Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen Ex-Wirecard-Chef

Markus Braun, einst Chef des gestrauchelten Bezahldienstleisters Wirecard, sitzt seit 2020 in Untersuchungshaft. Nun will die Staatsanwaltschaft ihn wegen Bandenbetrugs, Veruntreuung und Manipulation anklagen.
Der ehemalige Vorstandsvorsitzende von Wirecard, Markus Braun vor seiner Aussage vor dem Wirecard-Untersuchungsausschuss des Bundestages. | Foto: picture alliance/dpa/Reuters Images Europe/Pool | Fabrizio Bensch
Der ehemalige Vorstandsvorsitzende von Wirecard, Markus Braun vor seiner Aussage vor dem Wirecard-Untersuchungsausschuss des Bundestages. | Foto: picture alliance/dpa/Reuters Images Europe/Pool | Fabrizio Bensch
Reuters

Die Münchner Staatsanwaltschaft hat dem ”Handelsblatt” zufolge Anklage gegen den langjährigen Wirecard-Chef Markus Braun erhoben. Auf 480 Seiten beschuldigten die Ermittler ihn des bandenmäßigen Betrugs, der Veruntreuung von Vermögen des einstigen Dax-Konzerns, der Bilanzfälschung sowie der Marktmanipulation, berichtete die Zeitung am Sonntag unter Berufung auf informierte Kreise. Mit Braun auf der Anklagebank sitzen sollen demnach auch der ehemalige Statthalter des Konzerns in Dubai, Oliver Bellenhaus, sowie der frühere Chefbuchhalter und stellvertretende Finanzchef Stephan von Erffa.

Die Staatsanwaltschaft München wollte den Bericht zunächst nicht bestätigen. Die Anklage wurde bereits bis Mitte März erwartet. Brauns Sprecher sagte: ”Wir werden uns heute dazu nicht äußern.” Braun hatte die Vorwürfe gegen ihn bisher stets zurückgewiesen. Anwälte für Bellenhaus und von Erffa waren für Stellungnahmen zunächst nicht zu erreichen.

Der Zahlungsdienstleister aus Aschheim bei München war im Juni 2020 nach der Aufdeckung eines 1,9 Mrd. Euro schweren Bilanzlochs in die Pleite gerutscht. Wirecard-Insolvenzverwalter Michael Jaffe hält es für erwiesen, dass das Geld nie existierte und das angeblich hochprofitable Unternehmen tatsächlich seit Jahren Verluste schrieb. In der Kritik stehen deswegen auch die Wirtschaftsprüfer von EY, die die Wirecard-Bilanzen jahrelang testiert hatten, und die Finanzaufsicht BaFin.

Gerichte streiten um Wirecard-Klagewelle gegen EY

BaFin muss nicht für Wirecard-Verluste gerade stehen

Seit eineinhalb Jahren in Untersuchungshaft

Braun und Bellenhaus sitzen seit Juli 2020 - also mehr als eineinhalb Jahre - in Untersuchungshaft, von Erffa war im Sommer 2021 gegen Auflagen auf freien Fuß gekommen. Ex-Vorstand Jan Marsalek, den viele für den Drahtzieher halten, ist seit der Insolvenz auf der Flucht. Er war intern für das Asien-Geschäft verantwortlich, das im Zentrum der Affäre steht.

Braun, der auch Großaktionär von Wirecard war, sieht sich nach früheren Angaben als Opfer der Schattenstrukturen, die Marsalek aufgebaut habe. Braun hält es zumindest für möglich, dass die fehlenden 1,9 Mrd. tatsächlich existierten, aber Marsalek mit dem Geld verschwunden ist.

Ex-Wirecard-Chef bleibt in Untersuchungshaft

Bellenhaus hatte sich der Justiz kurz nach der Insolvenz als Kronzeuge zur Verfügung gestellt. Von Erffa hatte sich vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss des Bundestages für den Finanzskandal entschuldigt: ”Es war für mich unvorstellbar, das sowas passieren konnte.” Er wolle sich seiner Mitverantwortung nicht entziehen und sei vielleicht zu gutgläubig gewesen.

Jetzt teilen

Zum Newsletter anmelden

Bleiben Sie mit unserem Newsletter immer auf dem aktuellen Stand der Entwicklungen Ihrer Branche.

Newsletter-Bedingungen

Die jüngsten FinanzBusiness-Artikel

Die GLS Bank ist bislang die einzige Bank, die Debitkarten aus Holz standardmäßig ausgibt. | Foto: GLS Bank

Zweifel an Nachhaltigkeit der neuen Genossen-Holzkarte

Für Abonnenten

Lesen Sie auch