EZB-Präsidentin Lagarde deutet erneute Lockerung ihrer Geldpolitik an

In ihrer Rede vor einem Ausschuss des EU-Parlaments stellte sie die Ausweitung des Wertpapier-Kaufprogramms in der Corona-Krise (PEPP) in Aussicht.
Christine Lagarde, EZB-Präsidentin | Foto: picture alliance/Xinhua
Christine Lagarde, EZB-Präsidentin | Foto: picture alliance/Xinhua
DPA und Erhard Krasny, Carolin Kassella

Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte angesichts der zweiten Corona-Welle auf eine zusätzliche Lockerung ihrer bereits sehr lockeren Geldpolitik zusteuern. Auf der nächsten Zinssitzung im Dezember werde die Notenbank ihre Instrumente auf Basis aktueller Informationen anpassen, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Donnerstag vor einem Ausschuss des EU-Parlaments.

"Wir werden die aktuelle Phase der Krise mit demselben Ansatz und derselben Entschlossenheit angehen", führte Lagarde in ihrer Rede aus und bekräftigte damit frühere Äußerungen.

Etwas konkreter wurde Lagarde mit Blick auf die zu erwartenden Schritte. Grundsätzlich stünden alle Optionen zur Verfügung. Allerdings seien die milliardenschweren Wertpapierkäufe in der Corona-Krise ("Pandemic Emergency Purchase Programme", kurz: PEPP) und die langfristigen Billigkredite für die Banken (TLTRO) im aktuellen Umfeld wirksam gewesen.

Diese könnten "dynamisch" angepasst werden, sagte Lagarde. "Sie dürften daher die wichtigsten Instrumente zur Anpassung unserer Geldpolitik bleiben."

Helaba-Chefvolkswirtin erwartet keine Zinssenkungen

Gertrud Traud, Chefvolkswirtin der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) hatte im Gespräch mit FinanzBusiness zuvor ihre Erwartungen für die EZB-Geldpolitik mit Blick auf das kommende Jahr geteilt. Demnach geht Traud nicht davon aus, dass die EZB weiter an der Zinsscheibe dreht, sondern im Zuge der kontinuierlichen geldpolitischen Lockerung ihre Wertpapier- und Anleihekaufprogramme erneut ausweitet.

Helaba-Chefvolkswirtin sieht deutsche Banken für Insolvenzwelle gut gewappnet

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, zeigt sich von der heutigen Aussage Lagardes wenig überrascht: "Frau Lagarde hat heute letztlich eine Bestätigung ihrer Aussagen auf der letzten EZB-Ratssitzung gegeben. Dafür bedarf es der Dezember-Sitzung mit den neuen Projektionen der EZB."

Gitzel geht davon aus, dass die EZB alle Ankaufprogramme aufstocken wird, sagte er im Gespräch mit FinanzBusiness weiter und fügte hinzu: "Spannend wird es sein, ob die EZB den Einlagenzins noch mal senkt. Ich glaube nicht."

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