Die europäische Tochter der mit Sanktionen belegten russischen Bank VTB darf keine neuen Einlagen von Privatkunden annehmen. Die Aufsichtsbehörden haben einen Einlageaufnahmestopp erlassen, berichtet das ”Handelsblatt” unter Berufung auf ”mehrere mit dem Thema vertraute Personen”.
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), die bereits mitgeteilt hatte, ”in engem Kontakt” mit dem Institut zu stehen, wollte sich laut ”Handelsblatt” ebensowenig äußern wie ein Sprecher der Bank.
Auf ihrer Webseite versichert die in Frankfurt ansässige VTB Europe ”derzeit keinen Sanktionen zu unterliegen” und ”stabil” und ”voll funktionsfähig” zu sein.
VTB Europe betont, derzeit keinen Sanktionen zu unterliegen
Die Nachrichtenagentur ”Reuters” berichtete indes in der vergangenen Woche unter Berufung auf Insider, dass die Behörden die Schließung des Instituts vorbereiteten.
Mögliche Schließung der VTB Bank Europe wird wohl vorbereitet
Das könnte sich im Fall der VTB Bank Europe aber schwieriger gestalten als bei der in Wien ansässigen Europa-Tochter der Sberbank, der die österreichische Finanzaufsicht den Geschäftsbetrieb untersagt hatte.
Sberbank Europe muss Betrieb einstellen
Die überwiegend deutschen Sparer werden von der österreischischen Einlagensicherung entschädigt.
Großteil der Einlagen deutscher Kunden bei Sberbank-Europa-Tochter ist abgesichert
In einem Interview mit FinanzBusiness sagte die bei McDermott Will & Emeryauf Gesellschafts- und Bankaufsichtsrecht spezialisierte Rechtsanwältin Renate Prinz, die VTB Bank Europe sei gut vernetzt und möglicherweise auch systemrelevant.
”Die VTB ist in Europa sehr stark vernetzt”, sagt Renate Prinz
Laut Geschäftsbericht verfügte die VTB Bank Europe Ende 2020 über Kundeneinlagen von 4,7 Mrd. Euro. Bis zuletzt lockte ihr Ableger VTB Direktbank Anleger zudem mit jährlichen Zinszahlungen von bis zu 0,65 Prozent auf Festgeldkonten.
Mitglied im Einlagensicherungsfonds der privaten Banken
Die VTB Europe ist zudem Mitglied im EsF, dem Einlagensicherungsfonds der privaten Banken in Deutschland. So sind die Einlagen auch über die gesetzlich vorgeschriebene Summe von 100.000 Euro abgesichert.
Laut dem ”Handelsblatt” führen die Deutsche Bank, die BayernLB, die DKB und die DZ Bank sowie wohl auch die Commerzbank keine Überweisungen mehr an die VTB Bank Europe durch. In anderer Richtung sind aber sehr wohl Überweisungen von der Europa-Tochter der russichen Bank zu anderen Instuten möglich, heißt es in dem Bericht, der sich auf die DZ Bank, die den Zahlungsverkehr für fast alle Volks- und Raiffeisenbanken abwickelt, beruft.
Muttergesellschaft steht auf der Sanktionsliste
Die Mutter VTB ist die zweitgrößte russische Bank und gehört zu den sieben Instituten, die von der EU, den USA und anderen Staaten wegen des russischen Einmarschs in die Ukraine mit Sanktionen belegt wurden.