Fusionen in der Fläche: Wo Sparkassen und Volksbanken 2021 zusammenrücken

Im öffentlich-rechtlichen Sektor sind fürs neue Jahr bislang vier Fusionen geplant, bei genossenschaftlichen Instituten werden es voraussichtlich deutlich mehr - bei ihnen bleiben Zusammenschlüsse hoch im Kurs. FinanzBusiness schaut auf die Trends.
Die Sparkasse Haslach fusioniert mit der Sparkasse Gengenbach zur Sparkasse Kinzigtal. | Foto: Sparkasse Haslach-Zell
Die Sparkasse Haslach fusioniert mit der Sparkasse Gengenbach zur Sparkasse Kinzigtal. | Foto: Sparkasse Haslach-Zell

Die Förde Sparkasse muss ihre Fusionspläne wegen "vehementer Einflussnahme" aufgeben – die Sparkasse Mecklenburg-Schwerin nicht, obwohl es in letzter Sekunde noch zu einem Fauxpas kam: Ohne sich vorher abzustimmen, präsentierte ihr der Fusionspartner, die Sparkasse Parchim-Lübz, neue Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden.

"Da ist uns ungewollt ein Fehler unterlaufen", entschuldigte sich deren Vorstandsvorsitzender Joachim Ziegler kurz vor Weihnachten in einer Mitteilung, gab aber sofort Entwarnung: Alles sei geklärt, sagte er, "wir arbeiten weiter daran, unsere Fusion mit allen 485 Kolleginnen und Kollegen zu einem Erfolg zu machen." Stichtag dafür ist der 1. Januar.

Geplante Fusion von Förde Sparkasse und Sparkasse Mittelholstein ist geplatzt

Zwei Sparkassen in Mecklenburg-Vorpommern fusionieren

Regulierung treibt Sparkassen zur Fusion

Insgesamt sind im öffentlich-rechtlichen Umfeld für 2021 bislang vier Fusionen fest vereinbart, die in Mecklenburg-Vorpommern eingerechnet. Außerdem entstehen zwei neue Institute in Rheinland-Pfalz – die Sparkasse Südpfalz und die Sparkasse Kaiserslautern – , sowie in Baden-Württemberg die Sparkasse Kinzigtal.

"Derzeit ist damit zu rechnen, dass eventuell noch zwei bis drei hinzukommen", kündigt Stefan Marotzke, Pressesprecher beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV), auf Nachfrage von FinanzBusiness an. "Wir sehen aber keine Fusionswelle."

Wenn man sich die heutige Struktur anschaue, sei es nicht so, dass größere Einheiten per se erfolgreicher wirtschaften würden, meint er. "Allerdings ist es insbesondere die überbordende Regulierung, die gerade kleinen Instituten immer mehr zu schaffen macht. Insofern ist das auch der Hauptgrund, weswegen es zu Fusionen von Sparkassen kommt."

Zahl der Zusammenschlüsse laut DSGV-Statistik rückläufig

Wie oft sich Sparkassen für Fusionen seit der Jahrtausendwende entschieden haben, zeigt ein Blick in die Langzeitstatistik des DSGV:

  • Ende des Jahres wird es bundesweit 376 Sparkassen geben, drei weniger als an Silvester 2019. Vor zehn Jahren zählte der Verband 429 Institute und vor 20 Jahren 562.
  • Fazit: In der ersten Dekade des neuen Jahrtausends verschwanden laut dieser Statistik 133 Sparkassen, in der zweiten 53. Die Fusionsdynamik haben sich im zurückliegenden Jahrzehnt also nicht beschleunigt, sondern eher verlangsamt.

Dass Konsolidierung für die Sparkassen trotzdem ein großes Thema bleibt, dürfte jedoch klar sein, zumal es dabei auch um eines ihrer Leuchtturmprojekte gehen wird – das schon länger geplante Zentralinstitut der Sparkassen: Thomas Groß, seit Sommer Vorstandsvorsitzender der Helaba, ließ bereits bei seinem Amtsantritt keinen Zweifel daran, dass er die coronabedingt in diesem Jahr unterbrochenen Fusionsgespräche mit der Deka "zu gegebener Zeit" fortsetzen möchte.

Neuer Helaba-Vorstand offen für eine Fusion mit der Deka

Trend liegt bei jährlich rund 40 genossenschaftlichen Fusionen

Und auch bei den Genossenschaftsbanken kommt es regelmäßig und noch öfter als bei den Sparkassen zu Zusammenschlüssen von mehreren Instituten. Auf Nachfrage von FinanzBusiness wollte sich der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) nicht zum genauen Stand der Fusionen äußern. Die Zahl der Zusammenschlüsse werde Mitte März auf der Jahres-Pressekonferenz bekannt gegeben, heißt es von einem Sprecher.

Zum 31.12.2019 gab es noch 839 genossenschaftliche Institute. Ende 2018 waren es noch 873 und 2017 915. Die Zahl der Institute geht zurück und das wird sich wohl auch in den kommenden Jahren nicht ändern.

Der Präsident der Volks- und Raiffeisenbanken in Bayern geht für 2021 von sechs Fusionen aus. Das sei weniger als der Durchschnitt der vergangenen Jahre, sagte er der Börsen-Zeitung. Beim BVR geht man deutschlandweit hingegen von einer gleichbleibenden Entwicklung aus, "wenn sich an den Rahmenbedingungen nichts Grundlegendes ändert", heißt es auf Nachfrage von FinanzBusiness.

Geplatzte Zusammenschlüsse und Doppel-Fusionen

Die Rahmenbedingungen, das sind - ähnlich wie bei den öffentlich-rechtlichen Instituten - das Niedrigzinsumfeld und die steigenden regulatorischen Herausforderungen. So lautet es zumindest in der großen Mehrzahl zur Begründung von Zusammenschlüssen. Und so gab es auch 2020 wieder zahlreiche Fusionen im genossenschaftlichen Sektor. Der BVR hat für 2020 mit 40 Fusionen gerechnet.

Allerdings glückte auch nicht jede, mehrere Fusionen wurden nach den Verhandlungen abgebrochen. Beispielsweise im Ruhrgebiet oder der Pfalz .

Andere Institute fusionieren gleich doppelt und dreifach: In Bad Oldesloe fusioniert die Volksbank zum 1.1.2021 zum dritten Mal in vier Jahren mit einem Schwesterinstitut. Und auch in Nordhessen, Karlsruhe und Nürnberg schließen sich mehrere Institute aufeinanderfolgend zusammen.

Jetzt teilen

Zum Newsletter anmelden

Bleiben Sie mit unserem Newsletter immer auf dem aktuellen Stand der Entwicklungen Ihrer Branche.

Newsletter-Bedingungen

Die jüngsten FinanzBusiness-Artikel

Die GLS Bank ist bislang die einzige Bank, die Debitkarten aus Holz standardmäßig ausgibt. | Foto: GLS Bank

Zweifel an Nachhaltigkeit der neuen Genossen-Holzkarte

Für Abonnenten

Lesen Sie auch