Bundesbank-Präsident hält im September kräftigen Zinsschritt für möglich

Nun sei es aber zunächst richtig, mit einem kleinen Schritt in den Markt zu gehen. Eine zu späte Reaktion sieht er nicht. Die Zentralbank hat seinen Worten nach die Kontrolle über die Inflation nicht verloren.
Joachim Nagel, Bundestagspräsident | Foto: picture alliance/dpa | Federico Gambarini
Joachim Nagel, Bundestagspräsident | Foto: picture alliance/dpa | Federico Gambarini
dpa, Daniel Rohrig

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hält abhängig von der weiteren Entwicklung der Inflation auf der Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) im September einen kräftigen Zinsschritt für möglich. "Möglicherweise könnte man sich auch vorstellen, dann einen größeren Schritt zu machen als die 25 Basispunkte," sagte Nagel auf einer Veranstaltung der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Karlsruhe. Die Reise in Richtung höherer Zinsen habe für ihn bereits bei der März-Sitzung der Euro-Notenbank begonnen, sagte er.

Bewegung sei von Datenlage abhängig

Auf dem EZB-Zinstreffen am Donnerstag habe die Reise jetzt ein Stück weit mehr Fahrt aufgenommen. Wie graduell oder wie schnell sich die Währunghüter nun bewegten, werde von der weiteren Entwicklung der Datenlage im Euro-Raum abhängen.

Die EZB kündigte am Donnerstag in Amsterdam angesichts der rasant steigenden Inflation für ihre Juli-Sitzung die erste Zinserhöhung seit elf Jahren an. Die EZB wolle dann die wichtigsten Leitzinsen um jeweils 0,25 Prozentpunkte anheben. Für ihr Zinstreffen im September peilt sie einen zweiten Schritt nach oben an. Wie stark dieser ausfallen wird, ist noch offen.

"Wir sind noch weit, weit weg von einer Normalisierung der Geldpolitik", sagte Nagel. Er stehe deutlich hinter der Maßnahme, jetzt erstmal zu versuchen, vorsichtig in den Markt reinzugehen. Nach elf Jahren ohne Zinsserhöhung sei es ganz wichtig zu sehen, wie der Markt auf einen solchen Schritt reagiere. Dass die Geldpolitik zu spät reagiert hat, dies hält Nagel nicht für zutreffend. Nach einer langen Phase der lockeren Geldpolitik sei es jetzt geschafft worden, mit deutlichen Schritten dem Markt Orientierung zu geben. "Deswegen meine ich durchaus, dass wir dieses Fenster der Gelegenheit noch nicht verpasst haben," sagte er.

Zuletzt Rekordinflation von 8,1 Prozent

Es dürfe sich keine Situation festsetzen, in der Wirtschaftsteilnehmer den Eindruck haben, dass Notenbanken nicht in der Lage seien, Inflationserwartungen zu stabilisieren, sagte Nagel. Er sei aber zuversichtlich, dass die Inflationserwartungen wieder dahin bewegt werden könnten, wo sie die Notenbank sehen wolle. Die EZB strebt mittelfristig zwei Prozent Teuerung für den Währungsraum an. Zuletzt lag die Inflation im Mai aber auf einem Rekordwert von 8,1 Prozent.

Zinswende der EZB dämpft Inflation nicht sofort 

Im Zuge des ersten Zinsschritts haben bereits die ersten Banken die Abschaffung der Verwahrentgelte und Negativzinsen angekündigt.

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