank zum 1.1.2021 zum dritten Mal in vier Jahren mit einem Schwesterinstitut. Und auch in Nordhessen, Karlsruhe und Nürnberg schließen sich mehrere Institute aufeinanderfolgend zusammen.