Ex-Nachhaltigkeitschefin erneuert ihre Vorwürfe gegen die DWS

Im Interview mit dem Spiegel spricht Desiree Fixler über ihre Vorwürfe, die zu Ermittlungen der Finanzaufsicht SEC geführt haben.
Desiree Fixler | Foto: DWS Group
Desiree Fixler | Foto: DWS Group

Desiree Fixler, ehemals Nachhaltigkeitschefin der Deutsche Bank-Tochter DWS, musste im Frühjahr 2021 nach etwas mehr als einem halben Jahr im Amt gehen. Seitdem streitet sie sich mit ihrem ehemaligen Arbeitgeber - und erhebt schwere Vorwürfe gegen die Fondsgesellschaft.

Die soll sich nach außen hin "grüner" präsentiert haben, als es die Anlagepolitik eigentlich hergibt. Im Interview mit dem Spiegel erneuert Fixler diesen Vorwurf - auch in Richtung von Vorstandschef Asoka Wöhrmann.

"Es geht nicht unbedingt darum, dass die DWS falsch definiert hat, was ESG-konforme Investments sind, sondern um Falschdarstellung, also den Unterschied zwischen dem, was das Unternehmen nach innen sagt und dem, was es nach außen kommuniziert", sagt Fixler in dem Interview. Die DWS habe ihre ESG-Bewertungssoftware als Weltklasse vermarktet, diese intern aber als schlecht und unklar dargestellt. "Sie meldet nach außen, dass ein Großteil der Investments in ESG-konformen Anlagestrategien stecke, erklärt aber intern, dass es nur ein Bruchteil sei. Dem Vorstand waren diese Fehler, das operative Risiko und die Falschdarstellung bewusst", so die ehemalige Nachhaltigkeitschefin.

Wirecard-Bewertung löste Zweifel aus

Zu ihrer heftigen Kritik sei Fixler auch wegen des Falls Wirecard gekommen. Die Wirecard-Aktie habe  bis Frühjahr 2020 in einem ESG-Fonds gesteckt und noch bis Juni 2020 ein B-Rating erhalten – direkt bis vor dem Zusammenbruch des Unternehmens. "Kollegen haben mir bestätigt, dass es viele analytische Probleme gab und viele Portfoliomanager sich weigerten, die ESG-Richtlinien einzuhalten", so Fixler in dem Spiegel-Interview. Das sei aber kein DWS-spezifisches Problem.

"Es ist kein Verbrechen, einem Markt hinterherzuhinken oder hier und da Schwächen zu haben. Aber der Punkt, an dem die DWS die Grenze überschritten hat, war erreicht, als sich das Unternehmen als "führend" und "besser als der Branchenstandard" vermarktet und öffentlich erklärt hat, dass der Großteil der Kundengelder ESG-konform angelegt sei", sagt Fixler.

Kein Rachefeldzug

Obwohl ihr Verhältnis zu Wöhrmann bis zum Schluss "sehr herzlich" gewesen sei, wurde Fixler schließlich nach eigenen Aussagen gefeuert. Um Rache gehe es ihr aber nicht, sagt die Ex-DWS-Managerin - zumal sie sich nicht als erste an die Presse gewandt habe, sondern die DWS selbst. "Ende März wurde eine interne Mitteilung von Vorstandschef Wöhrmann über meine Entlassung sofort an die Nachrichtenagentur Bloomberg weitergeleitet, in dem behauptet wurde, dass ich die ESG-Agenda nicht genug vorangetrieben hätte", sagt Fixler. 

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