Staatliche Hilfen senken Forderungsausfälle auf 60 Milliarden Euro

Banken melden bislang nur wenige Kreditausfälle, das Münchner Ifo-Institut nennt Zahlen: Insgesamt rechnet das Institut für 2020 mit Forderungsausfällen in Höhe von 60 Mrd. Euro - ohne staatliche Hilfen wäre die Summe fast doppelt so hoch.
Rämungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe | Foto: picture alliance / Winfried Rothermel | Winfried Rothermel
Rämungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe | Foto: picture alliance / Winfried Rothermel | Winfried Rothermel
dpa, Tamara Weise

Die staatlichen Liquiditätshilfen haben die drohende Pleitewelle in der Coronakrise in Deutschland massiv gebremst. Das Münchner Ifo-Institut geht davon aus, dass ohne Gegenmaßnahmen vergangenes Jahr durch Insolvenzen Forderungen von 116,5 Mrd. Euro ausgefallen wären.

Stattdessen kam es in den ersten zehn Monaten 2020 aber nur zu Ausfällen von 44,5 Mrd. Euro - wobei allein 12,5 Mrd. Euro davon aus der Wirecard Pleite stammen, die von Corona unabhängig war.

Halb so viele Ausfälle als erwartet

"Als Folge des Einbruchs bei den Unternehmensgewinnen im vergangenen Jahr hätten eigentlich Forderungen in Höhe von fast 120 Mrd. Euro ausfallen müssen", sagt ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser in einer Mitteilung. "Durch die Liquiditätshilfen konnte die zu erwartende Ausfallsumme auf etwa 60 Mrd. Euro halbiert werden."

Wollmershäuser fügte zu: "Die verbleibenden 60 Mrd. Euro sind vor allem deshalb noch nicht ausgefallen, weil die Bundesregierung die Pflicht zur Anmeldung der Insolvenz ausgesetzt hat."

Kritik an der Aussetzung der Insolvenzpflicht

Dass die Bundesregierung ihren Plan wahrgemacht hat, die Insolvenzpflicht weiterhin auszusetzen, hält der Konjunkturexperte für gefährlich - weil dadurch nicht die Ursachen bekämpft würden, sondern lediglich die Folgen der Krise zeitlich verschoben. Doch Wollmershäuser lenkt schnell wieder ein: Die staatlichen Hilfen tragen aus seiner Sicht zur Stabilierung der Wirtschaft bei.

"Die bevorstehende Insolvenzwelle dürfte damit spürbar abgeflacht und die konjunkturelle Erholung nach Ende des Shutdowns beschleunigt werden", erklärt er in der Mitteilung.

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