Bankenmanager rechnen mit verschärften Konditionen bei Firmenkrediten

Zwar glaubt der überwiegende Teil der Bankmanager laut einer Studie, dass die Geschäftsperspektiven in diesem Segment weiterhin gut sein werden. Trotzdem wollen sie bei der Vergabe von Krediten nun restriktiver vorgehen.
Schild mit der Aufschrift "Credit" | Foto: picture alliance / Zoonar | frank peters
Schild mit der Aufschrift "Credit" | Foto: picture alliance / Zoonar | frank peters
Ulrike Barth, Reuters

Unternehmen und Häuslebauer müssen einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY zufolge wohl für Bankkredite bald tiefer in die Tasche greifen. Zudem wollen Institute in Deutschland ihre Kreditvergabe an Firmen in den kommenden Monaten restriktiver handhaben, wie die Studie ergab.

Privatkunden müssen außerdem weiter mit Gebührenerhöhungen rechnen. Im Rahmen der Studie wurden im Januar und Februar 120 Finanzinstitute zu ihren Erwartungen und Plänen befragt - darunter 109 Banken und elf Fintech-Unternehmen.

”Die Institute in Deutschland mussten in den vergangenen Jahren lernen, sich in einem Niedrigzinsumfeld zurechtzufinden und mit deutlich geringeren Zinseinnahmen auszukommen als in früheren Zeiten”, kommentierte Thomas Griess, Managing Partner Financial Services Deutschland bei EY, die Ergebnisse. Zugleich ziehe die Regulierung an. ”Unterm Strich wurde es damit immer schwieriger, profitabel zu wirtschaften”, führte er aus. ”Also denken die Banken weiter intensiv über neue Ertragsquellen nach.”

Die befragten Bankmanager gehen davon aus, dass künftig die Vergabe von Krediten an Unternehmen insgesamt restriktiver gehandhabt wird: 30 Prozent erwarten eine restriktivere Kreditvergabe, nur sechs Prozent sehen eine gegenteilige Entwicklung.

52 Prozent der Institute rechnen damit, dass sie in diesem Jahr die Konditionen für Firmenkredite verschärfen werden. Damit würde sich ein Trend fortsetzen, der jetzt schon zu beobachten ist: Eine Auswertung des Fintechs Teylor hat vor Kurzem herausgefunden, dass seit Weihnachten Finanzierungen für Unternehmen um rund 80 Prozent teurer geworden sind.

Höchster Anstieg der Zinsen bei Firmenkrediten seit 20 Jahren

Auch bei Immobilienkrediten gehen 57 Prozent der Befragten in der EY-Studie davon aus, das die Konditionen verschärft werden. Dennoch bleiben die Aussichten im Geschäft mit Firmenkunden gut: 86 Prozent der Bankmanager bezeichnen die Geschäftsperspektiven in diesem Segment als gut oder eher gut.

Bei den Ratenkrediten sieht es anders aus: Hier erwartet die Mehrheit der Bankmanager (60 Prozent) keine Verteuerung. Allerdings wird Für Privatkunden insbesondere das Girokonten teurer werden. Fast jedes zweite Institut (49 Prozent) plane, die Gebühren für Girokonten zu erhöhen oder habe dies schon getan. Überweisungen hätten sich bereits bei zwölf Prozent der Banken verteuert, 28 Prozent planten einen solchen Schritt.

Zahl der Filialen wird weiter sinken

Den steigenden Gebühren und Zinsen auf der Einnahmeseite setzen die Institute aber auch ein strengeres Kosten-Management entgegen. Dabei nehmen sie vor allem die Filialen weiter ins Visier: 80 Prozent der befragten Bankmanager rechnen damit, dass die Zahl der Bankfilialen in Deutschland bis 2025 um mindestens 20 Prozent sinken wird.

”Corona hat das Filialsterben nochmal beschleunigt“, sagt Robert Melnyk, Leiter des Bereiches Banken und Kapitalmärkte bei EY. ”Die Digitalisierung hat infolge der Pandemie auch im Retailbanking einen großen Sprung gemacht, die Transformation wurde deutlich vorangetrieben. Entsprechend stehen inzwischen bei vielen Banken erhebliche Teile des Filialnetzes auf dem Prüfstand.“

Die Befragungsergebnisse zeigen, dass bei 25 Prozent der befragten Banken coronabedingt Filialen geschlossen werden sollen. „Eine Lehre aus der Pandemie ist: Es geht auch digital. Die Kunden sind immer mehr bereit, ihre Bankgeschäfte online zu tätigen.”

Die Filiale macht dem Online-Banking Platz

Banken beschleunigen den Abbau ihrer Filialnetze

29 Prozent der befragten Banken rechneten zudem mit einem Rückgang der Beschäftigtenzahl in den kommenden Monaten. Rund 41 Prozent erwarteten Stellenstreichungen in den Bereichen mit Kundenkontakt, dem sogenannten ”Front Office”.

Allerdings planten auch 24 Prozent Neueinstellungen, vor allem in Bereichen wie dem Risikomanagement oder in der IT. EY-Manager Griess kommt daher zu dem Schluss: ”Es gibt keinen generellen Stellenabbau mehr in der Bankenbranche.” Gleichwohl rechnet die große Mehrheit (59 Prozent) der Institute damit, dass die Zahl der Bankfilialen bis 2025 um mindestens ein Fünftel schrumpfen wird.

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