Krisenbank Monte dei Paschi bekommt neuen Chef

Guido Bastianini wurde vom Verwaltungsrat entmachtet. Nun soll mit Luigi Lovaglio ein erfahrener Restrukturierungsexperte die Leitung des Instituts übernehmen.
Luigi Lovaglio | Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Carlo Cozzoli
Luigi Lovaglio | Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Carlo Cozzoli
Reuters

Das verstaatlichte italienische Kriseninstitut Monte dei Paschi di Siena (MPS) vollzieht einen Wechsel an der Spitze. Künftig soll der umbauerfahrene ehemalige Chef der polnischen Bank Pekao, Luigi Lovaglio, als Vorstandschef die Geschicke des ältesten Geldhauses der Welt leiten, kündigte das Institut an.

Lovaglio sei aufgrund seiner internationalen Erfahrung und seiner weitreichenden Kenntnisse des italienischen Bankensektors am besten geeignet. Die einstimmig erfolgte Ernennung muss noch von der Europäischen Zentralbank abgesegnet werden. Der bisherige Bankchef Guido Bastianini wurde entmachtet, bleibt aber noch Mitglied im Verwaltungsrat.

Erfahrener Umstrukturierungsexperte

Bereits am Samstag hatten zwei mit der Situation vertraute Personen gesagt, das Finanzministerium in Rom habe Zustimmung zur Ernennung von Lovaglio signalisiert. Der 66-jährige gilt als Experte für Umstrukturierungen. Lovaglio kann auf eine mehr vier Jahrzehnte währende Karriere bei der Großbank Unicredit zurückblicken.

Von 2011 bis 2017 leitete er die Bank Pekao, die bis dahin von Unicredit kontrolliert wurde. Danach wechselte er 2019 zum regionalen italienischen Geldhaus Creval, das im vergangenen Jahr von der französischen Credit Agricole übernommen wurde.

Bastianini wurde entmachtet

Der bisherige Vorstandschef Bastianini hatte nach Informationen aus mit der Situation vertrauten Personen seinen Rücktritt abgelehnt. Daher musste der Verwaltungsrat seine Entmachtung beschließen. Insidern zufolge war er beim Finanzministerium zunehmend in Ungnade gefallen, nachdem unter seiner Führung die Gespräche mit UniCredit über einen Verkauf der Bank im Herbst gescheitert waren.

Bastianini war vom Bankhaus Carige zu Monte dei Paschi gestoßen. Er hatte 2020 die Führung übernommen, nachdem sein Vorgänger Marco Morelli eine weitere Amtszeit an der Spitze abgelehnt hatte. Die Regierung in Rom hatte die 1472 gegründete Bank 2017 mit 5,4 Milliarden Euro vor dem Zusammenbruch gerettet und hält seitdem 64 Prozent der Anteile.

Nach dem Scheitern der Fusionsgespräche mit dem Rivalen UniCredit wird nun eine andere Option für Monte dei Paschi benötigt. Als Teil einer neuen Strategie sollen unter anderem im laufenden Jahr 2,5 Mrd. Euro über eine Kapitalerhöhung bei Investoren eingesammelt werden.

Das Geldhaus steckte zuletzt in den roten Zahlen. Allerdings konnte die älteste Bank der Welt im vierten Quartal 2021 binnen Jahresfrist seinen Nettoverlust auf 78,6 Mio. Euro annähernd halbieren. Die Gesamterträge schrumpften dagegen leicht auf 720,3 Mio. Euro nach 732,2 Mio. Euro ein Jahr zuvor.

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