Für Klarna werden große Unternehmensfinanzierungen in Zukunft kein Thema sein

Der CEO von Europas wertvollstem Fintech erklärt die Preispolitik des Unternehmens und ist davon überzeugt: "Die fetten Jahre für die Banken sind vorbei."
Sebastian Siemiatkowski, Mitgründer und CEO von Klarna im Dezember 2018 auf dem Slush 2018 startup and technology event in Helsinki, Finnland | Foto: picture alliance/dpa | Heikki Saukkomaa
Sebastian Siemiatkowski, Mitgründer und CEO von Klarna im Dezember 2018 auf dem Slush 2018 startup and technology event in Helsinki, Finnland | Foto: picture alliance/dpa | Heikki Saukkomaa

Vor einigen Wochen hat Sebastian Siemiatkowski seinem Ärger Luft gemacht: Der CEO des schwedischen Zahlungsanbieters Klarna wetterte auf dem Nachrichtendienst Twitter:

"In den schwedischen Medien wird oft das Bild gezeichnet, dass Klarna der Hauptgrund für die zunehmende Verschuldung in Schweden ist. Unklare Gebühren & teure Ratenzahlungen - davon lebt Klarna, wenn man Journalisten und Politikern glauben soll", schrieb er.

Klarna-CEO wettert gegen Behörden 

Nun erläutert er in einem Interview mit der F.A.Z. seinen Standpunkt ausführlicher. Auf die Frage, ob Klarna die Menschen nicht in eine Schuldenfalle locke, antwortet er: "Eine typische Kreditsumme für uns sind rund 100 Euro. Das ist ein Betrag, den sich die meisten Leute leisten können. Das ist etwas anderes als bei einem Immobilienkredit. Da kommt es darauf an, ob sich die Schuldner es leisten können, ihn zurückzuzahlen. Bei 100 Euro kommt es vor allem darauf an, ob sie den Betrag auch zurückzahlen wollen."

Filial-Konzept denkbar

Siemiatkowski sieht die Klarna-Angebote klar in einer Nische platziert, große Unternehmensfinanzierungen "werden nie" ein Thema sein, auch Hauskredite wolle man "vermutlich" nicht anbieten. Eigene Filialen kann sich der Mitgründer des Unternehmens hingegen durchaus vorstellen.

"Die Zukunft der Finanzdienstleistungen besteht darin, dass all die übertriebenen Profite aus dem Markt verschwinden werden, die in der Vergangenheit bei den Banken hängengeblieben sind. Diese fetten Jahre sind vorbei, dafür sorgt die Digitalisierung", sagt er.

Er ist davon überzeugt, dass Software in Zukunft wichtiger sein wird als günstige Kreditprodukte: "Ich glaube daran, dass sich irgendwann morgens Ihr Smartphone bei Ihnen melden und sagen wird: Ich habe deine Immobilienfinanzierung untersucht und eine Möglichkeit gefunden, fünf oder zehn Euro im Monat zu sparen."

Die Software, so Siemiatkowski, komme natürlich am Besten von Klarna. "Wir werden nicht verschwinden. Ich habe mit Klarna vor 15 Jahren angefangen, ich werde auch in zwei Jahrzehnten noch da sein und versuchen, diese Branche kundenfreundlicher zu machen."

Umsätze zu zwei Drittel durch Händlergebühren

Darüber hinaus gibt er im F.A.Z.-Interview Einblick in die Zahlungsströme von Klarna: "Am wichtigsten sind eindeutig die Händlergebühren, sie machen zwischen 60 und 70 Prozent unseres Umsatzes aus und wachsen derzeit auch am stärksten. Die Zinseinnahmen machen fast den gesamten Rest aus, nehmen aber nicht so schnell zu."

Als dritten Posten gebe es die Mahngebühren, diese halte man allerdings sehr niedrig. "Wir wollen damit wirklich kein Geschäft machen", sagt Siemiatkowski.

Das von ihm, sowie Victor Jacobsson und Niklas Adalberth 2005 gegründete Unternehmen gilt als teuerstes europäisches Fintech. Die letzte Finanzierungsrunde brachte rund 650 Mio. Dollar ein, seitdem ist Klarna mit über 10 Mrd. Dollar bewertet.

Klarna sammelt 650 Mio. US-Dollar ein 

2014 hatte es das deutsche Fintech "Sofortüberweisung" übernommen und wächst seitdem auch hierzulande zunehmend. Unter anderem bietet Klarna auch ein Girokonto auf dem deutschen Markt an.

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