Leiter des Rechnungswesens der Deutschen Bank tritt "vorübergehend" zurück

Weil er vor seiner Tätigkeit in der Bank als Wirtschaftsprüfer die Bilanzen von Wirecard prüfte, gerät der hochrangige Mitarbeiter nun in Bedrängnis.
Eingang der Deutschen Bank | Foto: Deutsche Bank
Eingang der Deutschen Bank | Foto: Deutsche Bank

Der ehemalige Ernst-and-Young-Partner (EY) Andreas Loetscher tritt vorübergehend als Leiter des Rechnungswesens der Deutschen Bank zurück. Das bestätigte die Bank auf Nachfrage von FinanzBusiness.

"Andreas Loetscher wird seine Pflichten als Leiter unseres Rechnungswesens (Chief Accounting Officer) vorläufig ruhen lassen", so ein Sprecher.

Zuerst hatte die Financial Times darüber berichtet. Hintergrund des Rücktritts sind demnach die Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft rund um den mittlerweile insolventen Bezahldienstleister Wirecard.

Strafrechtliche Untersuchungen

In den vergangenen Woche hatten Ermittler eine strafrechtliche Untersuchung zu möglichen Verstößen gegen Berufspflichten bei Wirecard-Prüfungen gegen den Deutsch Banker eingeleitete, der bevor er zu der Bank kam für die Abschlussprüferin der Wirecard AG, die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY, tätig war.

Die Zeitung beruft sich in ihrer Meldung auf eine E-Mail an die Mitarbeiter der Deutschen Bank. Darin kündigte Loetschers Arbeitgeber an, dass Brigitte Bomm, die globale Leiterin der Steuerabteilung, Loetscher mit sofortiger Wirkung ersetzen werde, wobei die Bank betonte, sie erwarte, dass diese Änderung "vorübergehender Natur" sei.

Ablösung kein Eingeständnis

Die Zeitung zitiert aus der Mail James von Moltke, Chief Financial Officer der Deutschen Bank, der den Mitarbeitern mitteilte, dass die vorübergehende Ablösung von Loetscher "auf Wunsch von Andreas und in gegenseitigem Einvernehmen" erfolgt sei und, dass "dieser Schritt weder ein Eingeständnis von Andreas Fehlverhalten noch eine veränderte Wahrnehmung der Bank darstellt".

Man schätze Loerscher als Kollegen sehr und habe volles Vertrauen in seine Expertise und Fähigkeiten. Von Moltke wird künftig Bomm als Berater zu Seite stehen. Die Umbesetzung sei notwendig, um Loetscher "genügend Zeit zu geben, sich angemessen auf die Untersuchungen und Ermittlungen zum Zusammenbruch von Wirecard zu konzentrieren", so von Moltke. Gleichzeitig müsse die Deutsche sicherstellen, dass "die Verantwortlichkeiten des Chief Accounting Officers weiterhin auf höchster Ebene vollumfänglich mit Ressourcen ausgestattet sind".

Seit zwei Jahren bei der Deutsche Bank

Loetscher arbeitet seit 2018 für die Deutsche Bank, zuvor war er mehr als zwei Jahrzehnten bei EY tätig und testierte dort von 2015 bis 2017 als einer der leitenden Partner die Bilanz von Wirecard.

Deutschlands Rechnungsprüfungsaufsichtsbehörde Apas, nimmt die Arbeit von Loetscher und seinen damaligen EY-Partnern derzeit kritisch unter die Lupe nimmt, weil sie den Bilanzmanipulationen bei Wirecard jahrelang nicht auf die Spur gekommen waren.

Ende September erstattete sie deshalb Strafanzeige bei der Münchner Staatsanwaltschaft, weil EY möglicherweise kriminell gehandelt habe.

Die Apas vermutet, den EY-Partnern sei bewusst gewesen, dass sie für Wirecard in den Jahren 2017 und 2018 "sachlich ungenaue" Prüfungen durchführten. Erhärtet sich dieser Verdacht droht den Prüfern bis zu drei Jahren Gefängnis.

Auch die Aktionärschützer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V. (SdK) hatten bereits schwere Vorwürfe gegen die Wirtschaftsprüfer der Wirecard AG aufgebracht und dabei Loerscher und seine Kollegen ins Visier genommen.

Aktionärsschützer schießen sich in Causa Wirecard auf EY-Buchprüfer ein - und erwischen auch einen "Deutsch-Banker"  

EY Deutschland hat wiederholt die Vorwürfe eines Fehlverhaltens bei der Prüfung von Wirecard zurückgewiesen. Pikant für die Bank: Im Jahr 2021 soll EY der Wirtschaftsprüfer der Deutschen Bank werden.

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