Ein Querulant heizt der Deutschen Bank ein

FinanzBusiness Profil: Karl-Walter Freitag, Aktionär von Deutschlands größtem Geldhaus, will CEO Christian Sewing das Vertrauen entziehen. Seine Historie als unbequemer Investor zeigt: Er legt sich gern mit den Großen an.
Berufskläger Karl-Walter Freitag auf der Hauptversammlung der Commerzbank im Jahr 2013. | Foto: picture alliance / | R4200
Berufskläger Karl-Walter Freitag auf der Hauptversammlung der Commerzbank im Jahr 2013. | Foto: picture alliance / | R4200

Der Deutsche-Bank-Aktionär Karl-Walter Freitag, der sich nun erneut auf das Institut und seinen CEO Christian Sewing eingeschossen hat, ist in Investor-Relations-Kreisen wahrlich kein Unbekannter.

Aktionär Karl-Walter Freitag will Sewing das Vertrauen entziehen

Die ”Süddeutsche Zeitung” bezeichnete ihn einst als Querulanten, der auf eine inzwischen 40-jährige Karriere zurückblicken kann. Freitag ist Berufskläger, verdient also sein Geld damit, die Interessen anderer Aktionäre - oder als Kleinaktionär gern mal die eigenen - zu vertreten. Dazu erscheint er auf Hauptversammlungen, scheut aber auch den Gang vor Gericht nicht.

Präsenz auf Hauptversammlungen und Anfechtungsklagen

Als aufmüpfiger Kleinaktionär bei deutschen Industrie-Riesen wie Siemens, SAP, Karstadt-Quelle oder K+S ist er angeblich reich und unter Fachleuten auch berühmt geworden. In der Vergangenheit machte er auf Hauptversammlungen mit lautstarken Auftritten von sich reden. Dabei hat er sich oftmals auf Formfehler spezialisiert und diese mit Anfechtungsklagen zum Elefanten gemacht. In einigen Fällen war er damit erfolgreich: Die letztlich 2005 vollzogene Fusion von Mobilcom und Freenet verzögerte sich in der Folge um zwei Jahre.

Gegner dieser Taktiken argumentieren, dass Unternehmen dadurch großen Schaden nehmen würden - und Querulanten wie Freitag sich gegen Geld ”ruhigstellen” ließen.

Zwist mit Deutscher Bank kochte zuletzt 2018 auf

Freitags Historie mit der Deutschen Bank reicht einige Jahre zurück, er verklagte die Bank mehrfach. Anlässlich der Hauptversammlung 2018 forderte er im damaligen Antrag von den Aktionären, Abspaltung und Verkauf des defizitären Investmentbankings in den USA, der Fondstochter DWS sowie des margenarmen Privat- und Firmenkundengeschäfts mit Mittelständlern (PBC) zu beschließen.

In der Vergangenheit hat Freitag außerdem häufig den scheidenden Aufsichtsratsvorsitzenden, Paul Achleitner, ins Visier genommen. So hatte er immer wieder die Abwahl Achleitners beantragt, dem er die Mitschuld für die einst hohe Fluktuation auf Vorstandsebene gab - mit der Berufung Sewings zum CEO besetzte der sechste Kandidat innerhalb von fünf Jahren den Posten. Seither scheint diesbezüglich etwas Ruhe eingekehrt zu sein.

Nun im Fokus: Vorwürfe gegen DWS

Doch der Aktionär hat es nun auf eine andere Schwachstelle abgesehen: die Bank-Tochter DWS, die vergangenes Jahr mit Greenwashing-Vorwürfen ihrer ehemaligen Nachhaltigkeitschefin konfrontiert war. Auch DWS-CEO Asoka Wöhrmann, dem jüngst unter anderem Interessenskonflikte vorgeworfen wurden, bekommt im Antrag von Freitag zur diesjährigen Hauptversammlung sein Fett weg.

”Ich lasse mich nicht einschüchtern”, sagt Asoka Wöhrmann

Ex-Nachhaltigkeitschefin erneuert ihre Vorwürfe gegen die DWS

In dem Antrag heißt es, die sich ständig erweiternde ”Affäre Wöhrmann/Wruck” und der Greenwashing-Skandal belegten ”eindrucksvoll”, dass die Bank und ihre größte Tochtergesellschaft DWS von Personen geführt werden, die aufgrund ihrer ”intellektuellen Einschränkungen und ihrer geradezu kindlichen Risikoeinschätzung” dazu nicht in der Lage seien. Diese Affären zeigten, ”dass der geldwäscheverdächtige seinerzeitige nordzypriotische Bankdirektor Herr Daniel Wruck mit einfachsten Tricks” Achleitner, Sewing, und Wöhrmann ”korrumpieren und in Zwangslagen bringen konnte, um geschäftliche Beziehungen zur Bank zu knüpfen”.

Die Bank wehrte sich unmittelbar gegen die Anschuldigungen und der Aufsichtsrat stellte sich in einer offiziellen Stellungnahme hinter Sewing. ”Regelmäßig ist [Freitag] mit seinen Anträgen im Zusammenhang mit Hauptversammlungen der Deutschen Bank gescheitert und war auch vor Gericht unterlegen. Seine Behauptungen haben sich wiederholt als unwahr herausgestellt”, betonte die Bank in einer Mitteilung.

Die Deutsche Bank ist nicht das einzige Finanzinstitut, bei dem Freitag Einfluss genommen hat - auch bei der Commerzbank sorgte er auf vergangenen Hauptversammlungen für Unruhe.

Auf der Hauptversammlung 2013 kritisierte er den damaligen Vorstandsvorsitzenden, Martin Blessing, in seiner Rede mit den Worten: ”Wir haben Ihre Kapitalvernichtung satt, die unter stiller Duldung des Staates stattfindet.“ Am Ende seines Vortrags rief er laut eines Berichts von Deutschlandfunk Blessing und Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller zu: ”Wann wird diese Bank endlich von Ihnen befreit?“ Das Publikum sei begeistert gewesen.

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