Die Teilzeit-Chefinnen der Hypovereinsbank

Dass sich Führungsaufgaben nur in Vollzeit erledigen lassen, gilt in vielen Häusern bis heute als selbstverständlich. Nicht bei der HVB: Seit 2021 können hier auch Kolleginnen, die weniger Stunden im Büro verbringen, Verantwortung übernehmen.
Sandra Döring (rechts) und Daniella Schönwetter im Teams-Meeting mit FinanzBusiness | Foto: Screenshot / FinanzBusiness
Sandra Döring (rechts) und Daniella Schönwetter im Teams-Meeting mit FinanzBusiness | Foto: Screenshot / FinanzBusiness

Zwei Frauen, beide arbeiten Teilzeit, beide leiten ein Team - gemeinsam: Noch vor einem Jahr hätte das bei der Hypovereinsbank (HVB) kaum jemand für möglich gehalten. Geteilte Führung: Das war nicht vorgesehen und deshalb auch kein Thema, auch nicht für Sandra Döring und Daniella Schönwetter. Ihre Geschichte zeigt, wie schnell sich das Blatt wenden kann.

Neue Zielmarke: 50 Prozent weibliche Führungskräfte

2021 hat die Bank einen Kulturwandel eingeleitet, der flexiblere Strukturen und ein diverses, integratives Arbeitsumfeld begünstigen soll. Die Basis bildet das von Personalchef Christoph Auerbach vorgelegte Gender-Diversity-Programm: Moderner soll die Bank werden, offener für Unterschiede, weniger starr in ihren Karrierewegen, flexibler und fairer. Und Gender Balance ist dabei ein wesentlicher Punkt: In Zukunft sollen Frauen und Männer in Führungspositionen gleichermaßen repräsentiert sein.

"Wir können nur erfolgreich sein, wenn wir uns divers und inklusiv aufstellen", sagt Christoph Auerbach 

Döring und Schönwetter profitieren davon. Im Tandem leiten sie seit Juni ein Team mit sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern - sie waren die ersten, die die Chance dazu erhielten.

Ihr Vorgesetzter, der Teilzeit, wie sie im Gespräch mit FinanzBusiness sagen, "nie als Kriterium betrachtet" habe, wenn es darum gegangen sei, Aufgaben zu verteilen, machte ihnen im Frühjahr ein Angebot: Er würde in der Entscheidungshierarchie der Bank eine Stufe nach oben rücken, sie könnten zusammen seine Nachfolge antreten. Beide griffen zu.

"Wir sind zwar recht unterschiedlich, kennen uns aber schon lange und haben uns immer gut ergänzt", berichtet Schönwetter. "Dass das auch weiterhin so bleibt, da hatten wir keine Zweifel. Heute würde ich sagen: Das hat sich alles wunderbar ergeben, wir kriegen die Abstimmung gut hin."

Kreditanträge zu bearbeiten bleibt ihr Hauptthema

Als Riskmanagerinnen konzentrieren sie sich mit ihrem Team auf die sogenannten FIBS - Finanzinstitute, Banken und Souveräne. Das Stundenkontingent der jungen Frauen liegt, gemessen an einer Vollzeitstelle, schon seit Jahren bei 77 bzw. 87 Prozent, wobei sie neben ihrer Führungsaufgabe immer noch zu rund zwei Dritteln ihren bisherigen Aufgaben, der Bearbeitung von Kreditanträgen, nachgehen. Schönwetter reduzierte ihre Arbeitszeit einst nach der Geburt ihrer Kinder, Döring aus Gründen der besseren Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf.

Vorteil für das Team: Da sich ihre Zeiten überschneiden, sind sie trotz Teilzeit in dieser Kombi durchgehend erreichbar.

"Die Mitarbeitenden wissen genau, wer von uns für was zuständig ist, auch, dass wir uns über alles Organisatorische selbstverständlich austauschen", erklärt Döring. Hartnäckige Differenzen gebe es nicht. "Wir kommunizieren untereinander sehr offen und bringen diese Offenheit mit ins Team."

Nicht zuletzt deshalb gelten sie innerhalb der HVB jetzt als Vorbilder in Sachen Leadership-Tandems und werden auf den internen Kanälen entsprechend gefeiert: Damit sich bald weitere finden, die das Experiment geteilter Führung eingehen. Ein Mal hat das bis dato auch schon geklappt. Anfang November konnte ein zweites Führungs-Tandem starten - im Smart Banking am Standort Hamburg.

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Bislang sind zwar noch keine Details dazu bekannt, an welchen Stellen Jobs wegfallen und an welchen neue entstehen, klar ist nach Aussage des Instituts aber, dass die Uhren in der Personalentwicklung nicht wieder zurückgedreht werden: Das gilt auch für die Option zur geteilten Führung von Teams.

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