Neobroker Nextmarkets sammelt 30 Millionen Dollar ein

Hinter der Serie-B-Finanzierung stehen namhafte Investoren wie Christian Angermayer. Mit dem Geld soll die europäische Expansion vorangetrieben werden. CEO Manuel Heyden erläutert im Gespräch mit FinanzBusiness seine Sicht auf die aktuelle Diskussion um Robinhood & Co.
Die Nextmarkets-Gründer und Brüder (v.l.): Dominic (CTO) und Manuel (CEO) Heyden | Foto: Nextmarkets
Die Nextmarkets-Gründer und Brüder (v.l.): Dominic (CTO) und Manuel (CEO) Heyden | Foto: Nextmarkets

Der Kölner Neobroker Nextmarkets hat in einer Serie-B-Finanzierungsrunde 30 Mio. Dollar eingesammelt, wie das Unternehmen mitteilte.

Star-Investoren mit an Bord

Dahinter stünden prominente Bestandsinvestoren wie Christian Angermayer mit seiner Beteiligungsgesellschaft Cryptology Asset Group und der britische Hedge-Fonds-Manager Alan Howard. Zudem habe sich nun die Deutsche Effecten- und Wechsel-Beteiligungsgesellschaft (DEWB) an dem Neobroker beteiligt.

Angermayer halte 25 Prozent an Nextmarkets, sagt Gründer und CEO Manuel Heyden im Gespräch mit FinanzBusiness. Die Frankfurter Holding Finlab AG hält 20 Prozent, ebenso die Brüder und Gründer, Manuel und Dominic Heyden. Zu weiteren Anteilen machte er zunächst keine Angaben.

Vergangene Finanzierungsrunden umfassten die Seed-Finanzierung in Höhe von 2,5 Mio. Euro in 2015, sowie die Serie-A-Runde "zwischen 2016 und 2018" über 9,5 Mio. Euro.

Europäische Expansion vorantreiben

Mit dem frischen Kapital sieht sich Heyden "gut ausgestattet" und will die europäische Expansion vorantreiben. Bereits Ende 2020 sei die App neben den bestehenden Märkten Deutschland und Österreich in Großbritannien, Portugal, der Niederlande, Frankreich, Spanien und Italien eingeführt worden.

Die Finanzierung schließt sich laut Heyden an ein erfolgreiches Jahr 2020 an: Die Transaktionen auf der Plattform überstiegen die 1,2 Millionen-Marke, erzählt Heyden FinanzBusiness - die Anzahl an Transaktionen hat sich seit dem Start im Juni 2018 damit mehr als verdreißigfacht.

Bei Nextmarkets handeln Kunden Aktien und ETFs gebührenfrei. "Broker verdienen auf zwei Arten Geld: Normalerweise die Ordergebühr beim Kunden, andererseits das 'Payment for order flow' (PFOF)-Modell, bei dem der Broker eine Gebühr vom Handelsplatz erhält, auf dem die Transaktion ausgeführt wird. Wenn der Kunde bei uns ungehebelt eine Aktie handelt, wird es bei der Gettex (Handelssegment der Börse München) ausgeführt und er zählt null Euro an Gebühren", erklärt der gebürtige Kölner.

"Wenn er den Hebel erhöht oder eine Short-Position eingeht, handelt er das Derivat über Nextmarkets. Wir agieren somit als Market Maker für Derivate", führt er weiter aus. "Bei uns können Nutzer den Hebel auf bis zu 5:1 erhöhen. Das gestaltet sich ähnlich wie ein Immobilienkauf: Dort arbeitet der Immobilien-Käufer zum Beispiel mit 20 Prozent Eigenkapital und 80 Prozent Fremdkapital. Wählt der Nutzer die Hebelfunktion auf die Aktie, zahlt er keine Ordergebühr, sondern den 'Spread' - das ist unsere Handelsmarge", sagt er.

Für Kunden, die diese Position über Nacht halten, fällt eine Finanzierungsgebühr an, "weil sie mit Fremdkapital arbeiten", so Heyden. Die Gebühr werde tagesgenau abgerechnet. "In der Nacht handelt es sich meist um Cent-Beträge. Der Kunde zahlt bei uns insgesamt 2,25 Prozent aufs Jahr gerechnet, das auf den Tag genau abgerechnet wird - also 2,25 Prozent geteilt durch 365, multipliziert mit der Anzahl der Haltedauer in Tagen", erklärt er.

Momentan ist Nextmarkets einzig an den Handelsplatz Gettex angeschlossen - weitere Handelsplätze sollen jedoch im Laufe des Jahres folgen, sagt Heyden.

Klare Worte zu Robinhood & Co.

Und auch zur aktuellen Diskussion über das Preismodell der Neo-broker - ausgelöst durch die Gamestop-Rally und das Debakel um die Trading-App Robinhood - bezieht Heyden Stellung: "Auf der einen Seite gibt es sehr viele empirische Studien darüber, warum Privatanleger nach Abzug der Transaktionskosten meist scheitern. Die Wissenschaft sagt, dass die historischen Transaktionskosten so hoch sind, dass sie in der Regel die reine Kurs-Performance vernichten. Das ist erstmal ein großes Marktproblem", betont er.

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"Dieses wird gelöst durch die wegfallende Transaktionsgebühr. Auf der anderen Seite hat etwa eine Studie von Stiftung Warentest ergeben, dass der Spread von Neobrokern sich im Vergleich zu anderen Handelsplätzen im Rahmen bewegt und die fehlende Ordergebühr nicht kompensiert. Die Diskussion über das PFOF-Modell ist daher hinfällig. Wir lösen ein großes Marktproblem, da Privatanleger, um erfolgreich traden zu können, bisher eine zu hohe Ordergebühr gezahlt haben", ist er überzeugt.

Tatsächlich schreibt Stiftung Warentest in der besagten Studie: "Denkbar wäre auch, dass die Broker an einer größeren Handelsspanne (Spread) beim Kauf und Verkauf von Wertpapieren direkt verdienen. Diese Vermutung erwies sich aber als unbegründet. Wir haben bei bekannten Aktien oder ETF in keinem Fall einen nennenswerten Aufschlag gegenüber dem Xetra-Handel der deutschen Börse gefunden." Das gelte für die Zeit werktags von 9:00 bis 17:30 Uhr, in der Xetra geöffnet ist.

Bereits Ende 2020 hatte Heyden im FinanzBusiness-Interview sein Geschäftsmodell erläutert und für ETFs als Alternative zum herkömmlichen Sparbuch in Zeiten von Negativzinsen plädiert.

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