Commerzbank will Risikovorsorge nicht auflösen

In einem Zeitungsinterview sagt CEO Manfred Knof noch ein herausforderndes Jahr voraus. Gleichwohl winkt er Mitarbeitern und Führungskräften mit höheren Bonuszahlungen, vielleicht auch sich selbst und seinen Vorstandskollegen.
Commerzbank-CEO Manfred Knof | Foto: picture alliance/dpa | Arne Dedert
Commerzbank-CEO Manfred Knof | Foto: picture alliance/dpa | Arne Dedert

Commerzbank-Chef Manfred Knof erwartet im kommenden Jahr keinen konjunkturellen Rückenwind. Dies sagte er in einem Interview mit dem "Handelsblatt".

"2022 wird nicht nur wegen der Coronakrise ein herausforderndes Jahr. Die Inflation belastet viele unserer Kunden, insbesondere die gestiegenen Energie- und Immobilienpreise. Zudem gibt es infolge der Pandemie nach wie vor Probleme bei den Lieferketten und große geopolitische Risiken", sagte Knof der Zeitung.

Darum will Deutschlands zweitgrößte Geschäftsbank den gebildeten "Corona-Puffer in der Risikovorsorge von rund 500 Mio. Euro" nicht auflösen, sondern mit ins neue Jahr nehmen.

Rosiger sollten die Aussichten für diejenigen Mitarbeiter und Führungskräfte sein, deren Verträge Bonuszahlungen vorsehen. "Die Mitarbeiter und Führungskräfte haben einen höheren Bonus verdient als für 2020", sagte Knof in dem Interview.

Auch sich selbst und seine Vorstandskolleginnen und -kollegen mag er nicht ausschließen. Er lehnte es ab, dass der Vorstand von sich aus auf Bonuszahlungen verzichtet. "Was den Vorstand angeht, möchte ich der Einschätzung des Aufsichtsrates hier nicht vorgreifen", sagte er. "Wir werden aller Voraussicht nach ein positives Ergebnis erwirtschaften und unsere Ziele erreichen oder sogar übertreffen. Wie hoch dann die variable Vergütung ausfällt, das entscheidet der Aufsichtsrat auf Basis der strengen Regeln unseres Vergütungssystems."

Hart gibt sich Knof indes, was einen Tarifvertrag für die Mitarbeiter der Tochtergesellschaft ComTS angeht.

Verdi-Gewerkschaftler im Aufsichtsrat sieht Betriebssicherheit der Commerzbank in Gefahr

"Wir haben in diesen Gesellschaften - auch ohne Tarifvertrag - gute Arbeitsbedingungen, die flexibel auf die Situation und Bedürfnisse vor Ort ausgerichtet sind, und wir stehen auch dort im kontinuierlichen, konstruktiven Dialog mit den Betriebsräten", sagte der Commerzbank-Chef dem Handelsblatt.

Knof bekräftigte in dem Interview, an der polnischen Tochter mBank festhalten zu wollen und sie nicht, wie sein Vorgänger Martin Zielke, zum Verkauf zu stellen. Die mBank sei "ein Teil der Commerzbank" - trotz der Risiken durch die Kreditvergabe in Schweizer Franken an polnische Häuslebauer, die Gegenstand eines schwebenden Rechtsstreits sind.

Commerzbank-Tochter sucht Kompromiss bei Schweizer-Franken-Krediten in Polen 

"Die mBank und die Commerzbank sind nach wie vor der Meinung, dass die damals in Schweizer Franken vergebenen Kredite legal sind und legal waren. Die endgültige Entscheidung der polnischen Justiz zu dem Thema wird sich aber noch hinziehen", so Knof zum "Handelsblatt". Jetzt müsse aber auch abgewartet werden, wie ein "Pilotversuch" funktioniere, in dem die mBank einigen betroffenen Kunden ein Vergleichsangebot unterbreite.

Bedeckt hielt sich Knof, der in dem Interview eine positive Bilanz des ersten Restrukturierungsjahres zog, zum möglichen Rückzug des Bundes, der knapp 16 Prozent an der Commerzbank hält. "Da die Commerzbank ein privates Unternehmen ist, halte ich es für richtig, dass sie mittelfristig ohne Staatsbeteiligung agieren sollte. Aber die neue Bundesregierung hat derzeit, glaube ich, brennendere Themen auf ihrer Agenda. Und wir selbst stecken noch mitten im Umbau", sagte er der Zeitung. Über eine im Zusammenhang mit dem Rückzug des mögliche Aufstockung der Beteilung des Finanzinvestors Cerberus mochte Knof "nicht spekulieren." Einen persönlichen Kontakt mit Finanzminister Christian Lindner (FDP) habe es nach dessen Amtsantritt auch noch nicht gegeben.

2024-Ziel ehrgeizig, aber nicht unrealistisch

Sein Ziel, 2024 eine Eigenkapitalrendite von knapp sieben Prozent zu erwirtschaften, nannte er "ehrgeizig, aber nicht unrealistisch. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir sie erreichen. Mir ist aber auch klar, dass sich die Commerzbank das Vertrauen des Kapitalmarkts nach den Enttäuschungen der vergangenen Jahre erst wieder verdienen muss", sagte Knof in dem Interview.

Jetzt teilen

Zum Newsletter anmelden

Bleiben Sie mit unserem Newsletter immer auf dem aktuellen Stand der Entwicklungen Ihrer Branche.

Newsletter-Bedingungen

Die jüngsten FinanzBusiness-Artikel

Die GLS Bank ist bislang die einzige Bank, die Debitkarten aus Holz standardmäßig ausgibt. | Foto: GLS Bank

Zweifel an Nachhaltigkeit der neuen Genossen-Holzkarte

Für Abonnenten

Lesen Sie auch