"Eine Fusion löst keine Probleme, nur gute und funktionierende Geschäftsmodelle tun dies", sagt Achim Brunner

FinanzBusiness fragt den Vorstandsvorsitzenden der Raiffeisenbank im Hochtaunus, wie das Geschäftsjahr 2021 gelaufen ist und was er von Fusionen hält.
Achim Brunner, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank im Hochtaunus | Foto: Raiffeisenbank im Hochtaunus eG
Achim Brunner, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank im Hochtaunus | Foto: Raiffeisenbank im Hochtaunus eG

Herr Brunner, wenn Sie auf 2021 zurückblicken, was hat Ihr Geschäft am entscheidendsten geprägt?

"Für uns war das Jahr 2021 erneut ein sehr erfolgreiches Jahr und dies in vielerlei Hinsicht. Die tragenden Säulen unseres zukunftsfähigen Geschäftsmodells konnten wir in diesem Jahr weiter ausbauen und zum Wachstum anregen.

Die Investoren- und Projektfinanzierung (IPF) ist der Motor des Immobiliengeschäfts der Raiffeisenbank im Hochtaunus eG, das wir ausbauen konnten. Durch die  individuelle Betreuung der Experten haben wir unser Netzwerk 2021 wieder erweitert, sodass mittlerweile rund 300 aktive Bauträger zum Portfolio der IPF gehören.

Mit unserer zweiten Säule - der Onlinebank - haben wir den Digitalisierungstrend früh erkannt und uns somit im digitalen Markt positioniert. Mit unserem Onlinekonto konnten wir unseren Kundenstamm um rund 70 Prozent ausbauen. Das Kontowachstum liegt bei 40 Prozent - so viel wie nie zuvor. Mit unserem OnlineOnly Konto gehören wir zu den wenigen Banken, die ihren Kunden ein kostenloses Konto anbieten.

Auch die Filialbank ist trotz Pandemie stabil. Für einen reibungslosen und kundenfreundlichen Austausch haben wir die Videoberatung eingeführt, sodass Kundengespräche nun auch digital stattfinden können.

Da Digitalisierung in der heutigen Zeit neue Möglichkeiten eröffnet, haben wir uns für eine Kooperation im Finanzumfeld entschieden. Das Ergebnis ist die GenoCrowd GmbH, die es erstmalig Privatanlegern ermöglicht, in gewerbliche Immobilien zu investieren. Neben der GenoCrowd stellen wir uns mit unseren Töchtern Imaxx und Genoport zukunftsfähig auf.

Dies ist den engagierten Mitarbeitern zu verdanken, die gemeinsam an unserer Unternehmensvision arbeiten. Aufgrund des gesamt-unternehmerischen Erfolgs ist es daher eine logische Entscheidung, dass wir unsere 'Mannschaft' um rund 15 Prozent aufgestockt haben."

Welche Erwartungen, die Sie zu Jahresbeginn 2021 hatten, haben sich erfüllt, und welche nicht?

"Aufgrund der oben aufgezeigten Entwicklungen der Raiffeisenbank im Hochtaunus eG kann ich heute voller Stolz sagen: Wir haben unsere gesetzten Ziele nicht nur erreicht, sondern diese auch übertroffen. Wir gehen durchweg positiv in das neue Jahr."

Bis zur Vorlage des Jahresergebnisses dauert es noch ein paar Wochen. Aber geben Sie doch bitte noch eine qualitative Einschätzung: Wie ist 2021 für Ihr Haus gelaufen?

"Wie eingehend erwähnt, war das Jahr 2021 erneut ein sehr erfolgreiches Jahr. Unsere Bilanzsumme konnten wir von 750.000 Euro auf gut eine Milliarde Euro erhöhen. Das Wachstum im Kreditgeschäft prognostizieren wir mit 30 Prozent und werden das Kernkapital voraussichtlich verdoppeln. Unsere CIR konnten wir auf unter 51 senken. Die Zinsspanne können wir über drei Prozent halten und das Betriebsergebnis wird nach Bewertung bei 1,6 Prozent (in Bezug auf die durchschnittliche Bilanzsumme) auslaufen. Wir sind also mit den Entwicklungen sehr zufrieden."

