Geldmenge in der Eurozone wächst überraschend langsamer

Das Wachstum der Geldmenge in der Eurozone hat sich im August überraschend abgeschwächt. Die breit gefasste Geldmenge M3 erhöhte sich gegenüber dem Vorjahresmonat um 9,5 Prozent. Das teilte die Europäische Zentralbank (EZB) am Vormittag in Frankfurt mit.
Analysten hatten ein Wachstum von 10,2 Prozent erwartet, das wäre etwas mehr gewesen als im Juli, als die Geldmenge um 10,1 Prozent zulegte. Das war der höchste Stand seit Mitte 2008.
Das Wachstum der enger gefassten Geldmenge M1 schwächte sich ebenfalls ab. Die Rate fiel von 13,5 auf 13,2 Prozent.
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Die Kreditvergabe der Geschäftsbanken an die privaten Haushalte wuchs im August wie im Vormonat um 3,0 Prozent. Das Wachstum der Kreditvergabe an Unternehmen verharrte bei 7,1 Prozent.
Sorge vor zu viel Inflation wohl unbegründet
Das Geldmengenwachstum bleibt trotz des Rückgangs im historischen Vergleich hoch. Fachleute führen das vor allem auf die Krisenpolitik der EZB zurück. Zur Bekämpfung der Corona-Folgen kauft sie in großem Ausmaß Wertpapiere wie Staatsanleihen. Dazu versorgt sie die Euroraum-Banken mit sehr günstigen Langfristkrediten.
Der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel, schrieb in einer Einschätzung, zwar sei es verständlich, dass das starke Geldmengenwachstum vor allem bei älteren Menschen Befürchtungen wecke, die die Geldentwertung im Zuge des Zweiten Weltkrieges noch miterlebt haben.
Die durch Anleihenkäufe entstandene Liquidität lande jedoch größtenteils wieder bei der EZB. "Linke Tasche, rechte Tasche", so Gitzel und weiter: "Wenn das Geld aber nur bedingt in der Realwirtschaft landet, bleiben die Inflationsgefahren überschaubar. Die im Zuge der Corona-Krise angestiegenen Arbeitslosenquoten tun ihr Übriges. Solange die Löhne nicht steigen, bleibt jeglicher Inflationsdruck aus."
Tatsächlich verfehlt die EZB ihr Inflationsziel von knapp unter zwei Prozent seit Jahren.
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