Wachstum der Kreditvergabe an Firmen im Euro-Raum schwächt sich ab

Im Mai ist der Kreditbedarf im Euro-Raum laut EZB zurückgegangen. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW, geht bei anhaltend positiven Stimmungsindikatoren allerdings von einer schnellen Trendwende aus.
Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW | Foto: KfW
Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW | Foto: KfW
Reuters

Das Wachstum bei den Unternehmenskrediten im Euro-Raum büßt weiter an Dynamik ein. Geldhäuser reichten im Mai nur noch 1,9 Prozent mehr Darlehen an Firmen aus als ein Jahr zuvor, wie die Europäische Zentralbank (EZB) heute mitteilte. Das ist das geringste Plus seit Juni 2016.

Im April hatte das Wachstum noch 3,2 Prozent betragen. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass in der Vergleichsbasis die erste Pandemiewelle in Europa im Frühjahr 2020 enthalten ist. Damals war die Nachfrage der Firmen nach Krediten besonders kräftig.

Kreditnachfrage im Euroraum geht zurück

"Während in der ersten Coronawelle viele Unternehmen ihre Liquiditätslücken mit Bankfinanzierungen geschlossen haben, ist der Bedarf wohl im Zuge der Öffnungen und der Verfügbarkeit staatlicher Unterstützungsleistungen deutlich zurückgegangen", kommentierte Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW, die EZB-Zahlen.

Auch wenn die Talsohle wohl bald erreicht sei, wirke die Unsicherheit über den Zeitpunkt und das Tempo der wirtschaftlichen Erholung weiter investitionshemmend. "Sollten sich die zuletzt sehr positiven Stimmungsindikatoren verstetigen, dürfte allerdings eine Trendwende in Sicht sein und das Kreditgeschäft anziehen", so die Ökonomin.

EZB hält an ultralockerem Kurs fest

Die EZB hatte zuletzt trotz der sich abschwächenden Pandemie und steigender Inflationszahlen beschlossen, an ihrem ultralockeren Kurs festzuhalten. Damit wollen die Währungshüter sicherstellen, dass die Finanzierungsbedingungen für Firmen, Staaten und Privathaushalte weiter günstig bleiben. Der Kreditfluss an die Wirtschaft soll gestützt werden.

Das Wachstum der Kredite an die Privathaushalte schwächte sich im Mai nur minimal ab. Die Banken vergaben an die Haushalte 3,9 Prozent mehr Darlehen als vor Jahresfrist. Im April hatte der Zuwachs noch bei 3,8 Prozent gelegen.

Geldmenge M3 wächst um gut acht Prozent

Die Geldmenge M3 erhöhte sich im Mai um 8,4 Prozent. Volkswirte hatten mit 8,5 Prozent gerechnet. Zu der Messgröße zählen unter anderem Bargeld, Einlagen auf Girokonten und Geldmarktpapiere. Noch im Januar war M3 um 12,5 Prozent angeschwollen. Experten achten genau auf die Entwicklung. Steigt M3 stark an, kann das auf mittlere bis lange Sicht auf eine höhere Inflation hinweisen.

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