Grenke gibt vorläufigen Zwischenstand aus beauftragten Prüfungen

Die Übernahmen der Franchise-Tochtergesellschaften durch Grenke seien vom Wirtschaftsprüfer als "positiv" bewertet worden, teilte der Finanzdienstleister mit. Wann die endgültigen Bestätigungen der Wirtschaftsprüfer vorliegen, konnte der Konzern FinanzBusiness nicht in Aussicht stellen.
Zentrale der Grenke AG in Baden-Baden | Foto: dpa
Zentrale der Grenke AG in Baden-Baden | Foto: dpa

Der Finanzdienstleister Grenke hat erste Ergebnisse der Prüfungen seiner Tochterunternehmen im Rahmen der Manipulationsvorwürfe veröffentlicht.

Zwei Wirtschaftsprüfer für Prüfungen beauftragt

Die Gesellschaft Warth & Klein Grant Thornton (WKGT) ist demnach mit der Überprüfung der "Vorteilhaftigkeit" und "Marktüblichkeit" der Übernahme von Franchise-Unternehmen durch Grenke befasst. Zudem habe die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG ihre Prüfungsaktivitäten im Rahmen der Tätigkeit als Abschlussprüfer deutlich ausgeweitet, hieß es in der Mitteilung. Vorrangig werde die Existenz des Zahlungsmittelbestandes und des Leasinggeschäftes validiert.

Wann die endgültigen Prüfungsberichte der Wirtschaftsprüfer vorliegen, konnte ein Sprecher von Grenke FinanzBusiness nicht in Aussicht stellen. Zeitlich könnte man dazu nichts sagen, da dies außerhalb der Einflusssphäre des Konzerns liege. Hinzu komme die erschwerte Lage durch die Corona-Pandemie und entsprechend geringe Vorhersehbarkeit im weiteren Prozess.

Grenke wolle mit der Mitteilung die Öffentlichkeit schnellstmöglich informieren, um klarzumachen, dass der Prozess so konsequent wie möglich weitergehe, um möglichst hohe Transparenz zu schaffen, ließ ein Sprecher von Grenke verlauten.

WKGT stuft Übernahme der Franchise-Unternehmen als "positiv" ein

WKGT habe Informationen zu sämtlichen Franchise-Übernahmen erhalten und überprüfe zunächst vier ausgewählte Transaktionen zwischen 2008 und 2018 im Detail. Nach 2018 ist keine weitere Übernahme erfolgt, teilte Grenke in seinem Bericht mit.

Bei den vier Übernahmen handelt es sich um die größten Übernahmen, die zusammengenommen rund 60 Prozent der gezahlten Kaufpreise für alle bisher erworbenen Franchise-Gesellschaften umfassen. Die Nachweise für die Auszahlungen der Kaufpreise der untersuchten Franchiseübernahmen wurden laut Grenke erbracht und werden derzeit abschließend überprüft.

Wie WKGT dem Grenke-Aufsichtsrat mitteilte, generieren die seit 2008 übernommenen Franchiseunternehmen zusammengenommen für den Konzern Ergebnisbeiträge, die zum einen direkt in den einzelnen Landesgesellschaften, zum anderen auch in weiteren Konzerngesellschaften anfallen. Insgesamt lägen diese im Rahmen von Ergebniserwartungen, die eine Investition in Beteiligungen rechtfertigen, teilte Grenke mit. Die Übernahmen könnten daher als für den Grenke-Konzern "positiv" bezeichnet werden.

Marktübliche Kaufpreisermittlung für Tochtergesellschaften

Zur Bewertung der Tochtergesellschaften für die Kaufpreisfindung sei ein sogenanntes Multiplikator-Verfahren angewandt worden, das eine allgemein übliche Methode zur Unternehmensbewertung darstelle und somit von WKGT als "sinnvoll" bezeichnet wurde, ließ Grenke verlauten.

KPMG überprüft Zahlungseingänge von Leasingnehmern

Zudem prüfe KPMG derzeit den Leasingvertragsbestand anhand von Zufallsstichproben in den größten Märkten Deutschland, Italien, Frankreich, Großbritannien, Spanien und Portugal, hieß es weiter. Dies schließt neben der Validierung von Zahlungseingängen ebenso die Verbuchung und Abgleich in der Vertragsdatenhaltung ein. Der Konzern wies konkrete Zahlungseingänge zu den Stichtagen 1. Juli, 1. August und 1. Oktober 2020 in seiner Mitteilung aus.

Daneben analysiert die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in einer ersten Zufallsstichprobe die Existenz der Leasingverträge auf Einzelfallbasis. Für die Prüfung seien einzelne Leasingnehmer direkt von KPMG kontaktiert worden.

Auch mit der Überprüfung der Geschäftsorganisation sei KPMG betraut: Dies umfasst den Umgang mit Rechtsfällen und Kundeneinwänden, Know-Your-Customer (KYC), sowie Geldwäsche- und Betrugsprävention. Zum derzeitigen Stand habe KPMG keine wesentlichen Auffälligkeiten im Geschäftsmodell und der Geschäftsorganisation erkennen können, teilte Grenke mit.

Grenke will Franchisemodell weiterentwickeln

Grenke betonte, dass die Prüfungshandlungen noch nicht abgeschlossen seien, daher können zum aktuellen Zeitpunkt außer der Bestätigung über die Grenke-Guthaben bei der Bundesbank noch keine Zwischenberichte der Wirtschaftsprüfungsgesellschaften vorgestellt werden.

KPMG hat Bestätigung für Grenke-Guthaben bei Bundesbank erhalten 

In der Mitteilung handele es sich daher lediglich um Einschätzungen durch den Vorstand und den Prüfungsausschuss des Aufsichtsrats "auf Basis erster Zwischenergebnisse und der laufenden Statusmitteilungen der beauftragten Prüfer".

 "Wir wollen den finalen Prüfungsergebnissen nicht vorgreifen. Wir werden daher erst abschließend darüber berichten, wenn die Ergebnisse validiert und belegt wurden. Gleichzeitig möchten wir aber über den derzeitigen Stand informieren. Überdies prüfen wir selbst verschiedene Optionen für eine Weiterentwicklung des Franchisemodells. Auch hier wollen wir schnell vorankommen", kommentierte Sebastian Hirsch, Vorstandsmitglied von Grenke.

Nur eine Transparenz-Offensive kann Zweifel bei Grenke ausräumen 

Wolfgang Grenke sieht sich als Opfer von Marktmanipulation 

Jetzt teilen

Zum Newsletter anmelden

Bleiben Sie mit unserem Newsletter immer auf dem aktuellen Stand der Entwicklungen Ihrer Branche.

Newsletter-Bedingungen

Die jüngsten FinanzBusiness-Artikel

Die GLS Bank ist bislang die einzige Bank, die Debitkarten aus Holz standardmäßig ausgibt. | Foto: GLS Bank

Zweifel an Nachhaltigkeit der neuen Genossen-Holzkarte

Für Abonnenten

Lesen Sie auch