Julius Bär erzielt Rekordgewinn dank Handelsboom in Coronakrise

Der US-Trend bei den Zweitquartalsresultaten des Bankensektors setzt sich auch in Europa fort. Instituten mit großen Handelsaktivitäten spielte die Pandemie in die Karten.
Die schweizerische Bank Julius Bär. | Foto: picture alliance/KEYSTONE
Die schweizerische Bank Julius Bär. | Foto: picture alliance/KEYSTONE
dpa

Der florierende Wertpapierhandel hat der Bank Julius Bär einen Gewinnsprung beschert. Trotz Coronakrise hat das Vermögensverwaltungsinstitut sein neustes Programm zur Kostensenkung weitergeführt und den vorgesehenen Personalabbau zu einem großen Teil bereits umgesetzt.

Starke Ausschläge an den Finanzmärkten
Die starken Ausschläge an den Finanzmärkten im ersten Halbjahr kurbelten die Volumen im Devisen-, Derivate- und Edelmetallhandel an und verhalfen dem Institut zu höheren Gebühreneinnahmen.

Der bereinigte Gewinn für das erste Halbjahr legte gegenüber dem Vorjahr um rund einen Drittel auf 524 Mio. Schweizer Franken (488 Mio. Euro) zu, wie das Institut am Montag mitteilte. Unter dem Strich stand ein um 43 Prozent höherer Konzerngewinn von 491 Mio. Franken.

402 Mrd. Euro verwaltetes Vermögen
Die vom Institut verwalteten Vermögen (Assets under Management AuM) beliefen sich auf 402 Mrd. Franken. Das war zwar wieder mehr als noch Ende April (392 Mrd. Franken), wegen der Verwerfungen an den Finanzmärkten lagen sie gegenüber dem Stand von Ende des Jahres 2019 noch immer um sechs Prozent im Minus.
Die Nettoneugelder beliefen sich auf 5,0 Mrd. Franken oder rund 2,3 Prozent des verwalteten Vermögens, dies trotz einem Abbau von Fremdfinanzierungen durch die Kunden nach den Marktturbulenzen der Coronakrise. Seit Mai sei allerdings das Kreditportfolio wieder gewachsen, sagte Julius Bär-Vorstandschef Philipp Rickenbacher in einer Telefonkonferenz.

Bruttomarge auf hohem Niveau
Die Bruttomarge blieb mit 92 Basispunkten weiterhin auf einem hohen Niveau (Vorjahr 83 Basispunkte), auch wenn sie sich gegenüber dem Wert von Ende April (95 BP) wieder etwas zurückbildete.

Die Beiträge aus der stark gestiegenen Kundenaktivität hätten auch negative Einflüsse aus dem Zinsengeschäft kompensiert, wo das Institut etwa die tieferen US-Zinsen zu spüren bekam.

Fortschritte auf der Kostenseite
Auch auf der Kostenseite vermeldete die Privatbank Fortschritte. So verbesserte sich das Kosten/Ertrags-Verhältnis im Halbjahr auf 66,6 Prozent, nachdem diese Zahl im Gesamtjahr 2018 noch bei 71 Prozent gelegen hatte. Die im Februar angekündigten Kostensenkungen, die auch den Abbau von 300 Vollzeitstellen beinhalten, seien bereits zu einem großen Teil umgesetzt, erklärte Rickenbacher. Die Auswirkungen dürften sich ab dem zweiten Halbjahr bemerkbar machen.

Analystenerwartungen übertroffen
Mit den Halbjahreszahlen hat Julius Bär die durchschnittlichen Erwartungen der Analysten bei der Profitabilität übertreffen können. Der bereinigte Konzerngewinn war gemäß des von der Nachrichtenagentur AWP ermittelten Stimmungsbildes bei 517 Millionen Franken erwartet worden, die Schätzungen für den IFRS-Konzerngewinn lagen im Schnitt bei 474 Millionen Franken. Die verwalteten Vermögen hatten Analysten im Schnitt leicht höher bei 403 Milliarden erwartet.

"Herausforderndes Umfeld" im zweiten Halbjahr
Für das zweite Halbjahr erwartet die Vermögensverwaltungsbank weiterhin ein "herausforderndes" und volatiles Umfeld. So entwickle sich die Erholung nach der Coronakrise in verschiedenen Regionen sehr unterschiedlich, sagte Rickenbacher. Auch die Programme von Regierungen und Notenbanken zur Stimulierung der Wirtschaft präsentierten sich sehr heterogen.

Die im Februar angekündigte neue Strategie will Julius Bär auch im zweiten Halbjahr weiter umsetzen. Nach der Schließung des Buchungszentrums auf den Bahamas stehen nun etwa auch Aktivitäten in Uruguay und in Ägypten auf dem Prüfstand, wie der Vorstandschef sagte. Die mittelfristigen Ziele bis 2022 gelten weiterhin, wie Rickenbacher betonte.

Maßnahmen der Aufsicht weiterhin in Kraft
Weiterhin in Kraft sind allerdings auch die Maßnahmen der Finma, welche die Aufsichtsbehörde wegen Geldwäschereivorfällen in den Jahren 2009 bis 2018 verhängt hatte. Die Finma hat der Bank unter anderem untersagt, bis zur Behebung der Mängel komplexe Firmenakquisitionen durchzuführen. Die Bank sehe sich "auf einem guten Weg", die Situation zu lösen, beteuerte Rickenbacher.

In Süddeutschland hatte sich Julius Bär zuletzt verstärkt: Lars-Peter Schäfer war Anfang Juli mit seinem Beraterteam geschlossen von der Deutschen Bank zur Stuttgarter Niederlassung der Schweizer Bank gewechselt.
Beraterteam wechselt geschlossen von der Deutschen Bank zu Julius Bär 

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