Die Zahl der Sprengstoffanschläge auf Geldautomaten nimmt in Europa nach Angaben von Europol drastisch zu. Auch die verwendeten Sprengstoffe würden immer stärker und gefährlicher, sagte Europol-Sprecherin Claire Georges der Deutschen Presse-Agentur in Den Haag. ”Immer häufiger werden extrem schwere Sprengstoffe eingesetzt, durch die sogar Gebäude einstürzen und auch unschuldige Menschen getötet werden könnten.”
Die Ermittler stellten diesen Trend in vielen europäischen Staaten fest, wie die Sprecherin sagte. Dazu gehörten vor allem Deutschland, Südeuropa und die baltischen Staaten. Gut organisierte Verbrecherbanden hätten sich auf diese Bombenanschläge spezialisiert und würden oft international operieren. ”Es sind die modernen Banküberfälle” sagte die Europol-Sprecherin.
In den Niederlanden wurden bis September bereits ebenso viele Sprengungen registriert wie im gesamten Vorjahr, obwohl es dort immer weniger Automaten gibt. Genaue Zahlen für ganz Europa liegen noch nicht vor, da EU-Mitgliedsstaaten nur internationale Fälle bei der europäischen Polizeibehörde melden.
Sachschaden von 2,1 Millionen Euro
In Deutschland registrierte das Bundeskriminalamt im vergangenen Jahr 287 Fälle, im Vorjahr waren es 268 - trotz der Corona-Reisebeschränkungen. In diesem Jahr wird eine weitere steile Zunahme erwartet.
Meist schlagen die organisierten Diebesbanden in Grenzregionen zu: Sie kommen mit schnellen Autos, durchforsten eine ganze Region - und setzten sich nach einer Serie von Sprengungen in ein Nachbarland ab. Die meisten Geldautomaten wurden hierzulande laut Polizeistatistik von kriminellen Banden aufgebrochen, die aus den Niederlanden kamen. Mehr als 2,4 Mio. Euro wurden nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main so landesweit gestohlen, der Sachschaden lag 2021 bei über 2,1 Mio. Euro.
Anzahl von Geldautomaten-Sprengungen liegt 2021 hierzulande auf Vorjahresniveau
Die Banken reagieren mit unterschiedlichen Maßnahme auf die Bedrohung, indem sie Automaten an für die Diebesbanden besonders attraktiven Standorten gleich ganz abbauen - oder entsprechend nachrüsten. Eine Methode zum Schutze gegen die Sprengungen ist etwa eine Farbkartusche, die bei der Sprengung mit in die Luft fliegt - und so die Geldscheine markiert. Eine andere Lösung: Den Geldautomaten hochrüsten mit einem mechanischer Schutz , etwa sehr stabile Tresore oder Verriegelungen oder die Ummantelung mit Stahlbeton.
Geldautomaten bekommen eine Hülle aus Stahlbeton
”Es ergibt wirtschaftlich keinen Sinn, überall ein Fort Knox zu bauen”, sagt Jörg Schmiese