EZB bleibt trotz rasant steigender Preise lockerer Linie treu

Leitzins und Einlagensatz bleiben unverändert - um die Zukunft des Notfallprogramms soll es erst bei der Sitzung im Dezember gehen. Chefvolkswirte von Banken reagieren enttäuscht bis gelangweilt.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde | Foto: picture alliance/dpa | Boris Roessler
EZB-Präsidentin Christine Lagarde | Foto: picture alliance/dpa | Boris Roessler
Reuters, Tamara Weise

Trotz erhöhter Inflation hält die Europäische Zentralbank (EZB) unverändert an ihrer sehr lockeren geldpolitischen Linie fest. Der EZB-Rat um Notenbank-Chefin Christine Lagarde bestätigte, dass sein 1,85 Billionen Euro schweres Corona-Notprogramm noch bis mindestens März 2022 laufen soll.

PEPP-Diskussion erst im Dezember

Ziel der Anleihenkäufe in großem Stil ist ein weiterhin günstiges Finanzierungsumfeld für die pandemie-geschädigte Wirtschaft. Eine Entscheidung über die weitere Zukunft des Programms mit dem Kürzel PEPP wird für die Dezember-Sitzung erwartet, wenn neue Prognosen zu Konjunktur und Inflation vorliegen.

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Die Teuerung im Euroraum ist zuletzt mit 3,4 Prozent weit über das Ziel der Währungshüter von zwei Prozent hinausgeschossen und dürfte weiter ansteigen.

Leitzins und Einlagensatz unverändert

Die EZB rechnet jedoch für kommendes Jahr mit einem Abebben des Preisdrucks, der aus ihrer Sicht vor allem durch erhöhte Energiekosten und pandemiebedingte Störungen der Lieferketten verursacht wird.

Auch den Leitzins beließ die EZB wie von Experten erwartet auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Der sogenannte Einlagesatz bleibt bei minus 0,5 Prozent. Dieser kommt einem Strafzins für das Horten von Geld gleich, den die Banken beim Parken überschüssiger Gelder bei der Notenbank berappen müssen.

Entsprechend fallen nun die Reaktionen aus. Otmar Lang zum Beispiel, Chefvolkswirt der Targobank, spart nicht mit Kritik: "Unter den großen Notenbanken ist die EZB der größte Zinsbremser", sagt er. Mit ihrer Entscheidung sorge sie "einfach nur für Langeweile".

Das BIP-Wachstum im Euroraum werde im letzten Quartal des Jahres 2021 möglicherweise sogar negativ ausfallen, so Lang. "Unter diesen Umständen fiel es der obersten Währungshüterin Christine Lagarde heute leicht, den Kurs des braven Abwartens beizubehalten, ohne auch nur einen neuen Akzent zu setzen oder anzudeuten."

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