"Wir wollen sicherstellen, dass die Aareal Bank nicht auf billige Weise aufgeschnappt wird", sagt Till Hufnagel

Der Co-CIO und Head of Activism von Petrus Advisers fordert im FinanzBusiness-Interview mit Nachdruck die Abspaltung der IT-Tochter Aareon und erklärt seine aggressive Kommunikationsstrategie. Den neuen Vorstand Jochen Klösges schont Hufnagel allerdings noch - vorerst.
Till Hufnagel, Co-CIO und Head of Activism von Petrus Advisers | Foto: Petrus Advisers
Till Hufnagel, Co-CIO und Head of Activism von Petrus Advisers | Foto: Petrus Advisers

Der aktivistische Investor Petrus Advisers zeigt der Aareal Bank die Zähne. Nach der gescheiterten Übernahme des Wiesbadener Instituts durch das Bieterkonsortium Atlantic Bidco - die Petrus Advisers klar begrüßt - hat das Londoner Unternehmen den Aufsichtsrat der Bank angegriffen.

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Petrus Advisers fordert unter anderem, dass die eigenen Kandidaten, die auf der außerordentlichen Hauptversammlung am 9. Dezember vorgeschlagen wurden, die per Gericht bestellten Aufsichtsräte Friedrich Munsberg, Holger Giese und Ulrich Theileis ersetzen sollen.

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Im FinanzBusiness-Interview verdeutlicht Till Hufnagel, Co-CIO und Head of Activism von Petrus Advisers, auch erneut seine Pläne zur Abspaltung der IT-Tochter Aareon.

Herr Hufnagel, Sie sind in den vergangenen Monaten immer wieder mit Forderungen und Kritik an die Aareal Bank herangetreten. Ist das am Ende nicht schädlich für das gesamte Institut, an dem Sie ja auch beteiligt sind? Die Ratingagentur Fitch beispielsweise schreibt "die gescheiterte Offerte [Anm. d. Red. von AtlanticBidCo] verdeutlicht, dass Aareal Ereignisrisiken ausgesetzt ist, die sich aus ihrer fragmentierten Aktionärsbasis und dem Fehlen eines starken Kernmehrheitseigentümers ergeben".

Till  Hufnagel: "Zunächst einmal verstehe ich die Aussagen der Ratingagentur nicht. Es gibt bei der Aareal Bank doch eine ziemlich konsolidierte Aktionärsbasis mit langjährigen Eigentümern. Wir sind seit fast drei Jahren seit 2019 im Boot und bleiben in der Regel vier bis fünf Jahre in den Unternehmen investiert. Andere Grossaktionäre wie Deka/VBL, Kretinsky und Teleios scheinen uns auch eher einen mittel- bis langfristigen Anlagehorizont zu haben."

Fahren Sie also weiter die harte Kommunikationsstrategie -sozusagen als Dauerstachel im Fleisch der Aareal Bank?

"Wir müssen abwägen, was besser ist: Einfach nichts zu sagen und die fehlende Wertschaffung mit zu beobachten oder auf das Ziel hinarbeiten, dass sowohl die Aareal Bank als auch die Aareon profitabel wachsen. Eine nicht nachhaltig aufgestellte Bank kann in der heutigen Zeit nicht überleben. Die Bank muss nachhaltig ihre Kapitalkosten bedienen."

Warum fordern Sie eigentlich so vehement der Verkauf der IT-Tochter Aareon?

"Nicht verkaufen, sondern an die Aktionäre geben! Das ist ein großer Unterschied. So können die Aktionäre dabeibleiben, wenn sie das wollen. Das haben wir dem Vorstand der Aareal Bank von Beginn unseres Engagements an gesagt.

Darüber hinaus denken wir, dass sich ein dynamisch wachsendes Software-Unternehmen wie Aareon besser eigenständig entwickeln kann denn als Tochter einer regulierten Bank, die von erfahrenen Bankern und nicht von Softwareexperten geführt wird. 

Die Aareal Bank AG und die Aareon AG sind im Übrigen separate juristische Einheiten. Es spricht daher nichts dagegen, auch nach einer Trennung der Eigentumsstruktur gemeinsam als Partner im Markt aufzutreten.  Daher verstehen wir den Standpunkt des Vorstands überhaupt nicht, dass eine Trennung schädlich sein muss. Die operative Trennung und mittelfristige Abspaltung ist seit Januar 2020 sogar Bestandteil der offiziellen Strategie von Aareal. "

Wie soll es jetzt im Aufsichtsrat der Bank weitergehen? Ihre Kandidaten haben Ende vergangenen Jahres ja keine Mehrheit bekommen?

"Wir fordern nach wie vor Veränderungen im Aufsichtsrat. Unsere Kandidaten sind im Dezember nur deswegen nicht auf ihre Posten gekommen, weil Morgan Stanley – übrigens der Berater von Advent – Stimmrechte eines anderen Aktionärs entgegen der rechtzeitig gegebenen Instruktionen nicht ausgeübt hat.

Diese Wahl wurde also zu unseren Ungunsten verändert. Wenn dieser, ich nenne es jetzt mal Fehler, nicht passiert wäre, dann wären die von uns nominierten unabhängigen Kandidaten in den Aufsichtsrat gewählt worden. Nun bestehen wir darauf, dass diese Mitglieder jetzt hineinkommen.

Auch die beiden Aufsichtsräte Hermann Wagner und Richard Peters sollten unseres Erachtens zurücktreten. Sie haben die Bank mehrere Monate in einen langwierigen einseitigen Prozess mit Private Equity gesteuert und sind damit kläglich gescheitert."

Trifft das aus ihrer Sicht nicht auch auf den Aareal-Vorstand zu?

"Veränderungen des Vorstands sind in Deutschland vom Aufsichtsrat zu beurteilen. Das ist nicht unsere Aufgabe. Bislang haben wir vom neuen Vorstand Jochen Klösges noch nicht viel gehört. Er ist am 15. September in sein Amt gekommen. Wir wissen ja noch gar nicht, welchen Plan er nun hat. Eine neue Strategie hat er jedenfalls bislang noch nicht vorgestellt. Wir hoffen, dass er am 24. Februar auf der Bilanzpressekonferenz mehr sagen wird."

Wie geht es jetzt strategisch jetzt bei Ihnen weiter? Weiter aggressiv oder etwas sanfter?

"Sie dürfen nicht vergessen, dass wir mit einem Übernahmeangebot von Atlantic Bidco konfrontiert worden sind, auf das sowohl der Aufsichtsrat als auch der Vorstand schnell aufgesprungen sind. Es ist also so etwas wie ein grundsätzlicher Verteidigungsmechanismus, den wir hier an den Tag legen, um sicherzustellen, dass die Aareal Bank nicht auf billige Weise aufgeschnappt und den Aktionären damit eine faire Wertschöpfungsmöglichkeit weggenommen wird.

Wir machen das ja nicht aus Spaß, sondern wollen sicherstellen, dass die richtige Strategie für die Bank und die Softwaretochter gefahren wird. Auf dieses Ziel arbeiten wir weiter hin."

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