Andrea Orcel krempelt die auch in Deutschland tätige italienische Großbank um. Das von ihm vorgestellte Programm "Unicredit Unlocked" soll das Institut profitabler machen.
Bis 2024 soll der Nettoumsatz von geschätzten 16 Mrd. Euro in 2021 auf 17 Mrd. Euro gesteigert werden. Deutlicher will die europäische Großbank beim Nettoergebnis zulegen: Um 1,2 Mrd. Euro höher soll es ausfallen als die für 2021 angepeilten 3,3 Mrd. Euro. Und die Cost-Income-Ratio soll sich um 6 Punkte auf rund 50 Prozent verbessern. Letztlich sollen zwischen 2021 und 2024 rund 16 Mrd. Euro an die Aktionäre ausgeschüttet werden - in Form von Dividenden oder Aktienrückkäufen.
Gespräche mit den Gewerkschaften
Was das für die Mitarbeiter in den 13 europäischen Märkten, darunter Deutschland, bedeutet, ließ Orcel in seiner Präsentation bewusst offen. Die Frage könne er nicht beantworten, da Gespräche mit den Gewerkschaften noch nicht abgeschlossen seien.
Fest steht nur: Um 1,5 Mrd. Euro brutto will Orcel die Kosten drücken, zwei Drittel dieser Summe aber reinvestieren.
Fest steht wohl auch: Wer sich bei Unicredit bislang mit Verwaltungsaufgaben fernab vom Kunden beschäftigt hat, muss sich warm anziehen. "Wir verabschieden uns von Kosten, die nicht geschäftsbezogen sind", sagte Orcel in der Präsentation. Dort arbeiteten für seinen Geschmack zu viele der Unicredit-Banker, dafür zu wenig am Kunden - und überhaupt beschäftigten sich zu wenige mit der Digitalisierung.
Zuletzt gab es Gerüchte, dass die Großbank gruppenweit 3000 Stellen streichen will. Diese Zahl nannte Orcel nicht, sie findet sich auch nicht in den Präsentationen.
Netto 200 Jobs mehr in Deutschland
Im Gegenteil: 1500 Mitarbeiter im Banking-Geschäft sollen in den nächsten zwei Jahren neu eingestellt werden, darunter 200 in Deutschland. Hinzu kommen 2100 Digitalexperten, wobei offen ist, wie sich deren Zahl auf die einzelnen Länder, in denen Unicredit präsent ist, verteilen. Insgesamt 2,8 Mrd. Euro will Unicredit in den kommenden zwei Jahren in die Digitalisierung stecken.
Doch das alles sind Nettozahlen. Wie viele Stellen in den sogenannten Zentralfunktionen abgebaut werden, war zunächst nicht zu erfahren.