Ebenfalls besteht jetzt mehr Klarheit bei Basel III. Wie bewerten Sie die regulatorischen Auswirkungen auf Ihr Haus?

"Unser Haus hat die Vorgaben zu Basel III laufend von Beginn an beobachtet und die Umstellung rechtzeitig vorbereitet. Deshalb können alle Anforderungen, insbesondere die Eigenmittel, erfüllt werden, obwohl die Vorgaben anspruchsvoll sind."

2021 wurde ein neuer Bundestag gewählt. Welche Erwartungen hegen Sie an Berlin?

"Nach dem turbulenten Wahlkampf gibt es klare Forderungen an die Berliner Politik: Die nächsten Jahre sind für unser Land sehr entscheidend. Mit der neu gebildeten Ampel-Koalition in Berlin herrscht nicht nur in der Landeshauptstadt ein neuer Tatendrang.

Wir alle merken die Veränderungen auf dem Finanzmarkt und die damit einhergehenden geänderten Anforderungen an diesen. Daher wäre mein Wunsch an die neue Koalition in Berlin, den Finanzstandort Deutschland zu stärken und auch im europäischen Wettbewerb als eine Größe zu etablieren.

Um eine nachhaltige Wirtschaft zu erreichen, sind hohe Investitionssummen und damit entsprechend umfangreiche Finanzierungen notwendig. Meiner Meinung nach sind die Banken daher als Schlüssel zur Nachhaltigkeit zu verstehen und dementsprechend auch zu nutzen. Wäre es nicht schön, wenn Planungssicherheit für alle auf Basis klarer, wissenschaftsbasierter Transformationspfade bestünde?

Daher wäre es mir persönlich wichtig, dass Finanzierungen, die nachweislich den festgelegten Nachhaltigkeitskriterien entsprechen, entsprechend niedrigeren Kapitalanforderungen unterliegen.

Für 2022 adressieren wir sowohl an die Politik als auch an die Aufsicht die Bitte, eine klare Differenzierung in der Regulatorik vorzunehmen. Das Augenmerk beider Institutionen muss stärker auf dem an immenser Bedeutung gewinnenden nicht-regulierten Markt liegen und hierbei die gleichen Maßstäbe ansetzen, die für alle Banken gelten. Einfach ausgedrückt: Gleiche Spielregeln für alle Marktteilnehmer."

Wie stehen Sie zu Fusionen mit anderen Instituten in Ihrer Region?

"Ich persönlich bin kein Fan von Fusionen. Wir tun alles dafür, dass 'Meine Bank' weiterhin aus eigener Kraft wächst. Der unternehmerische Erfolg und die positiven Geschäftszahlen resultieren aus den richtigen Entscheidungen, die wir getroffen haben und auf der Leistung meines gesamten Teams.

Erfolg im Allgemeinen beruft nicht auf den Zukauf von Bilanzsumme und Mitarbeitern. Ich bin der Meinung, dass eine Fusion keine Probleme löst, nur gute und funktionierende Geschäftsmodelle tun dies.

Was wünschen Sie sich für 2022?

Für das dieses Jahr wünsche ich mir, dass wir auf den Erfolgen von den letzten Jahren aufbauen können. Ich bin stolz auf das, was wir geschaffen haben und freue mich auf die nächsten Herausforderungen. Erfolg lebt auch vom Austausch und dem gemeinsamen Arbeiten an einer Vision. Ich wünsche mir, dass Netzwerken auf Veranstaltungen wieder bedenkenlos möglich sein wird und wir wieder alle an den Vorteilen teilhaben werden.

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