Stimmrechtsberater rät Commerzbank-Aktionären, Vergütungssystem abzulehnen

Der Stimmrechtsberater Glass Lewis hat den Aktionären erneut empfohlen, gegen das von der Bank vorgeschlagene Vergütungssystem zu stimmen. Kritisiert wird vor allem die rückwärtsgewandte Leistungsbewertung des Vorstands.
Manfred Knof, Vorstandsvorsitzender der Commerzbank. | Foto: picture alliance/dpa | Arne Dedert
Manfred Knof, Vorstandsvorsitzender der Commerzbank. | Foto: picture alliance/dpa | Arne Dedert

Der Stimmrechtsberater Glass Lewis hat Aktionären erneut empfohlen, auf der diesjährigen Hauptversammlung am 11. Mai gegen das von der Commerzbank vorgeschlagene Vergütungssystem zu stimmen. Das geht aus einer Studie hervor, die FinanzBusiness vorliegt. Das ”Handelsblatt” hatte zuvor darüber berichtet.

”Glass Lewis betrachtet hohe Festgehälter mit Skepsis, da eine solche Vergütung nicht direkt an die Leistung gekoppelt ist und als Krücke dienen kann, wenn die Leistung hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist. Außerdem stellen wir fest, dass ein hohes Grundgehalt die Höhe der kurz- und langfristigen Anreize, die einer Führungskraft gewährt werden, noch verstärkt, da solche Prämien oft als fester Prozentsatz des Grundgehalts gewährt werden”, schreiben die Berater in ihrem Bericht.

Die Commerzbank hatte ihr Vergütungssystem überarbeitet und mit Wirkung zum Geschäftsjahr 2023 einige Änderungen vorgeschlagen. Glass Lewis sehe ”keinen wesentlichen Grund zur Besorgnis” hinsichtlich der vorgeschlagenen Änderungen.

Allerdings habe man nach wie vor einige Bedenken hinsichtlich der Konzentration des gesamten Anreizsystems auf einen rückwirkenden Leistungszeitraum, der als gewichteter Durchschnitt berechnet wird, wobei 50 Prozent für das Berichtsjahr und abnehmende Prozentsätze für die beiden vorangegangenen Jahre veranschlagt werden.

”Während 84 Prozent der Zuteilung für Zeiträume zwischen einem und sechs Jahren aufgeschoben werden (einschließlich Unverfallbarkeits- und Haltebestimmungen), fehlt dem System eine zukunftsorientierte mehrjährige Leistungsbewertung”, merkt Glass Lewis an und empfiehlt den Aktionären, gegen den Vorschlag zu stimmen.

CEO-Gehalt über ”Blue Chip”-Durchschnitt

Die Stimmrechtsberater kritisieren auch das Gehalt des Vorstandsvorsitzenden Manfred Knof. Dieses lag 2021 bei 1,92 Mio. Euro (Feste Vergütung). Die übrigen Vorstandsmitglieder erhielten eine feste Vergütung in Höhe von 990.000 Euro.

So kommentiert Glass Lewis in der Studie: ”Das durchschnittliche Grundgehalt der Vorstandsvorsitzenden deutscher Blue-Chip-Unternehmen lag im Geschäftsjahr 2020 bei etwa 1,4 Mio. Euro; der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens erhält also ein deutlich höheres Grundgehalt als das ihrer Konkurrenten. Darüber hinaus ist das Grundgehalt des neuen CEO 15 Prozent höher als das seines Vorgängers, dessen Grundgehalt bereits von 1,31 Mio. auf 1,67 Mio. im Geschäftsjahr 2020 erhöht wurde.”

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Als ”Blue Chip”-Unternehmen werden umsatzstarke Aktien großer Unternehmen bezeichnet, auf deren Kursentwicklung führende Indizes beruhen. Sie zeichnen sich durch ein hohes Handelsvolumen und eine höheres Engagement institutioneller Investoren aus. Die Commerzbank ist aktuell im M-Dax vertreten.

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